Wo ein Niederländer japanische Pilze züchtet

In Japan oder China ist Sander Muijsson noch nicht gewesen, dennoch hat er eine Vorliebe für Shiitake-Pilze und züchtet sie in Oberöfflingen (Verbandsgemeinde Manderscheid). 70 Kilogramm ernten er und seine Frau jede Woche.

 Mit zehn Kilogramm hat es angefangen: Mittlerweile erntet Familie Muijsson 70 Kilo Shiitake-Pilze pro Woche. Im Bild: Sander Muijsson und seine fünfjährige Tochter Merle. TV-Foto: Bianca Weber

Mit zehn Kilogramm hat es angefangen: Mittlerweile erntet Familie Muijsson 70 Kilo Shiitake-Pilze pro Woche. Im Bild: Sander Muijsson und seine fünfjährige Tochter Merle. TV-Foto: Bianca Weber

Oberöfflingen. Eigentlich wollte Sander Muijsson gar keine Pilze züchten, sondern auf biologische Weise Hühner halten. "Doch ich habe keinen Bauernhof gefunden, der genügend Stall und Auslauffläche für die Tiere hat", sagt der 28-Jährige. Nach einem halben Jahr war er die Suche leid. Im niederländischen Enschede hatte der Niederländer während seiner Ausbildung zum biologischen Landwirt gelernt, wie die in China und Japan vorkommenden Shiitake-Pilze gezüchtet werden. Dort hatte er auch seine Frau Hannah, die aus der Eifel stammt, kennengelernt. Deshalb hat es ihn in die Eifel verschlagen. Mit ihren drei Kindern leben die beiden seit Sommer 2005 in Oberöfflingen in der Verbandsgemeinde Manderscheid und züchten Shiitake-Pilze. Ursprünglich hatte er diese auf Holzstämmen wachsen lassen, doch das Platzproblem zwang ihn zu einer anderen, professionellen Methode. Nun gedeihen die Pilze mit Hilfe von Substrat in Plastiksäcken, die aufgehängt werden (siehe Extra). "70 Kilo ernten wir pro Woche", berichtet Muijsson und hofft, dass sich die Menge auf 100 Kilo steigern lässt. Zweimal am Tag wird geerntet. "Andere Familien essen abends und spülen. Wir essen, spülen und ernten Pilze." Seine Frau hilft bei der Pilzzucht mit. Muijssons Kunden sind Bioläden und Großhändler, vor allem aber Sterne-Restaurants in der Eifel sowie an der Mosel bis nach Trier. Viele setzten auf regionale Produkte. Mit einem Schmunzeln sagt er: "Trotz chinesischer Pilze, die von einem Niederländer gezüchtet werden, ist das regional genug."Japaner zu Gast auf seinem Hof

Er und seine Familie haben sich die Pilze noch nicht übergegessen. "Wenn wir mal kein Gemüse im Haus haben, dann essen wir schon noch Pilze." Faszinierend findet Muijsson den intensiven Geschmack von Shiitake-Pilzen. "Da landet auch der Hobbykoch schnell im Gourmet-Bereich und kann für seine Familie eine große Show machen."In China oder Japan war er selbst noch nicht, Japaner hatte er aber schon auf seinem Hof: "Das waren Freunde meines Neffen. Die waren sozusagen Shiitake checken und ziemlich beeindruckt", sagt er lachend. Die Niederlande vermisst Sander Muijsson nicht. Freunde und Familie kämen zu Besuch nach Oberöfflingen und seine Heimatstadt Utrecht sei in drei Stunden mit dem Auto zu erreichen. "Mir gefallen die Gegend und die alten Bauernhöfe hier sehr", sagt er über die Eifel. "Ich war noch nie so glücklich." EXTRA: Aufzucht: Die Zucht von Shiitake-Pilzen erfolgt in drei Schritten: 1) Holzspäne, Wasser und die sogenannte Brut, aus denen die Pilze entstehen, werden gemischt, in Plastiksäcke gefüllt und aufgehängt. 2) Im sogenannten Durchwachsraum bleiben die Säcke rund zehn Wochen. Die Brut wächst in die Holzspäne ein, beide verdichten sich zu einem Block. 3) Abschließend werden diese Blöcke, die jeder zehn Kilogramm wiegen, im großen Zuchtraum aufgehängt. Innerhalb von einer Woche bilden sich die Pilze, die dann geerntet werden. Beim ersten Mal lässt sich die größte Zahl an Pilzen ernten, doch aus dem Block wachsen bis zu einem halben Jahr Pilze.

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