Wildschweine wühlen in Wehlen (Video)

Bernkastel-Kues/Wehlen · Schwarzkittel durchpflügen immer mehr Gärten in Wehlen. Doch wie soll man der Plage Herr werden?

Der Garten von Rita und Peter Busch ist beliebt bei Vierbeinern. Allerdings handelt sich in diesem Fall weder um Katzen, noch um Hunde. Es sind Wildschweine, die immer häufiger vor allem den gepflegten Rasen der Wehlener heimsuchen. Schon seit Jahren lebt das Ehepaar mit dem ungebetenen Besuch, bislang meist allerdings jenseits ihres Gartenzauns.

Doch inzwischen pflügen sie seit Wochen immer wieder Teile des Busch'schen Gartens um. "Einmal stand eines der Tiere wenige Meter vor unserem geöffneten Wohnzimmerfenster", erzählt der Hausherr. Ein Maschendrahtzaun hat das Schwarzwild wenig beeindruckt.

Das Ehepaar, das auch Ferienwohnungen vermietet, hat schon einiges versucht, um der Plage Herr zu werden. Sie haben den Garten im Dunkeln hell erleuchtet, nachts das Radio laufen lassen und Hundehaare auf dem kompletten Gelände verteilt. Wirklich genützt hat bislang keines dieser Mittel. Ihre letzte Hoffnung: Seit kurzem wird das Areal durch einen Elektrozaun abgegrenzt. "Das funktioniert - noch", sagt die Hauseigentümerin. Wie lange das so sei, wisse sie nicht.
Als Hauptursache macht Jagdpächter Thomas Schwarz die Umgehungsstraße aus. Durch den Bau sei ein Teil des Naturschutzgebietes "Streuobstwiesen Wehlen", rund fünf bis sechs Hektar, vom Rest der Fläche abgeschnitten. Dieser Bereich verbuscht. Dort stünden inzwischen die Brombeerhecken drei Meter hoch. "Ein regelrechtes El Dorado für Schwarzwild", stellt Schwarz, von Beruf Augenarzt, fest. Die Tiere fühlten sich dort "einfach sauwohl".Besonders problematisch: Durch das Gebiet verläuft auch der Weg zum Friedhof. Einheimische wie Gäste hätten inzwischen Bedenken, dort entlangzugehen. Und die Tiere sind nicht unproblematisch. Vor allem, wenn die Bachen mit ihren Frischlingen unterwegs seien, müsse man womöglich "den nächsten Baum rauf", meint Schwarz lakonisch.
Die hohe Schwarzkittel-Population sei anderswo schon mal der Tatsache geschuldet, dass Jagdpächter von auswärts stammten und nicht regelmäßig vor Ort sein könnten. Das ist in Wehlen nicht der Fall. Schwarz, der seit 30 Jahren Jagdpächter in Wehlen ist, weiß, dass es in dem Stadtteil "schon immer starke Schwarzwildstrecken gegeben hat". 2016 sei bei "Buchen und Eichen ein Vollmastjahr" gewesen.

Das heißt: Die Wildtiere hätten mehr als genug zu fressen gehabt. Frischlinge könnten bei dieser Futterlage in dem Jahr, in dem sie auf die Welt kommen, schon selbst Nachwuchs bekommen. Das vergrößere die Population. Attraktiv seien zudem sicherlich die großen Maisfelder bei Platten. Seien diese abgeerntet, kämen große Herden Anfang November an die noch warmen Moselhänge. Die Ursachen für die Wildschweinplage sind also bekannt. Doch wie bekommt man die Situation in den Griff?

"Das Problem hört an den Reviergrenzen nicht auf", sagt Ortsvorsteherin Gertrud Weydert. Sie fordert revierübergreifende Jagden und möchte diese auch in Pachtverträgen festschreiben lassen. Ob das etwas nützt? Thomas Schwarz ist da skeptisch: "Da muss die Chemie zwischen den Jägern schon stimmen, sonst ist das eine Totgeburt."

Allerdings würden diese Kooperationen durchaus stattfinden: Beispielsweise gehen am 18. November die Waidmänner und -frauen in den Revieren Wehlen, Maring-Noviand und Platten gemeinsam auf die Pirsch.Weydert hat eine weitere Hoffnung: Sie setzt auf die Ortsflurbereinigung in ihrem Stadtteil: "Vor der Zuteilung sollen die betroffenen Flächen entbuscht werden." Sie wolle das Dienstleistungsleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel bitten, möglichst rasch mit den Ausschreibungen für dieses Vorhaben zu beginnen. Wichtig sei es anschließend nur, dass die neuen Eigentümer sich dann auch drum kümmern, dass die Flächen freibleiben.
Wer mit eigenen Augen sehen möchte, wie es sich die Wildschweine nachts in einem Wehlener Garten gut gehen lassen, kann sich das im Video anschauen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort