"Zauwer" und "Steckelcha"

MINHEIM. (urs) Mit "Mussik, Sprooch und Wein" gingen die Moselfränkischen Mundarttage 2004 mit ungewohnt kleiner Besetzung, dafür aber lustig und lecker, an den Start.

Zauberkunststücke, Geschichten und erlesene Weine stimmten am Wochenende auf die diesjährigen Moselfränkischen Mundarttage ein. Allerdings vor einer kleinen Runde von gut 50 Personen, die jedoch dank des kurzweiligen Programms voll und ganz auf ihre Kosten kam. Bei den Akteuren war dagegen Enttäuschung über die unerwartet schwache Resonanz zu spüren. "Wir nehmen die Mundart vielleicht nicht ernst genug", vermutete Johannes Föhr, der von den Aufführungen des Minheimer Kuckuck ein stets volles Haus gewohnt ist. Während Kölner oder Sachsen ihren Dialekt pflegen würden, sei die Einstellung der Moselfranken eine andere. "Wir haben alle ein Problem damit", wagte der beliebte Komiker eine Deutung des Hangs zum Hochdeutschen. Wovon sich Föhr persönlich aber nicht beeinflussen lässt, wie die nachfolgenden "Steckelcha", Geschichten und Gedichte von der Mosel oder über den Euro, bewiesen. Aloys Leyendecker stand dem Minheimer Winzer-Kollegen da in nichts nach. Als echter Piesporter trug er das Gedicht vom "hamlich, stöll vertrauten Museldoarf" (heimeligen, still vertrauten Moseldorf) vor. Verfasst hat es der 1913 geborene und in Stalingrad gefallene Stefan Schäfer, alias "Schiffer Steff". Dazwischen brillierte Laiendarsteller Leyendecker mit Zauberkunststückchen. Mal füllte er den leeren Gemeindesäckel - wenn auch nur mit Eiern - mal brachte er den Ortsbürgermeister zum Staunen. Denn Werner Mertes hatte vorher nicht geahnt, dass er nach einer ordentlichen Milchkur echten Wein aus seinem Ärmel schenken konnte. Der neue "Dorfscholtes" war dafür aber als geborener Minheimer in Sachen Ortsgeschichte beschlagen. Wissen, dass er mit Anekdoten wie der vom Glühwein in der Thermoskanne seiner Lehrerin oder dem unfreiwilligen Flug vom Pflug seines Lehrherrn zum besten gab. Histörchen, die Manfred Pohlmann musikalisch bereicherte. Und zwar mit "Geschichten, wie wir sie alle jeden Tag erleben können", wie der Moselfranken-Barde seine Balladen von Liebe, Essen und Trinken ankündigte. Zumindest letzteres kam an diesem Abend nicht zu kurz. Denn für den Gaumen standen Weine vom "Herzwingert", aus Trittenheim, Dhron, Piesport und Minheim auf der Karte.

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