"Wünsche der Bürger ernst nehmen"

HETZERATH/HERFORST/NEIDENBACH. Fünf Kandidaten, drei Brennpunkte, ein Bus: Auf Tour mit dem TV haben sich die Bundestagsbewerber Peter Rauen (CDU), Elke Leonhard (SPD), Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen), Sigrid Thiel (FDP) und Bernhard Hilgers (Linkspartei) den Fragen der Bürger im Wahlkreis 204 gestellt.

Samstagmorgen, 10.10 Uhr, auf dem Kirchplatz in Hetzerath. Lars Ross, Leiter der TV-Eifel- und Moselredaktion, ermuntert die rund 40 Bürger dazu, die fünf Eifeler Direktkandidaten zur Bundestagswahl am 18. September auf Herz und Nieren zu prüfen. "Wir wollen unser Dorf lebenswerter machen. Aber der Schwerlastverkehr macht uns einen Strich durch die Rechnung", bringt Ortsbürgermeister Otmar Mischo das Anliegen des Tages auf den Punkt. Seit Brummifahrer der Autobahnmaut über die L 141 ausweichen wollen, hat sich das Problem im Ort verschärft. Die Abgeordneten Peter Rauen (CDU) und Elke Leonhard (SPD) plädieren für den Lückenschluss der A 1 zwischen Darscheid und Tondorf. Im Fall Hetzerath will sich Leonhard dafür einsetzen, dass schneller das Geld für die nötige Verkehrsstudie bereitgestellt wird. Sigrid Thiel (FDP) berichtet von einer konkreten Aussage des FDP-Landesministers Hans-Artur Bauckhage zur unbürokratischen Kostenübernahme. Viele Hetzerather misstrauen allerdings den Verkehrszählungen, weil LKW-Fahrer an solchen Tagen angeblich bewusst andere Routen benutzen. "Der Zähler sollte bei nächsten Mal in meine Küche kommen, dann sehen die Fahrer ihn nicht", schlägt Felix Bernard vor. Auch Jürgen Thiesen, Inhaber der Tankstelle in Hetzerath, könnte mit einer Sperrung bei Nacht und für den reinen Durchgangs-Schwerverkehr zusätzlich bei Tag leben, wie sie Rauen vorschlägt. "Aber die Unternehmer aus der Umgebung brauchen uns zum Betanken ihrer LKW. Und wir brauchen sie, um zum Beispiel die hohen Umweltauflagen für die Tankstelle finanzieren zu können", betont Thiesen."Priorität haben die Arbeitsplätze"

Ulrike Höfken (Bündnisgrüne) verweist auf die Vorteile des neuen Lärmschutzgesetzes und will den Gütertransport per Bahn stärken, um Straßen und Umwelt zu entlasten. "Die Politik muss die Wünsche der Bürger ernst nehmen. Deshalb haben wir in unserem Programm mehr direkte Demokratie vorgesehen", erklärt Bernhard Hilgers (Linkspartei). Am Ende der Diskussion deutet sich eine überparteiliche Initiative an, sich hinter den Gemeinderatsbeschluss zur Entlastung des Dorfs zu stellen. Im TV-Mobil geht die Fahrt weiter zur zweiten Tagesstation. Auch zum Herforster Dorfplatz sind rund 40 Bürger gekommen, um die Gelegenheit zum persönlichen Kontakt mit den Kandidaten zu nutzen. Leonhard zieht flugs das Plakat mit ihrem Konterfei hinter einem Laternenmast hervor. Dann lässt sie keinen Zweifel daran, für welche Überzeugung dieser Kopf steht: "Priorität haben die Arbeitsplätze. Die US-Airbase Spangdahlem ist ein Segen für die Region." Wegen der Lärmbelastung seien bisher 14,5 Millionen Euro Entschädigung an betroffene Bürger geflossen. Thiels Haus liegt in Speicher gar in der Einflugschneise des Flugplatzes. Doch sie wünscht sich, "dass die Amerikaner noch 20 oder 30 Jahre bleiben, weil viele Menschen davon leben". Hilgers plädiert für eine konsequente Abrüstungs- und Friedenspolitik. Weil die Amerikaner langfristig nicht in der Eifel blieben, müsse ein Konversionsprojekt entwickelt werden. Die Umwandlung militärischer Liegenschaften in zivile Nutzung wie beim Flugplatz Bitburg hält auch Höfken für sinnvoll. Die Existenz der Spangdahlemer Base stellt sie aber nicht in Frage. Ihre Ziele: Verminderung der Lärm- und Umweltbelastung, Entschädigungszahlungen und Nachtflugverbote. "Wir haben uns überparteilich dafür eingesetzt, dass die Bundeswehrstandorte in der Eifel erhalten bleiben", sagt Rauen, der auch auf den Spangdahlemer Flugplatz setzt. Allerdings müssten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass Entschädigungen tatsächlich gezahlt werden. Günter Schneider aus Binsfeld beklagt "120 Dezibel täglich" und ungleiche Behandlung betroffener Hauseigentümer. Spangdahlems Ortsbürgermeister Klaus Rodens verweist hingegen auf die Masse der Arbeitsplätze und den Einsatz leiserer Flugzeuge.Bauern beklagen Bürokratie, Politiker versprechen Hilfe

Beim dritten Brennpunkt der TV-Kandidatentour geht es um die Landwirtschaft. Gastgeber Christof Dillenburg führt Bürger und Politiker über seinen Bauernhof in Neidenbach. An Problemen nennt er hohe Standards und Bürokratie, unterschiedliche Agrardiesel-Förderung in der EU und mangelnde Fachkompetenz vieler Politiker. Höfken will den Bioanteil am normalen Dieselkraftstoff von fünf auf zehn Prozent steigern und damit die Einnahmemöglichkeiten für Landwirte etwa durch Rapsanbau verbessern. "Ich bin kein Experte in Sachen Landwirtschaft", bekennt Hilgers und lobt die Nutzung erneuerbarer Energien wie durch Biogasanlagen. Thiel will für Bauern vor allem Zukunftsperspektiven schaffen. "Zu viele Verordnungen, unsinnige Standards und eine unerträgliche Wettbewerbsverzerrung im grenznahen Raum" beklagt Rauen. "Weg mit Bürokratie und Nachteilen im Wettbewerb", fordert Leonhard. Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm, schaut ungläubig: "Die Bürokratie packt niemand an." Lars Ross' Ankündigung begrüßen am Ende alle: "Nach der Wahl wird der TV überprüfen, welche Versprechen die Gewählten tatsächlich einhalten."

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