"Wir sind wieder wer"

WITTLICH. (scho) Landwirte an der Basis wundern sich über die Fusionsgespräche der Milch-Union-Hocheifel (Muh) Pronsfeld und der nordrhein-westfälischen Molkerei Humana. Bei der Dreikönigstagung des Kreisbauernverbandes in Wittlich wurde deutlich: Hiesige Landwirte hätten lieber eine Fusion mit der Thalfanger Hochwald-Molkerei gesehen.

"Das oberste Ziel jeder Molkerei muss es sein, ihren Mitgliedern gewinnorientierte Auszahlungspreise zu gewähren", fordert Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Bernkastel-Wittlich. Er hält selbst 92 Milchkühe und hat wie so viele seiner Kollegen Mühe, kostendeckend zu arbeiten. Nach einer so genannten Vollkostenrechnung, bei der alle Produktionskosten veranschlagt werden, müssen Bauern für ein Kilo Milch um die 40 Cent auf dem Markt erzielen, um nicht draufzulegen. "Derzeit bewegen sich die Preise aber im Schnitt so um die 30 Cent", erklärt Zelder die Problematik. Deshalb auch die Bauchschmerzen bei einer Fusion von Muh und Humana: Denn die Nordrhein-Westfalen haben bereits jetzt einen um zwei Cent niedrigeren Auszahlungspreis pro Kilo Milch als die Muh. Was den Kreisbauernvorsitzenden zudem ärgert: "Wir Landwirte produzieren Nahrungsmittel in allerbester Qualität, und dennoch werden die Preise künstlich niedrig gehalten. Die Politik sollte sich besser aus den Märkten heraushalten, dann florieren sie auch." Energie-Erzeugung: Ein Feld mit wachsender Bedeutung

Der Getreidepreis ist inzwischen so gesunken, dass sein Brennwert im Schnitt über dem Preis liegt, den Landwirte mit Getreide als Nahrungsmittel erzielen können. Entsprechend wird Energieerzeugung für die Landwirtschaft in Zukunft noch größere Bedeutung gewinnen. Derzeit werden etwa sieben Prozent aller landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Energieerzeugung genutzt. Zelder: "2010 werden es 30 Prozent der Flächen sein." Der Kreisbauernverbands-Vorsitzende fordert: "Getreide muss als Regelbrennstoff zugelassen werden." Erfreulich ist für die Landwirte, dass der Wert ihrer Arbeit angesichts knapper werdender Rohstoffe und der wachsenden Bedeutung, die qualitativ hochwertige Nahrungsmittel für immer mehr Menschen haben, zunehmend mehr anerkannt wird. Zelder: "Die Landwirtschaft hat ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Wir werden gebraucht. Wir sind wieder wer."

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