Wo Tomaten noch nach Tomaten schmecken

Auf den Tag genau feierten die Mitglieder des Gartenbauvereins Wittlich ihr 100-jähriges Bestehen im Casino in Wittlich. Trotz des winterlichen Wetters waren etwa 120 Vereinsmitglieder der Einladung ihres Vorsitzenden Dieter Brussig gefolgt.

 Einbe besondere Überaschung für Lilo Musseleck: Sie erhielt vom Vereinsvorsitzenden Dieter Brussig die Urkunde als Ehrenmitglied des Vereins. TV-Foto: Nora John

Einbe besondere Überaschung für Lilo Musseleck: Sie erhielt vom Vereinsvorsitzenden Dieter Brussig die Urkunde als Ehrenmitglied des Vereins. TV-Foto: Nora John

Wittlich. 100 Jahre sind ein langer Zeitraum. Das machte der Vereinsvorsitzende Dieter Brussig in seiner Ansprache bei der Jubiläumsfeier deutlich. Er gab einen kurzen, unterhaltsamen Rückblick und begann vor 100 Jahren im Kaiserreich, als man noch zum Baden in den Zuber stieg und auf dem Wittlicher Viehmarkt unter anderem 948 Ferkel zum Verkauf standen. Damals sei der Gartenbauverein ein reiner Männerverein gewesen. Heute seien zwei Drittel der derzeit 300 Vereinsmitglieder Frauen.

Brussig ging weiterhin auf die wechselvolle Geschichte zwischen den Weltkriegen ein. Vor dem zweiten Weltkrieg habe der Verein eine Blütezeit mit etwa 270 Mitgliedern gehabt. Dass das Gärtnern im Laufe der Jahrzehnte auch einem Wandel unterlegen war, zeigte sich, als Brussig von einer früheren Spritzaktion sprach, als 1,5 Tonnen Spritzmittel ausgebracht wurden. Dabei ging ein Raunen durch den Saal, das deutlich machte, dass so etwas heute nicht mehr denkbar sei. "Wir versuchen, ohne die Chemie auszukommen" bestätigte Brussig. Auch bei der Gestaltung der Gärten habe es eine Entwicklung gegeben. Während man in schlechteren Zeiten hauptsächlich Nutzgärten hatte, seien heute wieder Entspannung und Erholung im Ziergarten gefragt.

Bei den Aktivitäten des Vereins zählte Brussig unter anderem die Pflanzenbörsen, Vorträge, das letztendlich gescheiterte Bemühen um eine Kleingartenkolonie in der Stadt und die sehr beliebten Ausflüge und Mehrtagesfahrten des Vereins auf. Ein besonderer Erfolg sei auch der Apfeltag gewesen, bei dem fast 500 Menschen gekommen seien.

Brussig hatte für Lilo Mussel eck, die vor ihm viele Jahre den Verein geleitet hatte, eine besondere Überraschung dabei. Sie erhielt die Ehrenmitgliedschaft im Gartenbauverein. Auch die Bürger der Stadt Wittlich wollte Brussig beschenken mit einer Wollemie, einem Baum, der im Frühjahr im Stadtpark gepflanzt wird. Diese Baumart wurde 1994 in Australien entdeckt und galt bis dahin eigentlich als ausgestorben.

Landrätin Beate Läsch-Weber erinnerte daran, dass ein Verein zum Überleben genau so wie ein Garten viel Pflege, Zeit und Liebe brauche. Sie wünschte den Mitgliedern des Vereins weiterhin einen "grünen Daumen".

Albert Klein war als Vertreter der Stadt Wittlich gekommen und belohnte die gute Arbeit des Vereins mit dem Wittlicher Stadtwappen und lobte dessen Aktivitäten: "Sie sorgen dafür, dass Tomaten noch nach Tomaten schmecken."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort