Zukunftsmusik oder bald selbstverständlich? - Modernste Technik kontrolliert den Weinberg in Piesport

Piesport · Der Winzer schaut auf sein Smartphone und liest die Daten ab. Er weiß jetzt, wie hoch die Luft- und Bodenfeuchtigkeit in seinem Weinberg ist, ebenso die Luft- und Bodentemperatur. Möglich macht dies ein „intelligentes“ System, das im Piesporter Weingut Reinhold Haart getestet wird. Doch für kleine und mittelgroße Weingüter macht das System noch wenig Sinn.

 Johannes Haart sowie Annkathrin Möller (Firma MyOmega) und Katja Rohloff im "smarten Weinberg".

Johannes Haart sowie Annkathrin Möller (Firma MyOmega) und Katja Rohloff im "smarten Weinberg".

Foto: Winfried Simon

Alles wird einfacher, alles wird kinderleicht. Das Stichwort dazu heißt smart. Längst gibt es das "smarte Haus" - ein Haus, in dem Sensoren die Raumtemperatur messen, dann automatisch die Heizung regulieren, die Rollläden herunterlässt, wenn's dunkel wird und sogar Herd, Waschmaschine und Kühlschrank effizient und kostensparend einstellen. Die Geräte sind miteinander vernetzt, der Verbraucher braucht sich kaum noch um etwas zu kümmern. Und jetzt gibt es auch den "smarten Weinberg".

Der US-Computerkonzern Intel und das Nürnberger Unternehmen MyOmega testen das System seit fast zwei Jahren im Weingut Reinhold Haart in Piesport. Drei Sensorplattformen stehen in drei Weinbergen in der Lage Piesporter Goldtröpfchen. Sie messen die Feuchtigkeit und Temperatur des Bodens, ferner die Sonneneinstrahlung und senden die Daten an den Empfänger, der sich auf dem Dach des Weingutes befindet. Viermal täglich kann Johannes Haart, der das Weingut in diesem Jahr von seinem Vater Theo übernommen hat, die Daten auf seinem Tablet oder Smartphone ablesen. Haart: "Die Firmen sind auf mich zugekommen. Ich bin offen für neue Techniken. Und es ist auch bemerkenswert, dass ein solch innovatives System an der Mosel getestet wird."

Dieser Tage waren ein Dutzend Computer-Fachjournalisten aus aller Welt in seinem Weingut, um sich die Technik anzuschauen. Aber was bringt sie letztlich dem Winzer? Haart ist noch etwas skeptisch. Ob er sich eine solche Investition - rund 6000 Euro kostet das System mit fünf Plattformen - kaufen würde, weiß er noch nicht. Sinnvoll wäre es dann, wenn es ihm beim Pflanzenschutz helfen würde, sagt er. Doch dafür sind die Daten nur bedingt geeignet. Weitere Sensoren müssten installiert werden, die beispielsweise permanent die Blattfeuchte messen. Denkbar wäre auch ein System, das den Nährstoffgehalt des Bodens ermittelt und wichtige Informationen für die Düngung und Bodenbearbeitung liefert. Annkatrin Möller von der Firma MyOmega, die das Projekt in Piesport betreut, sagt: "Es gibt bereits Anfragen aus Australien, Südafrika und Kalifornien." Dort bewirtschaften Winzer allerdings große Weingüter mit einer Fläche von 100 Hektar und mehr.

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