Willi hilft, und Igor packt mit an
TRABEN-TRARBACH. Unbeschreibliches Elend herrscht nach wie vor in den von der Flutkatastrophe betroffenen Küstenregionen Südostasiens. Hunderttausende Menschen haben alles verloren. Sie brauchen dringend Hilfe. Ein Mann aus Traben-Trarbach will vor Ort beim Aufbau mit anpacken.
So ganz genau weiß Igor Tschekan nicht, was ihn erwarten wird. Mitte Februar wird der gebürtige Moldawier, der seit knapp vier Jahren mit seiner Familie in Traben-Trarbach wohnt, nach Thailand fliegen. Nicht, um dort Urlaub zu machen oder sich die Kulturschätze des Landes anzuschauen, sondern um zu helfen. Ganze Landstriche hat die Flutwelle verwüstet, ganze Dörfer wurden einfach weggespült.Verein "Willi hilft e.V." baut Häuser
Igor Tschekan will helfen, weil er gebraucht wird. Kurz nach Weihnachten hat er im Fernsehen einen Bericht über die Hilfsaktion "Willi hilft e.V." gesehen. Sie wurde gegründet von dem bekannten Koblenzer Säbelfechter und Olympiateilnehmer Wiradech "Willi" Kothny, der in Thailand aufgewachsen ist. Kothny sammelt Gelder für den Aufbau eines Dorfes für mittellose Fischer, so genannte "Sea-Gipsys" (Wasserzigeuner), in Thailand. Kothny studiert derzeit in Bangkok und hat persönliche Beziehungen zu dem durch den Tsunami zerstörten Dorf Ban Bangsak. Von den 1600 Einwohnern kamen 62 durch die Flutwelle um. 100 der 250 Häuser wurden total zerstört. Das Projekt sieht den Aufbau von Häusern vor, einfache, feste und dauerhafte Häuser zum Preis von rund 1500 Euro. Dafür werden Handwerker gebraucht. Fachleute wie Igor Tschekan, der Schreiner lernte und in mehreren Betrieben, zuletzt auch in einem Dachdeckerbetrieb, arbeitete. Zurzeit ist der 44-Jährige, der mit Ehefrau Martina und den beiden Kindern Anna (4) und Katharina (6) in Traben wohnt, arbeitslos. Er hofft, im Frühjahr wieder Arbeit zu finden. Jetzt hat er aber Zeit und will diese Zeit sinnvoll nutzen. "Die Entscheidung, in Thailand zu helfen, habe ich aus dem Bauch heraus getroffen", sagt Tschekan und ergänzt: "Ich brauche eine Aufgabe." Ehefrau Martina unterstützt ihren Mann. "Natürlich ist das alles nicht ohne Risiko, aber es tut gut zu wissen, dass die Hilfe direkt bei den Menschen ankommt." Rund 100 Häuser will "Willi hilft e.V." bauen. Bis zum Mai, wenn der große Monsunregen erwartet wird, sollen die Häuser gedeckt sein. Igor Tschekan muss in den drei Wochen auf viele Annehmlichkeiten, die für uns selbstverständlich sind, verzichten. Garantiert wird lediglich ein Dach über dem Kopf, eine Kokosmatte auf dem Fußboden und Verpflegung, wie sie auch die Einheimischen kennen. Das heißt Reis mit Beilage und Wasser. Ein kleine Entlohnung ist ebenfalls vorgesehen: drei Euro am Tag. Auch für den Flug müssen die deutschen Helfer selbst aufkommen. Der Verein hat mit einem Reisebüro Sonderkonditionen vereinbart, dennoch kostet der Hin- und Rückflug immer noch 700 Euro.Spendenkonto der evangelischen Kirche
Der Freundes- und Bekanntenkreis von Igor Tschekan und Martina Kölsch hat schon kräftig fürs Flugticket gesammelt. Über weitere Spenden ist Igor Tschekan natürlich froh. Sollte mehr zusammenkommen, als das Ticket kostet, wird er den Betrag vor Ort in Baumaterial investieren. Die evangelische Kirchengemeinde Traben-Trarbach hat ein Konto eröffnet bei der KSK Mittelmosel, Konto 900 347 11, Stichwort "Thailandhilfe".
