Wildschweinen ist nichts heilig

Eigentlich leben die nachtaktiven Wildschweine im Wald. In letzter Zeit treiben sie zunehmend in Wohngebieten ihr Unwesen und hinterließen besonders häufig ihre Spuren im Wohngebiet "Am Heiligenhäuschen" auf der Ürziger Höhe.

 Erst kürzlich haben Doris und Klaus Oster (links) ihre Terrasse mit Buchsbaum bepflanzt. Bei einem Besuch auf ihrer Terrasse sieht auch Jagdhüter Anton Janosch (rechts), wie nah die Wildschweine den Menschen kommen. „Das sieht hier wie gepflügt aus, bedauert Doris Oster. TV-Foto: Claudia Müller

Erst kürzlich haben Doris und Klaus Oster (links) ihre Terrasse mit Buchsbaum bepflanzt. Bei einem Besuch auf ihrer Terrasse sieht auch Jagdhüter Anton Janosch (rechts), wie nah die Wildschweine den Menschen kommen. „Das sieht hier wie gepflügt aus, bedauert Doris Oster. TV-Foto: Claudia Müller

Ürzig. (mü) Seit 2002 wohnen Klaus und Doris Oster am Heiligenhäuschen in Ürzig. Wildschweine im Wohngebiet sind den beiden nicht fremd, aber "es waren noch nie so viele wie in diesem Jahr", erzählt Klaus Oster. Dabei wird das in der Rotte lebende Schwarzwild immer dreister. Gut sichtbar sind die Spuren direkt am Haus. "Das sieht hier wie gepflügt aus", bedauert Doris Oster.Oft liegen die Schweine in den brach liegenden Weinbergen, die Ausbeute an Eicheln ist im Wald in diesem Jahr gut. Die Schweine wollen und brauchen tierisches Eiweiß zur Nahrungsergänzung und durchwühlen den Boden bis zu einem halben Meter tief nach essbaren Wurzeln, Würmern, Engerlingen, Mäusen, Schnecken und Pilzen.Fast geräuschlos huschen sie im Mondlicht durch das Wohngebiet. "Das wird immer doller hier, man kann ruhigen Gewissens nichts pflanzen", sagt Doris Oster.Andere Hausbesitzer haben ihr Anwesen im Ürziger Neubaugebiet eingezäunt. "Wildschweine haben nur vor Elektrozaun Respekt", erklärt Anton Janosch, staatlich geprüfter Jagdhüter aus Ürzig. Durch alle anderen Zäune graben sie sich drunter durch."Seit Jahrzehnten gibt es eine Wildschweinplage", schildert Eduard Gaub, Ansprechpartner für Jäger bei der Verbandsgemeinde (VG) Bernkastel-Kues.Die Osters wünschen sich eine Treibjagd. Das nachtaktive Schalenwild ist ganzjährig zum Abschuss frei. Da es keine Abschussverpflichtung für die Jagdpächter gibt, hätten Bachen, Keiler und Frischlinge ein ruhiges Leben in vielen Orten der VG, schildert Gaub. Befriedete Bezirke und Vorgärten dürfen nicht bejagd werden, die Jagdpächter haben keine Wildschadenspflicht für Sonderkulturen wie Weinberge oder private Schäden.Durch das reichhaltige Nahrungsangebot in so genannten "Mastjahren" ist mit viel Nachwuchs beim Schwarzwild zu rechnen. Wildschweine sind Allesfresser und sehr anpassungsfähig, ausgewachsene weibliche Stücke wiegen bis zu 70 Kilo, Keiler bis zu 90 Kilo. Nach acht bis zehn Monaten sind weibliche Jungtiere geschlechtsreif. männliche Tiere sind erst im zweiten Lebensjahr fortpflanzungsfähig.Die Gemeinde als Jagdgenossenschaft kann nur auf moralischem Wege appellieren, sagt Anton Janosch. Die Jagdpacht ist nicht preiswert, daher kommt auch der Pächter der Ürziger Jagd von außerhalb. Jagen ist in hellen Halbmond- bis Vollmondnächten bei nicht bewölktem Himmel möglich. Begehrte Trophäen sind die waidmännisch als "Gewaff" bezeichneten Eckzähne des Schwarzwilds.

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