Wölflinge lieben Lagerromantik

MANDERSCHEID. Riesencamp auf der Turnierwiese: Mit einer Sondergenehmigung der Stadt verbrachten rund 400 Pfadfinder aus neun verschiedenen Stämmen ihre Pfingsttage am Fuß der Niederburg.

 Freiluft-Dusche macht Spaß und wer ein echter Pfandfinder ist, wäscht sich nicht nur bei heißem Sommerwetter gerne draußen.Foto: Petra Geisbüsch

Freiluft-Dusche macht Spaß und wer ein echter Pfandfinder ist, wäscht sich nicht nur bei heißem Sommerwetter gerne draußen.Foto: Petra Geisbüsch

Zünftig und straff organisiert geht es bei den Pfadfindern zu. Da gibt es Stämme, Sippen und Wimpel, Mutproben, Versprechen bei Fackelschein und Mahlzeiten, die am offenen Feuer zubereitet werden. Zur Morgen- und Abendrunde tritt man in der Kluft an, auf dem Hemd fein säuberlich alle Abzeichen aufgereiht, die dem Eigentümer zustehen: Die Lilie, das Erkennungszeichen der europäischen Pfadfinderschaft St. Georg (EPG), das jeweilige Stammeszeichen und Aufnäher von Zeltlagern, an denen der Pfadfinder in der Vergangenheit teilgenommen hat. Der oberste Chef heißt Bundesmeister. Er schläft im roten Zelt, alle anderen in schwarzen. Markus Berens, 28, aus dem EPG-Vorstand, seit 20 Jahren mit Begeisterung dabei, macht regelmäßig solche Camps mit: Natur, Abenteuer, Lagerfeuer und Wandern. "Doch da ist noch viel mehr." Er spricht von inneren Werten und dem sozialen Aspekt der Pfadfinder. "Auf die Ehre eines Pfadfinders kann man unerschütterlich bauen", lautet der erste Satz des Gesetzes, und: "Der Pfadfinder ist treu Gott, seinem Glauben und dem Vaterland." Und noch weiter unten steht: "Der Pfadfinder gehorcht aus freiem Willen und macht nichts halb." Ob‘s am Jahrgang des Pfadfindergründers Lord Robert Baden Powell of Gilwell (1857) liegt? In England jedenfalls habe man die Gesetze sprachlich modernisiert, berichtet Dominik aus London, ein enger Freund von Berens. Die beiden lernten sich in den 80er Jahren in einem Camp kennen. "Ich glaube nicht, dass alle hier diese Regeln auswendig kennen", meint Dominik, "und darauf kommt es auch gar nicht an." Erstaunlich wenig "trouble", also Ärger, gebe es jedenfalls hier, mit immerhin 400 Leuten. Sparsam, einfach, höflich, ritterlich, hilfsbereit hat er zu sein, der Pfadfinder, und offenbar beherzigen die Kids auf der Turnierwiese das.Feierliches Pfadfinderversprechen

Die Mäuschen, Biber (ab fünf Jahre), Wölflinge (ab sieben) - jede Altersstufe ist an der speziellen Farbe des Halstuchs zu erkennen - sitzen am frühen Abend in Gruppen beieinander, spielen Schlafsack-Catchen, waschen sich oder essen Leckeres vom Grill. Später gibt es Mutproben, Nachtwanderungen und ähnlich Spannendes. Sie essen und schlafen stammesweise.Und wer in die nächste Altersstufe wechselt, spricht am Sonntag sein feierliches Pfadfinderversprechen in Anwesenheit von Bundesmeister Günther Alsbach bei Fackelschein oben auf der Burg. Julia vom Stamme "Valavia Monte" kommt aus der Nähe von Cochem. "Eigenhändig ein Feuer anmachen und ein Zelt aufbauen, überhaupt mit der Natur umgehen, das gefällt mir!", erzählt sie. Manchmal machen sie so tolle Sachen wie Spuren von Tieren, die sie im Wald finden, mit Gips ausgießen: Trophäen für zu Hause. Auch über Pflanzen hat Julia schon viel gelernt. Kai aus Bruttig gefallen eindeutig die Hikes, mehrtägige Wanderungen, am besten. "Man trägt alles auf dem Rücken bei sich und stellt sein Zelt einfach dort auf, wo es am schönsten ist." Alle seine Geschwister machen bei den Pfadfindern mit, der kleinste Bruder Ole als Mäuschen (weißes Halstuch). Schon mit fünf Jahren konnte Kai sein Bett beziehen und wusste alles Wesentliche zum Thema Hygiene: Darauf ist er sehr stolz. Und da er gern in den Wald geht und schaut und lauscht, was sich dort tut, passen seine Neigungen hervorragend zu dem, was die Pfadfinder in ihren Camps so tun.

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