Wo schon Beethovens Ahnen ihr Wasser holten

Traben-Trarbach · In neuem Glanz erstrahlt der alte Brunnen im Traben-Trarbacher Stadtteil Rißbach, den Bürger und Mitglieder der Quellenfreunde in Eigenregie renoviert haben. Schon die Ahnen von Ludwig van Beethoven holten hier einst ihr Wasser.

 Peter Giese, Michael Lagodka und Michael Hack (von links) freuen sich über die gelungene Renovierung des Rißbacher Brunnens. Nicht im Bild Rene Preikschat, der ebenfalls kräftig mitgewirkt hat. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Peter Giese, Michael Lagodka und Michael Hack (von links) freuen sich über die gelungene Renovierung des Rißbacher Brunnens. Nicht im Bild Rene Preikschat, der ebenfalls kräftig mitgewirkt hat. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. "Wir haben uns verdammt viel Zeit gelassen", stellt Peter Giese fest, der das eiserne Brunnentor gestrichen und bemalt hat. Bereits vor vier Jahren hatten die Rißbacher das Projekt unter Federführung von Peter Martinek in Angriff genommen, aber nach dessen plötzlichem Tod waren die Arbeiten zum Erliegen gekommen.
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1521 wurde der Brunnen angelegt. "Er hat sowohl den Dreißigjährigen Krieg als auch den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden", weiß Giese. Eine Granate verfehlte ihn knapp, sie schlug am benachbarten Rosenhof ein, wo sie am Holz abprallte und keinen Schaden hinterließ. Inzwischen hatte der Zahn der Zeit dem alten, rund zehn Meter tiefen Brunnen kräftig zugesetzt. Es bröselte und bröckelte überall, und Peter Giese, Michael Hack, Michael Lagodka und Rene Preikschat machten sich an die Arbeit. Der alte Putz wurde abgeklopft, ein neuer aufgetragen und auf das Eisentor wurden eine Rose, der Ortsname und die Jahreszahl gemalt.
Die Rißbacher möchten nun hinter dem Tor eine Glaswand errichten, die einen Blick ins Innere gewährt. Dies muss der Stadtrat noch genehmigen. Auch die Pumpe soll wieder hergerichtet werden.
"Das Brunnenwasser war exquisit", erinnert sich Giese. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg, als es noch keine Wasserleitung in Rißbach gab, bedienten sich alle Bürger dort. Anfang der 50er Jahre, nach einem sehr trockenen Sommer, versiegte der Brunnen. "Früher hat die Gemeinde ihn jedes Jahr gereinigt", erzählt Hermann Hack. Der 80-Jährige erinnert sich noch gut daran. "Sie stiegen mit Leitern hinab, machten ihn sauber und legten Kies auf den Boden." Zu seinen Kinderzeiten, wenn die Mutter Waschtag hatte, hieß es dann: "Hermann, gehste mal Wasser holen", und der Junge ging mit Eimern zum Brunnen und pumpte das kostbare Nass nach oben. "Meine Eltern hatten Kartoffeln auf dem Mont Royal, Weinberge und vier Kühe, die auch mit Brunnenwasser getränkt wurden", sagt er. Er erinnert sich auch noch an den Zweiten Weltkrieg. "Tag und Nacht zogen hier die Soldaten vorbei und meine Eltern stellten ihnen Wasser hin, damit sie ihre Feldflaschen füllen konnten."
Auch Ludwig van Beethovens Ur-Ur-Ur-Großvater, der am 4. Dezember 1623 in Rißbach geboren wurde, wird sich mit seiner Familie aus diesem Brunnen das Wasser geholt haben. Hans-Peter Schetter entstammte einer alten Schifferfamilie und ergriff ebenfalls den Beruf des Schiffers. Beethovens Mutter, seine Ur-Ur-Enkelin, kam in Ehrenbreitstein zur Welt.Extra

"Früher hat es in Rißbach nur vier Häuser gegeben", erzählen Einwohner. Heute leben 21 Rißbacher in zehn Häusern. In den Kindertagen des 80-jährigen Hermann Hacks war der Rißbacher Hof ein beliebtes Ausflugslokal. "Die Leute spazierten hierher, tranken Kaffee und im Tanzpavillon wurden Feste gefeiert." Geschäfte gab es nicht, lediglich einen Kiosk am Moselufer. "Ursprünglich hieß der Ort Rosbach", weiß Hermann Hack. "Pfingsten 1907 wurde hier noch einmal in Erinnerung an alten Brauch das Rosenfest gefeiert". Tausende Besucher erfreuten sich damals an den mit Blumen geschmückten Festwagen, die von Trarbach aus nach Rißbach zogen. Der Traben-Trarbacher Heimatkundler Richard Ochs fand heraus, dass der Brauch wahrscheinlich 1669 an einer Kapelle in Rißbach seinen Ursprung nahm. An hohen Festtagen wurde dort gepredigt und irgendwann hatten jugendliche Gottesdienstbesucher damit begonnen, sich mit Rosen oder Kletten zu bewerfen, je nachdem, ob sie sich zugetan waren oder weniger mochten. GKB

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