"Wittlich Kreiau!" für furioses Riesen-Fest

WITTLICH. Zweimal elf Jahre Narrenzunft Rot-Weiß: Jeder elfte Wittlicher erlebte eine gigantische Kappensitzung im Bungert-Festzelt. 1522 Zuschauer, 199 Akteure, ein perfektes Programm in der rot-weißen "Stadthalle": Nach sechseinhalb Stunden mit "milliuuunen Kreiaus" endete die triumphale Schau.

Mireille Mathieu liegt rücklings im Fledermauskleid vor dem Burgtürmchen, elf Herren lüpfen schunkelnd schicke Strohhüte dazu, 1500 Menschen jubeln. Vorher hat ein "Mauerblemschi" versucht, "lecker Tierchen aufzuknacken", das legendäre "Pichtermännschi" die vornehmste Hundetoilette im Stadtpark und das Stadthallen-Dilemma glossiert sowie Bürgermeister Ralf Bußmer strahlend einen Gartenzwerg für Wittlichs sensationellen Pyramidenbau auf dem Markt in Empfang genommen. Das Logo der Narrenzunft rollt per Laser über den Elferrat, höchst professionell rollt auch das "Best-of-Programm" aus 22 Jahren über die Bühne. Es zeigt, dass ein guter Gag - wie guter Wittlicher Wein - über die Jahre nicht verflacht, selbst wenn er sich auf die Frisur der Beigeordneten bezieht, die kurzerhand als "Säubrennerkönigin-Kandidatin" nominiert wird. Fröhlich trötend signalisiert dazu Elfriede Marmann im Sternenkleid ihr "Ja". Eine Entscheidung mit Weitblick: Später stimmen die Wittlicher mit großem Applaus Rentner Peter Krebs Vorschlag zu, Juppa Kaspari könne doch dank seiner großen Persönlichkeit gleichzeitig Bürgermeister, erster und zweiter Beigeordneter werden. Nicht nur diesem Mann mit Format scheint nach dem furiosen Finale ein Tönnchen vom Herzen zu fallen. Erleichtert steht am frühen Sonntagmorgen Juppa Kaspari mit Elferrat-Kollegen vor der Bühne. Die riesige Zelt-Kulisse, statt des gewohnten "Wohnzimmers" im Jugendheim St. Bernhard, hatte allen Aktiven vor der Schau gehörigen Respekt eingejagt. Warme Schunkelstimmen, spitze Federn

"Mit läuft jetzt noch ein Schauer über den Rücken", sagt denn auch Präsident Günter Eller in seinem Schlusswort mit Blick in die Weiten des Zeltes: "Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das ist, hier zu sitzen." Er könne nur "märsi", also merci, an alle sagen. Das Publikum dankt mit stehendem Applaus, Pfiffen, strahlenden Gesichtern. Die perfekte Organisation, das perfekte Ambiente und naturgemäß die Show mit den Größen der Narrenzunft und Schääl Saidt, werden bei allen lange nach(narr-)hallen. Schon vor Beginn wird zu "in Colonia" geschunkelt und Klaus Ley, der später mit spitzer Feder kenntnisreich den Stadtrat piesackten wird, kommentiert in seiner bewährten Rolle als souveräner Conférencier: "Der große Saal in Mainz fasst 1200 Besucher, wir haben 1522. Morgen rufen wir beim ZDF an und Mainz kommt nach Wittlich." Aus Mainz ist auch "Apollonia" angereist, die nach der "tollen Frau von der Tingeltangelschau" als zweite Akteurin mit dem Wittlicher Publikumskommentar "Ojojojojoj" für ihre aberwitzigen Erlebnisse "in Wellness" bedacht wird. Exklusive "Adi, Adi"-Rufe gibt es für die "Elster vom Rollkopf", der das Publikum stehend die Ehre erweist, bevor seine Wittlicher Rundfahrt mit Ansage startet. Nach "Hier ist Wittlich Neustraße" oder "Hier ist Wittlich Milliunenbrück" ist die Zugabe "Hier ist Wittlich Marktplatz" mit "neunstöckiger Zinkbütt mit Stiefmütterchen" fällig. Spätestens dann fließt die Wimperntusche, fliegen alle Arme hoch zum "Wittlich Kreiau!" So selbstsicher wie das Publikum "Ojojojojoj" anstimmt, so singen auch die Akteure. Die tänzerischen wie stimmlichen Pirouetten der "Lerche vom Liesertal" konkurrieren mit den warmen Schunkelstimmen des "Elferäädschies" oder dem Duo Bubi und Heiner. Allesamt, ob in der Bütt, am Mikro, tanzend, parodierend müssen sich die Wittlicher Narren nicht hinter Mainz oder "Kölle" verstecken. Die skurrilen Tratschweiber mit ihren abgedrehten Bettgeschichten, der Diplom-Opa, der mit trockenem Humor gegen feuchte Windeln und Zigeunerhunde kämpft: Alle auf der Bühne zeigen Klasse, vor der nicht nur der Wittlicher Elferrat den Hut ziehen kann. Ein besonderer Dank der Akteure gilt der Familie Bungert, die mit ihrer "Stadthalle" und Gastronomieleiter Marc Bastgen die Riesen-Sitzung unterstützt hat. Die Mitwirkenden: Musikexpress, Blasorchester, Möhnen, Hippeldärscha, Albert Klein, Hot Päns, Wolfgang Metzen, Gabi Marschall, Klaus Stirn, Gabi Elsener, Ursula Komes, Vierwidznoohsen, Hermann Barzen, Ulrike Möhn, Adi Kaspari, Klaus Ley, Männerballett, Tratschweiber: Rita Neukirch, Resi Schwaab, Jutta Weigenfeld, Frauengruppe, Bubi und Heiner, Günter Eller, Showtime: Adi Kaspari, Acki Lex, Roman Barth, Karsten Mathar, Rentnerbank: Juppa Kaspari, Peter Krebs, Bumblebees, Willi Oberholz und die Bipbailen von da Rummelsbach.

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