Wilde Raufbolde und edle Prinzessinnen

MANDERSCHEID. "Wohlgetan" haben es die Akteure des Manderscheider Burgenfestes am Wochenende. Wieder einmal tummelten sich Tausende Besucher aller Altersklassen auf der Niederburg und der Turnierwiese.

An Attraktionen mangelt es nicht. Schon im Eingangsbereich der Burg drängen sich die Menschen, denn jeder will mitbekommen, was die Gaukler dort zeigen. Kleine akrobatische Einlagen, das Spiel mit sechs Bällen gleichzeitig wird immer wieder mit dem Applaus der Umstehenden belohnt. Überall auf der Niederburg gibt es viel zu sehen und zu erleben, sei es das Backen von Stockbrot, ein Verkaufsstand für das passende mittelalterliche Outfit oder der Wein im Pallaskeller.Mittelalterliches Lagerleben

Mit zunehmender Dämmerung verlegt sich das Geschehen allerdings immer weiter auf die Turnierwiese. Zu dunkel wird es irgendwann auf den unwegsamen Pfaden der Burg. Zudem wird zu späterer Stunde ein Stück abgesperrt, damit hier das Feuerwerk vorbereitet werden kann. Unten auf der Turnierwiese findet in und um die Zelte das mittelalterliche Lagerleben statt: In der einen Ecke wilde Raufereien, während in der nächsten ein Märchen erzählt wird. Dabei sucht der Erzähler sich auch Darsteller für seine Geschichte. Dreier Prinzessinnen bedarf es. Die sind schnell gefunden: Zwei Damen in mittelalterlichen Roben geben zwei der Königstöchter, die dritte wird von einem jungen Mann präsentiert. "Frauenrollen wurden im Mittelalter oft von Männern besetzt, wie bei Monty Python", erklärt der Märchenerzähler. Ein anderer Herr hat die Aufgabe, das Tor zu spielen, und auch ein Prinz meldet sich schnell. Ein Stück weiter wird fleißig am offenen Feuer geschmiedet, andere essen mittelalterliche Gerichte: "Daz ist eyn salse würe Fleysch", "Würzsoße zu Fleisch" auf neudeutsch, steht auf dem Speiseplan der Gruppe "l'écocheur" (siehe Artikel unten). Mittlerweile sind auch die besten Plätze an der Turnierwiese vergeben. Einige Zuschauer, darunter sehr viele Amerikaner, üben sich in Geduld, um gute Sicht auf das Geschehen dort zu haben, während die Ritter in voller Rüstung beim Plausch zusammenstehen. Das große Ritterturnier ist wie immer einer der Höhepunkte des Burgenfestes. Gespannt sehen die Zuschauer, wie die Ritter als Verteidiger einer als Hexe verurteilten Frau mit den Anklägern im Streite hoch zu Ross gegeneinander kämpften. Anders als in den Vorjahren, wird aber nicht ständiges "Handgeklapper" von den Zuhörern verlangt. Dennoch sparen die Zaungäste nicht mit Applaus, die Zuschauer gehen richtig mit im Geschehen und feuern die Ritter und ihre Knappen an. "Die reiten da durch", ruft ein kleiner Junge begeistert aus, als die Ritter mit ihren Pferden durch eine offene Feuerwand reiten. Zwei junge Männer sind derart von den Aktionen auf der Turnierwiese begeistert, dass sie darüber diskutieren, wie sie wohl im nächsten Jahr selber zu den Akteuren gehören könnten.Viele junge Menschen im passenden Gewand

Überhaupt sind es viele junge Menschen, die sich beim mittelalterlichen Treiben offenbar wohl fühlen und auch im passenden "Gewand" erscheinen. "Ich bin in einem Mittelalterclub", erzählt beispielsweise David Levy, der mit seiner Freundin da ist. Er trägt ein stilechtes Hemd aus derben Stoffen. Die Atmosphäre, das Kochen, Essen, Trinken und Campen, all das fasziniert ihn an solchen Festen. Während des Ritterturniers haben sich auch einige Gäste einen Platz auf dem Weg nach oben zur Niederburg gesichert, um aus der Ferne das Geschehen zu beobachten - mit Hilfe von moderner Verstärkertechnik kein Problem. Nach dem Ende der Ritterspiele gegen 22 Uhr machen sich vor allem die Familien mit den Kindern auf den Weg und strömen in Richtung Ausgang. Viele aber bleiben noch, denn auch das große Feuerwerk von der Niederburg aus ist ein beeindruckendes Schauspiel, wenn hier auch nicht das Mittelalter, sondern eher moderne Technik im Spiel sind.

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