Wissenschaftler blicken in die Unterwelt

Es gibt wohl keinen anderen Ort an der Mosel, in dem sich so viele und so große Kelleranlagen befinden wie in Traben-Trarbach. In Ansätzen werden diese Sehenswürdigkeiten bereits touristisch vermarktet. Zurzeit vermessen Wissenschaftler und Studenten einen Teil der Unterwelt und erstellen ein Kellerkataster.

 Mit modernsten Geräten wird derzeit die Traben-Trarbacher Unterwelt vermessen. Von links: Jost Broser, wissenschaftlicher Mitarbeiter der FH Köln, die Architekturstudentinnen Hannah Becker, Sabine Kovacs, Eleonora Meng, Verena Herkner, Professor Michael Werling und Achim Nehrenberg, Leiter der Tourist-Information Traben-Trarbach. TV-Foto: Winfried Simon

Mit modernsten Geräten wird derzeit die Traben-Trarbacher Unterwelt vermessen. Von links: Jost Broser, wissenschaftlicher Mitarbeiter der FH Köln, die Architekturstudentinnen Hannah Becker, Sabine Kovacs, Eleonora Meng, Verena Herkner, Professor Michael Werling und Achim Nehrenberg, Leiter der Tourist-Information Traben-Trarbach. TV-Foto: Winfried Simon

Traben-Trarbach. Oberirdisch ist Traben-Trarbach mit seinen prächtigen Jugendstilvillen bereits einzigartig. Die Traben-Trarbacher Unterwelt ist aber ebenso beeindruckend. Denn unter den Häusern und Straßen der Doppelstadt befinden sich riesige, nicht mehr genutzte Kelleranlagen. Sie entstanden größtenteils vor über 100 Jahren in der Zeit, als Traben-Trarbach neben Bordeaux der wichtigste Wein-Handelsplatz der Welt war. Übrig geblieben sind imposante Villen, Betriebsgebäude und Kelleranlagen. Man denke nur an die Jugendstil-Kellerei Julius Kayser, die zu einem Buddha-Haus umfunktioniert wurde.

Die Kelleranlagen touristisch zu nutzen ist ein Ziel der Stadt. In Ansätzen geschieht dies bereits. Sechs Keller in Trarbach und acht in Traben können besichtigt werden. Zahlreiche Touristen nutzen seit Juli 2008 dieses Angebot. Doch es könnte noch mehr möglich sein. Wenn zum Beispiel Keller verbunden werden oder wenn besonders imposante Anlagen für Veranstaltungen genutzt werden können.

Achim Nehrenberg, Leiter der Tourist-Information: "Als ich vor drei Jahren hier anfing und die Keller gesehen habe, bin ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Diese Keller sind einzigartig und ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt."

Glück für die Stadt: Professor Michael Werling von der Fakultät Architektur der FH Köln und Studenten vermessen derzeit mit Laser-Scannern etwa 100 Keller, denn über die Dimensionen weiß keiner genau Bescheid. Mit den Daten wird ferner ein Keller-Kataster erstellt, das im Frühjahr 2010 vorliegen soll. Dabei wird auch ermittelt, ob Durchbrüche von einem zum nächsten Keller möglich sind. Und: Die Studenten werden überlegen, wie diese Kelleranlagen als ganz besondere Sehenswürdigkeiten touristisch vermarktet werden können. Das alles kostet die Stadt nur die Übernachtung und Verpflegung der Studenten und Wissenschaftler.

Die Kelleranlagen ragen teilweise bis in Straßenzüge hinein. Wie zum Beispiel der 80 Meter lange und acht Meter breite Keller, der vom Brückenkopf in Traben bis in die Neue Rathausstraße führt. Genutzt wird er vom städtischen Bauhof, der dort Pflanzen überwintert und Gerätschaften lagert.

Professor Werling: "Man stelle sich vor, man könne den Touristen eine unterirdische Wanderung von Keller zu Keller anbieten - das wäre einmalig weit und breit."

Meinung

Einzigartig an der Mosel

Viele Tausend Touristen kommen nach Bernkastel-Kues wegen der malerischen Altstadt. Die Atmosphäre zwischen den historischen Gemäuern ist einzigartig. Traben-Trarbach hat dergleichen nicht zu bieten - dafür aber eine entdeckenswerte Unterwelt. Sie touristisch zu nutzen, ist ein anstrebenswertes Ziel. Man denke an das Kellerlabyrinth unter der Stadt Oppenheim am Rhein. 40 000 Menschen werden jedes Jahr durch die unterhöhlte Altstadt geführt. Im südholländischen Valkenburg wird mit gigantischem Erfolg in unterirdischen Stollen ein Weihnachtsmarkt organisiert. Die Traben-Trarbacher Unterwelt zu einem Veranstaltungsort zu machen, ist ein ehrgeiziges Unterfangen. Aber die Stadt sollte daran arbeiten. w.simon@volksfreund.de

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