Zarte Klänge und ein Pistolenschuss

TRABEN-TRARBACH. Musikalische Talente aus dem ganzen Land zu Gast in Traben-Trarbach: Das Jugendblasorchester Rheinland-Pfalz spielte in der Lorettahalle und brillierte mit moderner sinfonischer Blasmusik.

70 junge Musikerinnen und Musiker boten bei ihrem Konzert in der Doppelstadt Blasmusik der Spitzenklasse. Drei Tage lang hatten die hochqualifizierte Amateure aus allen Teilen des Landes bei einem Workshop intensiv ein Konzertprogramm mit anspruchsvollen Werken der sinfonischen Blasmusik geprobt, bevor sie ihr Können am Sonntag dem Publikum präsentierten. Und was das Ensemble unter der Stabführung des Japaners Kunihiro Ochi zeigte, darf als "professionell" bewertet werden.Zwar brachte das erste Musikstück "Jubilee Overture" von Philip Sparke die Orchesterqualitäten noch nicht vollends zur Geltung. Auch galt es, die akustische "Grenzwertigkeit" der Sporthalle zu überwinden, so die Musiker.Dieses gelang jedoch schon beim zweiten Stück, dem "Traum des Oenghus" von Rolf Rudin in einer für Interpreten und Publikum gleichermaßen überzeugenden Art.Überzeugende Solisten, gekonntes Zusammenspiel

Beim dritten Werk traten die solistischen Fähigkeiten ebenso wie die klangliche Bandbreite des Orchesters dann vollends hervor.Die sinfonische Dichtung "Cyrano" des Belgiers Piet Swerts begann mit zarten Klangwelten, die sich dann sauber und elegant zum Fortissimo steigerten. Nach einem Mittelteil mit Harfe und Alt-Saxophon steigerte es sich erneut zu einer realistisch wirkenden, den Krieg von seiner furchterregenden Seite beschreibenden, ausdrucksstarken Musik.Dann unerwartet ein Pistolenschuss: Instrument für Instrument verstummte - absolute Stille. Die zarte Pflanze des Friedens wurde eingeläutet mit Oboen-Klängen, die sich um Klarinetten, Flöten und Röhrenglocken erweiterten. Mit einem kaum wahrgenommenen, aber kontinuierlich anwachsenden Crescendo ging es in das Fortefortissimo des Schlussteils über.Die grandiose Interpretation des vier Wochen zuvor vom Jugendblasorchester uraufgeführten Werkes belohnten die Zuhörer mit lang anhaltendem Applaus. Traben-Trarbach erlebte die Zweitaufführung, so Moderator Dirk Hubmacher.Im zweiten Konzertteil wurde die komplette instrumentale Bandbreite des Orchesters ausgerollt. Neben klassischer Blasmusikbesetzung mit Trompeten, Posaunen, Tuben, Bariton, Hörnern, Klarinetten und Saxophonen spielten Englisch Horn, Oboe, Fagott und Kontrafagott eine klangprägende Rolle. Imposant die Reihe der Percussions-Instrumente: Sieben Schlagwerker bedienten kleine und große Trommel, Becken, fünf Pauken, Tam-Tam (Gong), Röhrenglocken, Glockenspiel, Xylophon, Vibraphon, Marimbaphon und Crotales.Das "Concertino for Percussion and Wind Ensemble" (Komponist: Philip Sparke) war darüber hinaus von den sanften Tönen einer Harfe geprägt. Diese klangliche Erweiterung überraschte und begeisterte im Zusammenspiel, mal mit Xylophon und Pauken, mal im Dialog mit Saxophonen und sogar mit der schallgedämpften Tuba. Beim "Wood Wind" von James Barnes war der Titel sprechend. Frisch und lebendig, vor allem zügig, brillierte das Holz mit gut gestimmten Klarinetten und Saxophonen, während das Blech Pause hatte.Zuhörer bedanken sich mit stehenden Ovationen

Die abschließenden "Fantasy Variations" des Amerikaners James Barnes ließen das Orchester nochmals zu absoluter Klangfülle, kombiniert mit solistischen Elementen aufschwingen. Gelegentliche Auftakt-Unstimmigkeiten fielen nicht ins Gewicht. Die Zuhörer spendeten im Stehen jede Menge Applaus und Bürgermeister Weber bedankte sich mit Geschenken und Anerkennungsworten. Das Orchester revanchierte sich mit zwei Zugaben.

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