"Zu viel Schwarzwild, zu wenig Abschüsse" Neun Biogasanlagen gibt es schon

Manfred Zelder, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands im Kreis Bernkastel-Wittlich, meldet sich zur Diskussion um den Energie-Maisanbau, der für ein mögliches Ausbleiben der Jagdpacht in Osann-Monzel verantwortlich gemacht wird, zu Wort. Er sagt, dass nicht der Mais das Problem ist, sondern der zu hohe Schwarzwildbestand. Neun Biogasanlagen sind im Kreis Bernkastel-Wittlich in Betrieb. Weitere Anlagen sind in Platten und Altrich geplant.

 Für die einen Stein des Anstoßes, für die anderen nicht das Problem: Der verstärkte Maisanbau bei Osann-Monzel. TV-Foto: Marion Maier

Für die einen Stein des Anstoßes, für die anderen nicht das Problem: Der verstärkte Maisanbau bei Osann-Monzel. TV-Foto: Marion Maier

Wittlich/Platten. Manfred Zelder zählt zu den eher besonneneren Menschen. Bei der Diskussion um Energie-Mais und Probleme mit der Jagdpacht, die Osann-Monzels Ortsbürgermeister Matthias Stoffel angestoßen hat (der TV berichtete), regt sich der Vorsitzende des Bauernverbands im Kreis Bernkastel-Wittlich.aber dann doch auf. Er sieht sich genötigt, gegen falsche Zahlen und unqualifizierte Gerüchte vorzugehen. "Ich will mehr Versachlichung und dass die Jäger nicht gegen die Landwirte aufgebracht werden", sagt Zelder, schreckt aber gleichzeitig nicht vor deutlichen Worten gegenüber den Waidmännern zurück.Stoffel hatte auf den verstärkten Maisanbau auf der Gemarkung Osann-Monzel für die Biogasanlage in Platten aufmerksam gemacht. Da der Mais Wildschweine anlocke, müssten die Jäger nun mit mehr Wildschäden rechnen, die sie zu entschädigen hätten. Deshalb wollten die Jäger die Pacht kündigen, beklagt Stoffel. Der Gemeinde fehlten dadurch 20 000 Euro.Zelders Kernthese zu diesem Thema: "Das Problem liegt nicht bei den Maisfeldern, sondern beim zu hohen Schwarzwildbestand. Die Jäger sind hier in der Pflicht. Sie sind die einzigen, die den Wildschweinbestand wieder ins Lot bringen können, doch waren sie in der vergangenen Saison nicht sehr fleißig."Die Zahlen der Kreisverwaltung scheinen Zelders Aussage zu belegen. Lagen die Abschusszahlen für die Schwarzkittel in den drei Jagdjahren bis '05/'06 — gezählt wird vom 1. April bis 31. März — zwischen 5200 und 5500, sackte sie in der vergangenen Saison auf 3000 ab.Zelder setzt Hoffnung auf Dialog mit Jägern

Doch Zelder will die Jäger nicht nur kritisieren. Er sagt: "Überall dort, wo Jäger und Bauern miteinander reden, ist die Welt noch in Ordnung." In der Regel würden dann Wege gefunden, beispielsweise würden die Bauern Schussschneisen freihalten und den Mais nicht bis zum Waldrand anbauen. Viele Jäger würden die Bauern auch vorab fragen, wo sie Mais anbauten, um dann Zäune zu errichten. Zelder setzt deswegen große Hoffnung in die Versammlung von Jägern und Bauern, die der Osann-Monzeler Ortsbürgermeister laut eigener Aussage organisieren will. Zelder stellt aber auch noch einige Zahlen richtig. Stoffel hatte geschätzt, dass auf etwa 100 Hektar der Gemarkung seines Orts Wiesen umgepflügt worden seien für den Maisanbau. Zelder: "Zur Zeit wird auf 75 Hektar der Gemarkung Mais angebaut. Grünland wurde dafür aber gar nicht umgebrochen. Es wurden lediglich 20 Hektar Stilllegungsflächen verwendet." Nachwachsende Rohstoffe dürften auf Stilllegungsflächen angebaut werden. Der Umbruch von Grünland hingegen sei streng reglementiert und kontrolliert. In der Regel würde das Grünland auch für Viehfutter gebraucht. Generell wehrt er sich gegen die Überbetonung und Verteufelung des Mais. Er weist daraufhin, dass Biogasanlagen nur zu einem Drittel mit Mais bestückt würden. Die restliche Biomasse setze sich aus Gras und Ganzpflanzensilage aus Getreide zusammen. Zelder nennt Zahlen für den Kreis Bernkastel-Wittlich: Bei 33 000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche würden gerade mal rund fünf Prozent für nachwachsende Rohstoffe (davon ein Drittel Mais) genutzt. Mais sei esehr umweltverträglich. Er müsse nur einmal mit Pflanzenschutzmitteln bearbeitet werden, werde sehr gezielt gedüngt und verursache im weit verbreiteten Mulchsaatverfahren mit einer Zwischenfrucht keine Erosion. Bernkastel-Wittlich. (mai) Die neun Biogasanlagen, die im Kreis in Betrieb sind, befinden sich laut Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord an folgenden Standorten: Arenrath, Bettenfeld, Heidweiler, Hilscheid, Irmenach-Beuren, Kleinich, Monzelfeld, Morbach und Wittlich. In Platten und Altrich wurden die Biogasanlagen der Betreiberfirma "en-neo" neue Energien Biogas genehmigt, in Platten wird bereits daran gebaut. Dort sollen zwei Anlagen à jeweils 716 Kilowatt entstehen. Laut SGD Nord wird jährlich mit dem folgenden Bedarf an Rohstoffen gerechnet: Maissilage: etwa 16 000 Tonnen, Grassilage: 2500 Tonnen, Ganzpflanzensilagen: 8650 Tonnen. In Altrich ist eine Biogasanlage mit einer Leistung von 500 Kilowatt geplant. Dies bedeutet, für den Betrieb werden jährlich rund 4500 Tonnen Maissilage benötigt, 2500 Tonnen Grassilage und 4500 Tonnen Ganzpflanzensilage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort