"Zu schade für einen Kletterwald"

Seit rund 30 Jahren ist eine 30 Hektar große ehemalige Kiesabbaufläche bei Klausen sich selbst überlassen. Allenfalls in den Randbereichen soll das Gebiet für Interessierte zugänglich gemacht werden.

Klausen. Verglichen mit dem Lärm früherer Jahre ist es meist totenstill auf dem Gelände unweit des Klausener Sportplatzes. Das war bis Ende der 70er Jahre anders. Damals bauten auf den rund 30 Hektar westlich von Pohlbach verschiedene Firmen Kies ab.

Nach dem Abbau wurde das Gelände im Gemeindegebiet sich selbst überlassen. Und der Klausener Ortsgemeinderat ist der Meinung, dass sich daran nicht allzu viel ändern soll. In seiner jüngsten Sitzung einigte sich das Gremium, allenfalls an den Rändern Möglichkeiten für Interessierte zu schaffen, einen Einblick in das Gelände zu erhalten. Dies könne beispielsweise durch die Errichtung einer Aussichtsplattform geschehen.

Mit dieser Vorgehensweise einverstanden waren die Ratsmitglieder Gerd Esch und Heinz Maes, die die touristische Inwertsetzung des Geländes vorgeschlagen. Maes hatte darauf verwiesen, dass mit einfachen Mitteln ein einzigartiges Stück Natur erlebbar gemacht werden könne. "Wenn man zehn Minuten im Gelände ist, denkt man, dass man in einer anderen Welt ist", sagte Maes. Er könnte sich unter anderem ein Wegenetz oder die Anlage eines Kletterwalds in dem Gebiet vorstellen.

Christoph Holkenbrink, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, berichtete von den Ergebnissen eines Ortstermins.

Ist der naturnahe Zustand bei Nutzung in Gefahr?



Dabei seien die Vertreter der zuständigen Fachabteilung über den naturnahen Zustand erfreut gewesen. Bedenken habe es gegeben, ob dieser Zustand nicht durch eine intensive Nutzung in Gefahr sei. "Freuen sie sich, dass sie so eine Fläche haben", sagte Holkenbrink.

Auch Ortsbürgermeister Alois Meyer war alles andere als überzeugt von einer intensiveren Nutzung des Geländes. Das Gebiet sei "zu schade für einen Kletterwald", sagte Alois Meyer. Für den gebe es in Klausen sicher geeignetere Gebiete. Das Areal sei nahezu unzugänglich und solle es auch zukünftig bleiben.

So ganz unzugänglich ist die Fläche unweit eines Neubaugebiets jedoch schon heute nicht. Von einem Wirtschaftsweg führt beispielsweise ein unscheinbarer Fußpfad in das Gelände, das neben dichtem Unterholz auch mehrere Wasserflächen zu bieten hat. Der Weg durchs Dickicht endet inmitten des Geländes an einem Hochsitz. In Sichtweite dessen befinden sich zwei Behälter mit Mais, um offenbar so Schwarzwild anzulocken und anschließend zu schießen.

Meinung

Kein unnötiger Schnellschuss

Unbemerkt, da nahezu nicht zugänglich, hat sich aus der früheren Abbaufläche für Kies unweit Klausens ein kleines Naturparadies entwickelt. Das darf durch allzu sorglose Nutzung nicht aufs Spiel gesetzt werden. Ein unnötiger Schnellschuss würde alles verderben. Doch neben dem Schlagen breiter Schneisen durchs Gehölz oder dem Zubetonieren der Flächen und dem Einzäunen des Geländes gibt es sicher andere Möglichkeiten. Die sollten sich die Klausener gut und in Ruhe überlegen. Es wäre eine zu leicht vergebene Chance, die Wildnis nicht erlebbar zu machen. Denn solch ein naturbelassenes und an die Zivilisation angebundenes Gebiet ist in der Region wohl nur selten zu finden. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass das Kiesgruben-Gelände derzeit schon nicht menschenleer ist. Es sei denn, dass ein Hochsitz zum Abschießen des Wildes die Tiere im Kiesgruben-Gelände weniger stört als Spaziergänger. h.jansen@volksfreund.de

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