Zu Unrecht gefürchtet

WITTLICH. (peg) Sind Hornissen nun friedlich und harmlos oder aggressive und gefährliche Zeitgenossen? Und was macht man überhaupt, wenn man ein Nest bei sich im Haus findet? Fragen vor denen ein Leser stand, der kürzlich auf seinem Speicher ein Hornissennest entdeckte (der TV berichtete).

Das bloße Erscheinen einer Hornisse löst bei manchen Menschen Panik aus. Ihre angebliche Angriffslust und die Giftigkeit ihres Stichs werden trotz Aufklärungskampagnen immer noch übertrieben. Dabei haben Pharmakologen längst wissenschaftlich nachgewiesen, dass Hornissengift nicht giftiger ist als das von Bienen oder Wespen. "Selbst eine Maus kann bis zu sechs Hornissenstiche überleben", erklärt Walter Huwer, Bienenseuchensachverständiger BSSV im Kreis Bitburg-Prüm. Ein Berliner Zoologe berichtete sogar von einer Ratte, die 60 Hornissenstiche ohne bleibenden Schaden überstand. Auf einen 70 Kilogramm schweren Menschen hochgerechnet, wären folglich 1000 Stiche nötig, um ihn in Lebensgefahr zu bringen. "Selbst die größten Hornissen-Kolonien bringen nicht derart viele Individuen auf einmal hervor", weiß Huwer.Die Hornissen leisten Beachtliches im Kreislauf der Natur. Zur Aufzucht ihrer Brut erbeuten sie große Mengen Insekten: Spinnen, Wespen, Fliegen, Heupferdchen, Libellen, aber auch Raupen von Forstschädlingen.1984 kam die Hornisse auf Grund von großflächigen Vernichtungsaktionen auf die Rote Liste gefährdeter Tiere und genießt heute Rundum-Schutz per Gesetz: Das Vernichten von Völkern ist verboten. Aufklärung tut weiterhin Not, besonders, weil die Groß-Insekten, ihres natürlichen Lebensraumes auf absterbenden Bäumen weitgehend beraubt wurden und sie ihre Nester mehr und mehr in der Nähe menschlicher Ansiedlungen bauen.Hornissen nisten zunehmend im Garten, im Rolladenkasten oder auf dem Dachboden. Ein gut sichtbarer Schutzzaun rund um das Nest wird in diesem Fall von Fachleuten empfohlen, damit sich keiner ahnungslos nähert und in Panik verfällt. Aber, Achtung: Kunststoffnetze werden zerbissen, berichtet Huwer.Im Herbst sterben die Völker ab, und die Königin überlebt den Winter in einer Nische. Im Frühjahr baut sie mit einem neuen Volk ein neues Nest.Wenn Menschen trotzdem unzumutbar von Hornissennestern belästigt werden, helfen behördlich autorisierte Fachleute beim Umquartieren. Ansprechpartner nennt jede Kreisverwaltung, die Feuerwehr oder eben der BSSV Walter Huwer. Gefährdet durch Hornissenstiche sind mithin nur Menschen mit einer Allergie auf die im Giftsekret enthaltenen Eiweiße. Wie sie sich davor schützen, erläutert ein Wittlicher Facharzt. "Die Ausprägung der allergischen Reaktion entscheidet über die Behandlung", sagt er. In leichteren Fällen genüge ein Antihistamin oder ein Cortisonpräparat. Schwieriger werde es bei einer diagnostizierten Bienen- beziehungsweise Wespengift-Allergie. Hier verordnet ein Arzt in der Regel ein Notfall-Besteck.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort