Zu breiter Traktor bringt Ärger - Polizei schließt Gruppe vom Graacher Nachtumzug aus - und erntet Kritik

Graach · Der Graacher Nachtumzug stand gleich doppelt im Mittelpunkt. Wegen des tragischen Unfalltodes einer Taxifahrerin im Vorjahr und wegen verstärkter Sicherheitsauflagen. Die führten dazu, dass nicht alle angemeldeten Teilnehmer mitmachen durften.

Graach. Der Graacher Nachtumzug ist mittlerweile der einzige seiner Art in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Das Pendant in Ürzig hatten die Veranstalter vor einigen Wochen abgesagt: wegen den erhöhten Sicherheitsauflagen für mehrere Züge, allerdings auch wegen zu viel Alkoholkonsums und Lärmbelastung (der TV berichtete).
Graach stand deshalb an Fastnacht doppelt im Mittelpunkt. 2014 starb dort einige Stunden nach dem Nachtumzug eine Taxifahrerin, als ein schwerer Geländewagen von hinten ihr Fahrzeug rammte und es 40 Meter weit schleuderte.
Eine der Anforderungen für die Nachtumzüge: Die Wagen dürften nicht breiter als 2,50 Meter sein, die sie ziehenden Traktoren nicht breiter als zwei Meter. Den Teilnehmern wurde dies Wochen vorher in einem Merkblatt mitgeteilt. Geprüft haben diese Auflagen in Graach Vertreter von Polizei, Ordnungsamt und der Zugleitung.
Durch das Raster fiel die Zugmaschine einer 13 Meter langen Lokomotive einer Gruppe aus Neumagen-Dhron. "Der Traktor war deutlich zu breit", sagt Axel Schnitzius, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues. Mara Gudelj, Mitglied der betroffenen Gruppe, spricht dagegen von einer "kleinlichen Auslegung" der Vorschriften und einer "ungleichen Behandlung". Es habe Gespanne geben, die genauso breit gewesen seien und trotzdem mitfahren durften. Das stimme nicht, sagt Schnitzius.Zugleiter bestärkt Polizei


Wie Maja Gudelj berichtet, sind Wagen und Traktor ohne Beanstandung bei anderen Nachtumzügen mitgefahren - zum Beispiel in Rivenich und Osann-Monzel (beide VG Wittlich-Land). Dort gelten, so Hans-Werner Metzen, Leiter des Ordnungsamtes, die gleichen Vorschriften wie in der VG Bernkastel-Kues. "Die Veranstalter sind aber verantwortlich", sagt er. Beide Gemeinden seien aber von der Bebauung und Topografie ganz anders als Ürzig und Graach. Vertreter seines Ordnungsamtes seien bei den Zügen nicht im Einsatz gewesen, sagt Metzen.
Die Graacher hatten sich selbst verschärfte Sicherheitsvorkehrungen auferlegt. Den Ausschluss der Gruppe aus Neumagen-Dhron habe zwar die Polizei verfügt. "Aber ich hätte genauso gehandelt. Denn wir können uns ja kein Eigentor schießen", sagt Zugleiter Sebastian Krämer. Es sei auch noch ein weiterer Wagen (aus Piesport) wegen Überbreite des Traktors ausgeschlossen worden.
Beide Gespanne seien nach dem Zug durch den Ort gefahren, weil sie nicht drehen konnten. "Da waren aber die meisten Leute schon weg", sagt Ortsbürgermeister Gerhard Zimmer. Nach Auskunft von Sebastian Krämer waren etwa 6000 Zuschauer im Ort.
Eine Diskussion gibt es auch über den Traktor der Neumagen-Dhroner Gruppe. Es sei dieselbe Maschine, die auch schon 2014 mitgefahren und einer Zuschauerin über den Unterschenkel gefahren sei. "Es war nicht der Traktor vom letzten Jahr", widerspricht Mara Gudelj.
Auch um einen Böller wird gestritten. Der sei aus dieser Gruppe heraus gezündet worden, glaubt Axel Schnitzius. "Er ist an meinem Ohr explodiert und nicht von jemandem aus der Gruppe geworfen worden", sagt Gudelj. Egal, wer es war: Böller haben in einem eng bebauten Ort wie Graach sowieso nichts zu suchen, sagt Sebastian Krämer.Tödlicher Unfall im Gedächtnis


Es steht also Aussage gegen Aussage. Keine Differenzen gibt es dagegen bei den zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen, die wegen des Unfalls vom Vorjahr in Kraft traten.
So durfte nur ein Seitenstreifen der B 53 beparkt werden. Der Bereich an der Bushaltestelle, wo viele Besucher die Straße kreuzen, war großflächig ausgeleuchtet. Die Kosten trägt der Karnevalsverein. Die Taxis standen nicht auf der B 53 sondern am Ortseingang.
Die Polizei war zeitweise mit mehreren Streifenwagenbesatzungen vor Ort. Auch Vertreter des Ordnungsamtes überwachten den Zug und den ruhenden Verkehr. Alle diese Vorkehrungen hätten gegriffen, sagen Axel Schnitzius, Sebastian Krämer und Gerhard Zimmer.
Allein vor der Mattheiser Halle, wo es nach dem Zug weiter ging, hätten 900 Jugendliche weitgehend friedlich gefeiert, berichtet Krämer.

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