Wunderbare Welt des Leonardo da Vinci

Kinder und Technik — zwei Welten stoßen aufeinander? Von wegen! Nichts fasziniert sie mehr als die Wunder der Wissenschaft. In Traben-Trarbach können sie jetzt in die geniale Welt des Leonardo da Vinci eintauchen und einen Zeitsprung von 500 Jahren machen.

Traben-Trarbach. Die Tür zur Welt des Leonardo da Vinci öffnet sich in den wunderbaren Räumen des Stadthauses Traben-Trarbach. Silke Krieger-Branicki (36) und Verena Tellenbach (22), die an diesem Tag die Kinderführung leiten, müssen nicht um Ruhe bitten, die Kinder sind stumm vor Staunen. Für das, was sie sehen, fehlen ihnen die Worte. "Voll brutal", murmelt ein Junge. "Voll die geilen Teile", pflichtet ihm ein anderer bei.Was ihnen die Sprache verschlägt, sind 35 Holzmodelle, die schon beim bloßen Anblick die ungeheure Schaffenskraft von Leonardo da Vinci erahnen lassen. Was er vor 500 Jahren erdachte, war so fortschrittlich, dass es damals mangels Material nie hätte umgesetzt werden können. Fallschirm und Flaschenzug, Neigungsmesser und Nockenhammer, Schwimmring und Schwungrad: Was heute selbstverständlich ist, zeichnete und beschrieb da Vinci (1452-1519) in seinen "Codices" — in Spiegelschrift und mit kleinen Fehlern versehen, war das seine Art des Urheberschutzes. Erst in den vergangenen 20 Jahren gelang es Experten der italienischen Da-Vinci-Museen, die Skizzen per Computersimulation in maßstabsgetreue Modelle umzusetzen."Sind das Skier?", fragt ein Junge und zeigt auf eine Figur mit zwei länglichen Holzbrettern unter den Füßen. "Na ja, eher Wasserskier", sagt Verena Tellenbach. Mit dem hölzernen Schuh sollten Krieger durchs Wasser waten, um sich von hinten leise an Feinde heranschleichen zu können.Im Auftrag des Pariser Hofes hat sich Leonardo da Vinci ausgiebig mit Kriegsgerät befasst. Die mobile Bogenbrücke war ebenso Ergebnis wie der erste fahrbare Panzer: Geformt wie eine Schildkröte, ringsum mit Kanonen und innen mit einem Zahnradwerk ausgestattet, sollte er als mächtiges Geschütz mit sechs Soldaten die feindlichen Linien durchbrechen.Fasziniert tauchen die Kinder in die Gedankenwelt des Genies ein und dürfen sie nachfühlen: Zwölf Modelle der interaktiven Ausstellung sind zum Testen. Wie hängen Gewicht und Schwung zusammen? Wie erzeuge ich Druck, um Steine zu zerschlagen? Wie kann ich schwere Dinge mit möglichst wenig Krafteinsatz hochheben? Und gibt es überhaupt die unaufhörliche Bewegung eines Perpetuum Mobiles?Apropos Bewegung: Leonardo da Vinci hat davon geträumt, wie ein Vogel durch die Luft zu fliegen. Sollte es nicht möglich sein, einen Menschen so auszustatten, dass er abhebt und sich mit den Lüften tragen lässt? Dazu hat er akribisch die natürlichen Vorbilder beobachtet, um dann Menschenflügel mit einer Spannweite von zehn Metern zu entwerfen. Ebenfalls futuristisch war zu seiner Zeit die Idee des Fallschirms: ein pyramidenförmiges Leinenzelt mit Seitenmaßen von sieben Metern. "Dieser Fallschirm wurde vor einigen Jahren von einem englischen Extremsportler getestet", sagt Verena Tellenbach. Und siehe da: Es funktionierte!Ebenfalls für den fliegenden Menschen gedacht war Leonardos Neigungsmesser. In einer windgeschützten Glasglocke hängt ein Pendel, das das Ausrichten eines Fluggerätes am Horizont ermöglicht. Doch da Vinci war nicht nur ein Pionier der Technik, er war Architekt, Anatom und vor allem auch Maler. Sein berühmtes Bild? "Die Mona Lisa", antwortet prompt ein Zwölfjähriger. Und so erfahren die Kinder zum Schluss, was es mit dem geheimnisvollen Lächeln der Dame auf sich hat. Und wer noch mehr wissen will, darf sich einen Film über die wunderbare Welt des Leonardo da Vinci ansehen.Die Ausstellung im Stadthaus "Alter Bahnhof" in Traben-Trarbach ist noch bis zum 25. November von montags bis freitags, 12 bis 18 Uhr, und samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Sie zeigt 35 Modelle aus dem Schaffen des Universalgenies Leonardo da Vinci. Informationen zu Führungen gibt es unter Telefon 06541/839 80 und www.traben-trarbach.de. Für Kinder und Schulklassen gibt es eigene Führungen.

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