Wie vor 100 Jahren

SCHWARZENBORN. Die Feuerwehr des 53 Einwohner "starken" Orts Schwarzenborn wird aufgelöst. Sie bestand zuletzt nur noch aus drei Mitgliedern. Der Verbandsgemeinderat Manderscheid beschließt am Donnerstag die Auflösung.

In kleinen Dörfern wird es aufgrund erhöhter Ausbildungsanforderungen an die Feuerwehrleute immer problematischer. Vor allem Wehrführer sind nur schwer zu finden. Die müssen eine intensive überörtliche Ausbildung absolvieren, die zeitraubend ist und für die sich manch potenzieller Wehrführer nicht in der Lage sieht. Vermehrt kommen Kostenaspekte hinzu und auch Überlegungen, generell Feuerwehren mehrerer Dörfer zusammen zu schließen. Doch in Schwarzenborn (Verbandsgemeinde Manderscheid) mit seinen 53 Einwohnern trifft kaum einer dieser Aspekte zu. In Schwarzenborn spielen die erhöhten Anforderungen an die Ausbildung der Feuerwehrleute zwar mit eine Rolle, berichten Ortsbürgermeister Jörg Klein und Verbandsbürgermeister Wolfgang Schmitz (Manderscheid). Entscheidender Fakt ist aber, dass sich nur noch drei Männer für die Mitarbeit in der Feuerwehr interessieren. Trotz stetiger Bemühungen konnte kein neues Mitglied gewonnen werden. Tragkraftspritze bereits abgeholt

Verschiedene Gründe werden angeführt - von der privaten Situation über berufliche Belastung bis hin zu innerdörflichen Angelegenheiten. Und als dann Wehrführer Mathias Thul im vergangenen Jahr 60 Jahre alt wurde und gemäß Landesbrandschutzgesetz das Wehrführeramt und die Feuerwehrmitgliedschaft aus Altersgründen niederlegen musste, war die Richtung unverkennbar. "Bei mindestens sieben Mitgliedern hätten wir nicht an eine Auflösung gedacht", sagen Wolfgang Schmitz und VG-Wehrleiter Michael Weiler. Die Wehr aus dem knapp einen Kilometer entfernten Eisenschmitt hat bereits zum 1. Januar die Aufgaben des Brandschutzes übernommen. Am Donnerstag wird der VG-Rat Manderscheid die formale Auflösung beschließen. Praktisch ist dies schon geschehen, der Feuerlöschanhänger mit Tragkraftspritze ist bereits aus dem Feuerwehrgerätehaus abgeholt worden. "Ich bedauere diese Entwicklung", sagt Mathias Thul und erzählt aus der Geschichte der Feuerwehr. Ein Kassenbuch aus dem Gründungsjahr 1926 gibt Interessantes preis. Im Juni wurden Uniformröcke, Uniformtuch, zwei Haspeln, Koppeln, Signalpfeifen und andere Feuerwehrartikel gekauft. Gründungstag war vermutlich der 6. Januar. Denn in den Jahren danach wird jeweils am Dreikönigstag (damals noch Feiertag) ein Fass Bier zum Stiftungstag gekauft. Erster Wehrführer wurde Johann Zils (bis 1945). Ihm folgten Johann Hohns, Hermann Timpen und Mathias Thul. Zwölf Wehrleute sowie mehrere inaktive Mitglieder gehörten zur Feuerwehr. Einmal monatlich wurde geübt. "Meines Wissens ist es in Schwarzenborn seit 1945 nicht zu einem größeren Einsatz gekommen", sagt Mathias Thul.Feuerwehr hat viele Feste ausgerichtet

Für das kulturelle Leben im kleinen Dorf auf den Salmhöhen hat die Feuerwehr einiges getan, wie aus den Eintragungen des Kassenbuchs im Bezug auf manche Feuerwehrfeste zu ersehen ist. Mathias Thul schwärmt von einer Veranstaltung im Jahr 2000. Damals lud die Feuerwehr zum Fest der Schwarzenborner für die Schwarzenborner ein. "Es war mitten im Winter ein gemütliches Beisammensein, ein tolles Miteinander mit fast allen Einwohnern." Im Schwarzenborner Feuerwehrgerätehaus werden weiterhin Druckschläuche, Strahlrohre, ein Standrohr und ein Hydrantenschlüssel bleiben, damit im Ernstfall die Bevölkerung "Erste Hilfe" leisten kann. Und so kommt es, dass im Jahre 2005 im Feuerlöschwesen der Gemeinde Schwarzenborn wieder dieselbe Situation anzutreffen ist, wie vor 100 Jahren. Die Feuerwehrchronik berichtet: "Seit dem Jahre 1901 ist die Gemeinde Schwarzenborn im Besitz von Feuerlöschausrüstung, die im Katastrophenfall den Bürgern zur Verfügung steht." Übrigens: Auch damals war die Feuerwehr Eisenschmitt für Schwarzenborn zuständig. Außer der Auflösung der Feuerwehr ist die Sanierung der WC-Anlage für Jungen in der Regionalen Schule/Grundschule Manderscheid ein Thema der Sitzung des VG-Rats Manderscheid am Donnerstag, 12. Mai. Weiterhin steht die Verabschiedung einer Resolution zur Beseitigung der Finanznot der rheinland-pfälzischen Gemeinden, Städte und Verbandsgemeinden auf der Tagesordnung. Die Sitzung im Sitzungssaal der Verbandsgemeindeverwaltung Manderscheid beginnt um 18 Uhr.

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