Wo einst das Kino war,rollten später Kugeln

TRABEN-TRARBACH. (G.K.-B.) Mit dem Gasthof Germania schließt ein traditionsreiches Haus seine Pforten. Der TV blickt auf die lange, wechselvolle Geschichte des Hauses zurück.

Um 1880 wurde der Gasthof Germania in Traben-Trarbach erbaut. Alte Anzeigen belegen, dass dort Anfang des vergangenen Jahrhunderts ein abwechslungsreiches Programm geboten wurde. 1903 wird für einen großen Ball im Germania-Saal geworben. Für Tänzer betrug der Eintritt eine Mark, Nicht-Tänzer mussten gar nichts bezahlen. Die Burger Kapelle sorgte für die Musik. "Luftige und der Neuzeit entsprechend eingerichtete Zimmer" verspricht die Annonce von 1907, überdies gute Küche und reine Weine. Es gab damals einen Saal für 400 Personen, Stallungen für fünf Pferde, eine Gartenwirtschaft und bereits die Kegelbahn. Im Jahr 1926 wird für eine neue Parkett-Bundeskegelbahn geworben. 1919 erwarben Karl und Otto Mergen, Vater und Onkel des heutigen Besitzers, das Hotel in der Kirchstraße 101. Als Heinz Mergen 1947 aus der Kriegs-Gefangenschaft kam, führte er mit Vater Karl das Hotel weiter. Bis ins vergangene Jahr wurde er von seiner Tante Marta bei der Arbeit unterstützt. Im hohen Alter von 96 Jahren, das man ihr aber weder ansah noch anmerkte, war sie noch im Gasthaus tätig. Jetzt verbringt sie ihren Lebensabend in einem Altenheim. 1921 kam ein Kino ins Haus. "Zur Stummfilmzeit gab es hier eine eigene Kapelle", sagt Heinz Mergen. "Tante Martas Ehemann war Musiker, und bei kleineren Filmen spielten er und ein weiterer Herr Klavier und Geige." Bei größeren Streifen bestand das Ensemble zur musikalischen Umrahmung aus bis zu sieben Musikern. Karl Mergen musste - ebenso wie später sein Sohn - eine Filmvorführer-Prüfung ablegen. "Die Filme waren enorm feuergefährlich", weiß Heinz Mergen. Sowie der Streifen riss und stehen blieb, fing er auch schon an zu brennen. Doch im Laufe der Jahre schrumpfte die Zahl der Kinogänger. "Zuletzt saßen noch fünf Gäste im Kinosaal", erinnert sich Heinz Mergen. Wo einst Stumm- und Tonfilme den Traben-Trarbachern und ihren Gästen vorgeführt wurden, entstand Mitte der 70er Jahre eine neue Vier-Bahn-Kegelanlage. Das Haus wurde nun sogar Austragungsort der Landes- und Bezirksmeisterschaften, was zahlreiche Urkunden und Pokale von Sportkeglern aus Traben-Trarbach eindrucksvoll bezeugen. Mergens Bemühungen, einen Käufer für das Gebäude zu finden, sind gescheitert. Ein wenig Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch ein Investor für das traditionsreiche Gasthaus findet, schwingt bei vielen Traben-Trarbachern und insbesondere bei den Keglern mit. Sie sind davon überzeugt, dass sich aus dem Hotel noch etwas machen lässt.

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