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WITTLICH. (peg) Bereits in der dritten Generation führt die Familie Nels die Buchhandlung in der Trierer Straße. Nach 50 Jahren im Beruf zieht Franz-Richard Nels sich jetzt ins Privatleben zurück.

 Die historische Aufnahme (oben) zeigt die Familie um das Jahr 1912 vor der ursprünglichen Häuserfront in der Trierer Straße.Foto: Petra Geisbüsch

Die historische Aufnahme (oben) zeigt die Familie um das Jahr 1912 vor der ursprünglichen Häuserfront in der Trierer Straße.Foto: Petra Geisbüsch

Franz-Richard Nels hat die Arbeit sein ganzes Leben lang geliebt. "Höchst selten bin ich mit Widerwillen ins Geschäft gegangen", sagt er nach 50 Jahren als Buchhändler. Dass der Beruf zum Hobby wurde, sei wohl mit ein Garant für den geschäftlichen Erfolg. Doch alles hat einmal ein Ende: Am 1. Januar zieht "Frankie" Nels sich ins Privatleben zurück. Immerhin ist der Mann, auch wenn man es ihm nicht ansieht, inzwischen 67 Jahre alt. Doch Wittlich muss deshalb nicht auf sein Traditionsgeschäft in der Innenstadt verzichten. Es hat viel Mühe gekostet, aber schließlich zu einem Ergebnis geführt: Der Laden bleibt. Frankie hat eine Pächterin gefunden, die sich bereits jetzt in alles Wesentliche einarbeiten lässt. Das war ihm wichtig, denn mit dem Betrieb ist er zu einer Einheit verschmolzen. Vor 115 Jahren hatte Großvater Carl Nels den Betrieb als Buchdruckerei gegründet. Hier wurde auch die erste Wittlicher Zeitung gedruckt. 1929 übernahm mit erst 22 Jahren Sohn Richard das Geschäft und startete mit seiner Gattin Erna zunächst in die Wirtschaftskrise. Der Buchdruck hatte Bestand, während der Schreibwarenhandel für lange Jahre zum Erliegen kam. 1949 musste Richard Nels darum beim Landrat einen Antrag einreichen, um das Geschäft legal übernehmen zu können. Es folgten Aufbaujahre und Wirtschaftswunder, und die nächste Generation stand in den Startlöchern, um den Betrieb weiterzuführen. Nach dem Motto "neue Besen kehren gut" teilten Franz-Richard und sein Bruder Herbert die Zuständigkeiten. Herbert zog mit der Druckerei ins Industriegebiet, Frankie blieb mit Büchern, Schreibwaren, Toto und Lotto in der Trierer Straße. In 115 Jahren hat auch das Gebäude allerlei er- und überlebt. Im Krieg zerstörte ein Blindgänger den kompletten Kern; nur die Außenmauern standen noch, und aus dem Keller kletterte die Familie. 1956 kaufte Richard Nels einen Teil des Nachbar-Anwesens Bastgen dazu und vergrößerte die Druckerei. 1961 baute er noch einmal das Geschäft um. 1973, bereits unter Frankies Verantwortung, folgte ein größerer Umbau, der das Geschäft zu dem machte, was es bis heute ist. Im Prinzip habe er seit 1957, als er nach der Ausbildung zum Buchhändler bei der Paulinus-Druckerei zurückgekehrt sei, alles selbst in die Hand nehmen müssen. 1979 wurde sein Laden von Toto-Lotto zur "Annahmestelle" des Monats" gekürt: So bequem wie hier konnte man nirgends die Tippzettel ausfüllen. Die Industrie- und Handelskammer zeichnete 1998 das stete Bemühen der Firma um den beruflichen Nachwuchs aus. 40 junge Menschen habe er ausgebildet, schätzt Frankie. Tochter Andrea glaubt sogar, dass es noch einige mehr waren. Ihr Gesicht bleibt den Wittlichern auch nach der Ära Frankie erhalten. Sie arbeitet als Angestellte weiter hier. Die viele freie Zeit, die Frankie Nels ab Januar erwartet, schreckt ihn nicht. Erstens hat er Enkel, zweitens Hobbies, und drittens gibt es da ja auch noch seine Hanne.

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