Winterliche Weinbergstour machte Lust und Laune

TRABEN-TRARBACH. (G.K.-B.) Mehr als zwei Dutzend Gäste der Stadt und auch einige Einheimische hatten sich zur Weinbergs-Schnuppertour eingefunden, die das Weingut Friedrich Storck zum Jahresende anbot und die hinauf führte ins Trarbacher Taubenhaus.

Von dieser Weinlage bietet sich nicht nur ein wunderschöner Blick auf die Doppelstadt, hier wachsen auch exzellente Weine, und Winzermeister Peter Storck informierte die Gäste über die Arbeit im Wingert und nebenbei hielt er noch allerlei Wissenswertes zur Geschichte der Stadt Traben-Trarbach parat. Gewappnet mit Hacken und Rebscheren hatte sich die Truppe, darunter viele Niederländer und Gäste aus dem Münster- und Emsland sowie den neuen Bundesländern, in den Weinberg begeben. Viele waren erstmalig an die Mosel gereist und verfolgten interessiert Peter Storcks Ausführungen zur Erziehung der Rebe und den notwendigen Schnitt, die Wärme speichernden Schieferböden und die Riesling-Traube, die das milde Moselklima besonders liebt.Aromen brauchen ihre Zeit

Bei Temperaturen um den Nullpunkt erfuhren die fröstelnden Weinbergsgänger, dass es an der Mosel bis in den Spätherbst wonnig warm ist und die Riesling-Trauben davon profitieren. "Hier gibt es Aromen und das braucht Zeit", erläuterte der Winzermeister. "Das ist ja alles Handarbeit", merkte ein Gast respektvoll an, als Peter Storck den Rebschnitt zeigte. Wer wollte, durfte sich anschließend selbst einmal daran versuchen, und dann ging es steil den Weinberg hinauf. Peter Sauerbrei aus Meiningen hatte die Hacke geschultert und nun lockerte er unter fachkundiger Anleitung von Peter Storck und angespornt von den anderen Urlaubern den Boden rund um die Reben auf. Die aufmerksamen Ohren registrierten alsbald einen anderen Ton, "ein Stein" rief einer, "eine Schatzkiste" ein anderer. Der Thüringer war tatsächlich fündig geworden und förderte eine Holzkiste zutage, in der warm verpackt zwei Flaschen 2002er Dornfelder aus dem Trabener Kräuterhaus lagen. "Da komme ich zum ersten Mal an die Mosel und finde gleich einen Schatz", freute er sich. Unter Strohballen versteckt waren die Weingläser, und mit kalten Fingern wurde der leicht angewärmte leckere Rote direkt im Weinberg genossen und Peter Storck erzählte derweil die Geschichte der kühnen Gräfin Loretta, die einst den Kurfürst Balduin von Trier gefangen nahm. Friedlich lag Traben-Trarbach den Gästen zu Füßen, friedlich die Stimmung im Weinberg, doch dass es hier auch rauer zugehen kann, verschwieg Peter Storck nicht. Vor vier Jahren wurde ein neu angelegter Weinberg, dessen Boden noch nicht strukturiert und bewachsen war, Opfer eines heftigen Unwetters, bei dem 60 Liter Regen pro Quadratmeter in nur 30 Minuten niederprasselten, und die Schlamm-Massen aus dem Weinberg machten auch vor den Wohnhäusern in Trarbach nicht Halt. Die Besucher vernahmen es mit Schaudern und erfuhren, dass auch Sexuallockstoffe durch die Weinberge schwirren. Die von den Winzern aufgehängten Behälter verwirren die den Trauben gefährlich werdenden Motten der Heu- und Sauerwürmer dermaßen, dass denen jegliche Lust vergeht.Abschluss im heimeligen Weinkeller

Der frisch gepflügte Weinberg am Taubenhaus ging jedoch nicht auf das Konto eines fleißigen Winzers, sondern auf die Wildschweine, die immer öfter auch im Stadtgebiet die Sau rauslassen und gepflegte Rasenflächen verwüsten. "Wer Wildschweinbraten isst, macht sich sehr nützlich", appellierte Peter Storck an die Gäste. Ihren gemütlichen Abschluss fand die Schnuppertour bei Kerzenschein im heimeligen Weinkeller, wo zehn edle Tropfen von knochentrocken bis edelsüß über die sich stetig weiter lockernden Zungen rollten. Für die Mosel-Erstbereiser, darunter erfreulicherweise viele junge Paare, war dies ein prächtiger Appetithappen, zumal die Einheimischen ihnen mit den Schilderungen von Weinfesten, offenen Weinkellern, dem traumhaften Klima und den herrlichen Einkehr- und Wandermöglichkeiten die nächste Mosel-Reise so richtig schmackhaft machten.

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