Zauberlehrling geht Döner essen

SALMTAL. Unterschiedliche Auffassungen zur Reinlichkeit waren das Thema des Musicals "Ritter Rost und Prinz Protz", das die Theater AG der Regionalen Schule in Salmtal aufführte. Die Zuschauer des Kulturabends erlebten außerdem verschiedene Versionen von Klassikern wie dem "Erlkönig" oder dem "Zauberlehrling".

Burgfräulein Bö hat es nicht leicht. Sie soll die Burg von Ritter Rost sauber halten, und das ist wahrlich ein schwieriges Unterfangen. Überall türmt sich der Dreck, und Ritter Rost zieht es vor, auf dem stillen Örtchen den Trierischen Volksfreund zu lesen, anstatt sich am Putzen zu beteiligen. Auch von Kokos, dem Drachen des Hauses, ist keine Hilfe zu erwarten. Mitleidheischend klagt er über seinen schlimmen Schnupfen, der es ihm verbiete, sich an der häuslichen Arbeit zu beteiligen. Kurz gesagt, bei dem Musical der Schüler geht es zu wie in vielen Haushalten. Doch da es ja ein Märchen ist, scheint Hilfe zu nahen. Der "Zauberspiegel" stellt Bö einen neuen Gefährten vor: Schrottfried Prinz von Putz und Protz verspricht einen Ausweg aus der täglichen Mühsal und entführt Bö auf seine Burg. Doch dort lernt Bö die andere Seite der Medaille kennen. Die Burg von Prinz Protz ist so sauber, dass man sich nicht setzen, nicht legen und nichts anfassen darf, und die Mutter von Prinz Protz ist vom vielen Putzen vollkommen erschöpft. Doch weil es ja ein Märchen ist, geht alles gut aus: Bö kehrt zu ihrem Ritter Rost zurück, der ihr verspricht, künftig beim Putzen zu helfen und auch Prinz Protz sieht ein, dass die Pflege der heimischen Burg nicht nur Frauensache ist.Kostüme von den Schülern selbst gemacht

Die Schüler der Theater-AG, die von Marlies Kahn geleitet wird, waren mit voller Begeisterung bei der Sache. Seit März des vergangenen Jahres hatten die 17 Schüler der AG das Stück eingeübt. Dabei waren Schüler aller Klassenstufen. Die Sechstklässler spielten beispielsweise die Rolle des Geschirrs, das sich jeglichen Reinigungsversuchen widersetzt, Prinz Protz wurde von einem Schüler der zehnten Klasse dargestellt. Dass das Stück Jung und Alt begeisterte, zeigte der kräftige Applaus nach einstündiger Vorstellung. "Die Kostüme wurden von den Schülern selbst gemacht", erzählt AG-Leiterin Marlies Kahn. Nicht aufwändig aber dennoch sehr fantasievoll bewiesen die Verkleidungen, dass sich die Mädchen und Jungen sehr mit der Geschichte beschäftigt hatten. "Ich könnte das 1000 Mal sehen", strahlte eine ganz junge Zuschauerin nach Ende der Vorstellung. Doch mit dem Musical vom Ritter Rost war der Kulturabend noch nicht beendet. "Sie haben erlebt, zu was Kinder fähig sind, wenn man ihnen etwas zutraut", zeigte sich Schulleiter Richter am Ende des Abends begeistert. Eine ganz anderen und sehr lebendige Version vom Deutschunterricht zeigten die Schüler der achten Klasse. Sie sangen, spielten und zitierten literarische Klassiker wie "John Maynard" von Theodor Fontane oder "Der Zauberlehrling" von Goethe. Die Geschichte vom Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wird, führten die Schüler in zwei Versionen auf. Zum einen gab es die klassische Version mit so bekannten Zitaten wie "Besen! Besen! Seid's gewesen!" und zum anderen eine eigene moderne Fassung. Dabei verschwindet der Zaubermeister zum Skaten und aus dem Satz "Ach, ich merk' es! Wehe! Wehe! Hab' ich doch das Wort vergessen!" wird modern "Oh nein, jetzt hab ich das Wort vergessen, da geh ich erst mal einen Döner essen". Ob Goethe sich angesichts dieser Veränderung seiner Ballade im Grabe wälzen würde, bleibt Spekulation - dem Publikum jedoch gefiel es gut, und es amüsierte sich prächtig. Auch aus dem Erlkönig wurde ein Programmkönig, der nicht spät durch Nacht und Wind reitet, sondern sich des Nachts die Finger klamm tastet.Nach vielen heiteren Beiträgen wurde es ganz still und ernst beim letzten Beitrag, einem Lied von Wolf Biermann vom Soldaten in Afghanistan. Auch diesen Song hatten die Schüler aktualisiert. Nach der Vorstellung hatten sich nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer den Applaus wirklich verdient.

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