Zu viel Gewalt, Alkohol und Lärm - Organisatoren sagen Ürziger Nachtumzug wegen Sicherheitsbedenken ab

Ürzig · Die Organisatoren des karnevalistischen Nachtumzugs in Ürzig haben die Veranstaltung für dieses Jahr abgesagt. Der Grund sind Probleme durch betrunkene Jugendliche, zu breite Zugmaschinen und zu höhe Lärmbelästigung. Es ist aber keine Absage für alle Zeiten.

 Nachtumzug in Ürzig 2014. TV-Foto: Klaus Kimmling

Nachtumzug in Ürzig 2014. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Der Karnevalsruf "Hei Erz, lo Erz" schallte fast 20 Jahre beim Nachtumzug durch die Straßen und Gassen von Ürzig. Tausende von Zuschauern säumten jedes Mal den Zugweg von der Ürziger Höhe ins Tal. In diesem Jahr wird es ruhig bleiben. Der Umzug fällt aus.

Die Organisatoren haben den sogenannten FastNACHTSumzug für dieses Jahr abgesagt. Es seien vor allem Jugendliche, die schon alkoholisiert in Ürzig ankommen und dort weiter trinken, erläutert Winfried Schweisthal vom Orgateam einen der Beweggründe für die Entscheidung. "Sie sind sehr laut und besoffen", sagt er. Viele hätten schon tagsüber bei anderen Umzügen teilgenommen und entsprechend "vorgeglüht".

Auch die Art der Wagen und Zugmaschinen passten nicht mehr zu dem geplanten karnevalistischen Ereignis. "Manche kommen nur mit Bretterbuden und machen Krach", berichtet Schweisthal. Ein weiteres Problem: die Zugmaschinen, die für die steilen und engen Gassen in der Moselgemeinde zu breit sind.

Axel Schnitzius von der Polizeiinspektion in Bernkastel-Kues bestätigt das. Es sei für Rettungskräfte schon zu Fuß ausgesprochen schwierig, an mögliche Einsatzorte zu kommen. Mit dem Auto komme man gar nicht voran. Ürzig sei durch seine Topografie mit den steilen Straßen besonders schwierig.

Dabei sei die Polizei beim Nachtumzug mehr denn je gefordert. "Früher ging es darum, die Zuschauerströme zu leiten und die Parksituation im Auge zu behalten", sagt Schnitzius. Mittlerweile sei der Umfang explodiert. Alles sei größer und lauter geworden. "Stellenweise hat man das Gefühl, dass es sich um eine Technoparty handelt", sagt der Beamte.
Die Polizei sei zunehmend damit beschäftigt, beispielsweise bei Schlägereien einzugreifen. Im vergangenen Jahr habe man sogar Verstärkung von der Bereitschaftspolizei anfordern müssen. Schnitzius: "Es gibt ein massives Sicherheitsproblem." Deshalb seien bestimmte Auflagen unumgänglich.

Generell sieht Schnitzius bei Nachtumzügen Probleme. "Im Hellen gibt es mehr Sozialkontrolle", sagt er. Er betont allerdings auch, dass etwa 90 bis 95 Prozent der Teilnehmer und Besucher des Fastnachtszuges friedlich seien. Das Verhalten einiger weniger sei aber nicht mehr zumutbar.

Das sieht Josef Schmitz vom Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues ähnlich. Es sei vor allem bei Dunkelheit gefährlich, wenn angetrunkene Menschen zwischen den Wagen herumtorkeln. "Wir wollen den Umzug aber nicht verbieten", macht Schmitz deutlich.

Auch für die Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes ist der Umzug in Ürzig eine Herausforderung. Nils Wallenborn von der DRK-Ortsgruppe Traben-Trarbach hat im vergangenen Jahr die Vor- und Nachbereitung des Ürziger Nachtumzuges übernommen. "Wir brauchen mehr Personal", sagt er. Wegen der engen Straßenverhältnisse müssten zwei Rettungswagen vor Ort sein. Einer, der hinter dem Zug unterwegs ist, ein weiterer am Moselufer, wo der Umzug endet.

Im vergangenen Jahr habe es aber noch weitere Probleme gegeben. Zum einen Verletzungen durch Glas, aber auch Einsätze wegen Schlägereien. "Unsere Leute waren überlastet", sagt Wallenborn. Man könne keine Verantwortung mehr übernehmen. Auch er spricht auch er sich für neue Regeln und Auflagen aus.

Ürzigs Ortsbürgermeister Arno Simon geht davon aus, dass die Absage des Nachtumzugs nur für dieses Jahr gilt. Er hofft, dass die diesjährige Pause den einen oder anderen zur Vernunft kommen lässt und macht gleichzeitig deutlich, dass es so wie in den vergangenen Jahren nicht mehr geht.

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