Winzer haben "Problemjahrgang" im Griff

TRABEN-TRARBACH/BERNKASTEL-WITTLICH. Als im vergangenen Herbst die Trauben geerntet wurden, machten viele Winzer besorgte Mienen. Denn das Lesegut war wegen der feucht-warmen Witterung zum Teil sehr faul. Doch inzwischen zeigt sich: Wer im Keller gut gearbeitet hat, kann sich über elegante und saubere Weine freuen. Ebenso erfreulich: Die Erzeugerpreise (Fassware) sind so hoch wie schon lange nicht mehr.

 Winzer Hermann-Josef Junglen aus Kröv probiert in seinem Keller einen füllfertigen 2006er. Für ihn steht fest: Der neue Jahrgang glänzt wieder mit hervorragenden Qualitäten. TV-Foto: Winfried Simon

Winzer Hermann-Josef Junglen aus Kröv probiert in seinem Keller einen füllfertigen 2006er. Für ihn steht fest: Der neue Jahrgang glänzt wieder mit hervorragenden Qualitäten. TV-Foto: Winfried Simon

Warmes Wetter und immer wieder Regen: Im Herbst 2006 musste alles sehr schnell gehen, denn an den Trauben breitete sich die Fäulnis schnell aus. Doch die meisten Winzer wurden mit dem Problem gut fertig, wie Wolfram Börker, Önologe beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues, berichtet. "Wer im Kelterhaus und Keller auf absolute Sauberkeit geachtet hatte und die Trauben schnell verarbeitete, hat jetzt Top-Weine im Keller. Börker hat in den vergangenen Wochen rund 500 Weine des neuen Jahrgangs probiert. Und er ist erstaunt über die hohen Qualitäten. Schmunzelnd erklärt er: "Das sind Weine mit Trinkfluss. Der Schluckreflex ist bei der sensorischen Prüfung schneller als der Spuckreflex. Das kann beim Probieren schon mal gefährlich werden." Börker hat festgestellt, dass der 2006er teilweise zitrusähnliche und exotische Aromen aufweist. Es seien fruchtbetonte Weine, ähnlich wie die des überragenden 2005er Jahrgangs. Dennoch weisen eine Reihe von Weinen "sticksige Noten" auf, dann nämlich, wenn der Winzer den Pilzbefall der Trauben missachtet hat. Viele Winzer versuchten, dem drohenden "Schimmelton" mit der Zugabe von Aktivkohle im Most beizukommen. Davon hält Börker allerdings nicht viel. Aktivkohle "bereinigt" nämlich nicht nur die faulig schmeckenden Stoffe, sie kann auch die gewünschten Aromastoffe reduzieren.Landwirtschaftskammer: Hohe Anerkennungsquote

Dass der 2006er "unproblematisch" ist, wird auch von amtlicher Seite bestätigt. Die Landwirtschaftkammer (LWK), zuständig für die Qualitätsweinprüfung, hatte Mitte Januar eine erste Bilanz gezogen. Bis dahin waren 5114 Weine des Jahrgangs 2006 zur Prüfung angestellt. Fazit der LWK: Die bisherige Anerkennungsquote sei im Vergleich zu anderen Jahrgängen sogar überdurchschnittlich und gebe keinen Anlass, von einem "problematischen Jahrgang" 2006 zu sprechen. Die große Nachfrage und die geringen Erntemengen 2005 und 2006 haben zu einem deutlichen Anstieg bei den Erzeugerpreisen geführt. Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer: "Beim Riesling ist für unter 1,50 Euro pro Liter nichts mehr zu bekommen. Der Preis für einen Liter Elbling-Fassware ist auf 1,20 Euro geklettert, Rivaner (Müller-Thurgau) wird je nach Qualität zwischen 1,20 und 1,40 Euro gehandelt. Solche Preise hat es schon viele Jahre nicht mehr gegeben.

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