Zahlen oder zu Fuß gehen

TRABEN-TRARBACH. Ab dem 1. September haben zirka 60 Trarbacher Kinder für die Fahrt zur Schule keinen kostenlosen Beförderungsanspruch mehr. Die Eltern sind sauer, der Kreis beruft sich jedoch auf das Schulgesetz und den Grundsatz der kreisweiten Gleichbehandlung von Schülern beim Bustransfer.

Zahlen oder nicht zahlen? - Für Gabi Birlenbach ist dies eine Frage von nur wenigen Metern. Sie wohnt am Weihertorplatz in Trarbach - und von dort sind es für ihre achtjährige Tochter knapp unter zwei Kilometer bis zur Grundschule in Traben. Würde sie nur ein paar Häuser weiter in der Wildbadstraße 1 wohnen, dann kämen auf ihre Familie ab dem 1. September keine jährlichen Zusatzkosten von 300 Euro zu.Denn der Kreisausschuss hat im Juni einstimmig eine Änderung des Beförderungsanspruchs für Schüler in Trarbach beschlossen. Er beruft sich mit dieser Entscheidung auf das seit 1975 gültige Schulgesetz des Landes. Darin heißt es, "dass der Schulweg ohne Benutzung eines Verkehrsmittels nicht zumutbar ist, wenn der kürzeste Fußweg zwischen Wohnung und Schule für Kinder der Grundschulen länger als zwei Kilometer, für Schüler der Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien länger als vier Kilometer ist oder wenn er besonders gefährlich ist."Werden diese "zumutbaren" Entfernungen unterschritten - und dies trifft in Trarbach auf zirka 60 Schüler zu - können die Kinder zwar nach wie vor mit dem Bus fahren, sie haben aber ab dem 1. September keinen kostenlosen Beförderungsanspruch mehr."Sonderregelung wurde auslaufen gelassen"

"Es wurde nichts Neues reglementiert, sondern lediglich Sonderregelungen auslaufen gelassen", sagt Alfons Kuhnen, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Die Änderungen würden auch für Neumagen-Dhron, Piesport, Hoxel und Riedenburg (der TV berichtete) gelten. In den übrigen Gemeinden im Kreisgebiet sei die im Schulgesetz vorgesehene Beförderungsregelung indes schon jahrelang gang und gäbe. "Man muss die Entscheidung vor dem Grundsatz der kreisweiten Gleichbehandlung sehen", so Kuhnen. Die Schulkinder in Trarbach würden gegenüber anderen Schülern im Landkreis nicht benachteiligt, sondern ihnen gleichgestellt.Kuhnen betont, dass der bislang generell kostenlose Transfer der Trarbacher Kinder in die Schule noch ein "Relikt aus der Vergangenheit" sei, als der Kreis den Transport selbst organisierte. Seit die Schülerbeförderung aber vor einigen Jahren in den Öffentlichen Personen Nahverkehr integriert worden sei, fallen für den Kreis zusätzliche Kosten an. "Denn wir müssen für jeden Schüler eine Fahrkarte kaufen müssen", so Kuhnen. Allein durch die Neuregelung für die Trarbacher Schüler spart der Kreis künftig Beförderungskosten von jährlich rund 18 000 Euro.Wenig Verständnis haben die betroffenen Eltern für diese Argumentation. Jahrelang waren sie es gewohnt, dass ihr Kind zum Nulltarif in die Schule gefahren wurde, jetzt müssen sie für 300 Euro eine Jahreskarte kaufen. "Das ist schon eine Zumutung", ärgert sich Gabi Birlenbach. Ähnlich sieht es auch Manuela Sonntag, die moniert, dass die Eltern sehr kurzfristig von der Neuregelung erfahren haben. Erst am 7. Juli seien sie auf einer Veranstaltung in der Realschule über die konkreten Pläne der Kreisverwaltung informiert worden. "Und damals waren nur 30 von 60 betroffenen Eltern anwesend", so Sonntag.Viele Eltern könnten daher gar nicht wissen, dass ihr Kind zum 1. September eine Fahrkarte braucht. Hinzu kommt, dass man, um eine Fahrkarte bei der Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) zu beantragen, einen Stempel der Schule braucht. "Doch in den Ferien kommt man an diesen Stempel nicht ran", ärgert sich Birlenbach."Dieses Problem lässt sich regeln", sagt Alfons Kuhnen und weist darauf hin, dass sich die Eltern noch während der Ferien an die Kreisverwaltung wenden können, die ersatzweise einen Stempel aushändigen kann.Weisgerber strebt Ersatzlösung an

Derweil hat sich auch die Verbandsgemeinde-Verwaltung dem Thema "Schülerbeförderung" angenommen. "Wir werden Gespräche mit den Verkehrsträgern führen und sind zuversichtlich, dass wir noch vor Schulbeginn eine Ersatzlösung finden werden", sagt VG-Bürgermeister Ulrich Weisgerber, fügt jedoch hinzu: "Unentgeltlich wird diese Lösung nicht sein können."Zahlen oder nicht zahlen? - für Gabi Birlenbach stellt sich diese Frage nicht. Sie wird für ihre Tochter eine Fahrkarte kaufen und sie mit dem Bus zur Schule bringen lassen. Denn: "Wenn sie zu Fuß gehen würde, müsste sie insgesamt acht Mal die Straße überqueren. Da hätte ich keine ruhige Minute mehr."

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