Zurück in die Zeit der hohen Herrschaften

BERNKASTEL-KUES/MÜLHEIM. (urs) Historische Kutschen waren am Wochenende rund um Bernkastel-Kues unterwegs. Das Treffen ist der Initiative einer Mülheimer Pferde-Liebhaberin zu verdanken.

Wer am Samstag in Bernkastel-Kues unterwegs war, konnte sich leicht in ein anderes Jahrhundert versetzt fühlen. Anders als noch vor einer Woche säumten nicht leere Weinflaschen, sondern Pferdeäpfel die Hauptverkehrsstraße.Aus Richtung Andel kommend war deren Spur am Doktorbrunnen vorbei über die Brücke bis zum Cusanus-Geburtshaus zu verfolgen. Dort angelangt wurde wer zur rechten Zeit eintraf Zeuge eines seltenen Schauspiels. Entlang des gegenüber liegenden Parkplatzes hatten sich elf historische Kutschen hintereinander aufgestellt. Allesamt mit Kutschern und Fahrgästen, die von der Biedermeier-Gesellschaft bis zum distinguierten Gentleman dem Stil der Epoche ihrer Gespanne alle Ehre machten.Außergewöhnliche Kolonne sorgt für Aufsehen

Entsprechend begeistert begleiteten die Passanten die außergewöhnliche Kolonne. Die Menschen hielten inne, als hätte mit den Gespannen die Zeit der Jahrhundertwende in der Stadt Einzug gehalten. Selbst Autofahrer harrten gelassen im Stau vor dem Kueser Kreisel aus - wofür sie der zufällige Logenplatz reichlich belohnte. Radfahrer und Spaziergänger unterbrachen ihre Tour für den offiziellen Empfang, den eine Bläsergruppe aus Schauren begleitete. Oder sie nutzten die Gelegenheit zu einem Plausch mit den so hoheitlich anmutenden Herrschaften, die im wirklichen Leben jedoch in der Regel ganz alltäglichen Berufen nachgehen.So wie Erich Rübsamen, der vor drei Jahren einen Hof in Gutenthal übernahm. "Um die Kosten ein bisschen zu decken" bietet er dort Fahrten mit einer seiner drei Kutschen - darunter eine weiße für Hochzeiter - oder dem Planwagen an. Eine weitere Anreise hatte Urban Van de Voorde aus Brügge, der mit seinem zweisitzigen gelben Tandem-Jagdwagen für Aufsehen sorgte. Dieser wurde von zwei hintereinander eingespannten Schimmeln gezogen. Van de Voorde zu dem Besonderen an diesem Wagen: Die Kiste im Heck war nicht dem Gepäck, sondern den Hunden vorbehalten.Seine belgischen Landsleute Lieve und Wilfried Dujardin waren mit einem "normalen" Zweier-Gespann und Landauer unterwegs. Für Begeisterung sorgte auch das Dreier-Gespann von Matthias Schneppenheim aus Pulheim bei Köln. So ein "Juker"-Gespann, das anders als eine Troika nicht mit einem Bogen in der Mitte gefahren werde, sei selten in Deutschland, erzählen sie.Historische Kutschen seien ja ein Novum in Bernkastel-Kues, begründete Stadtbürgermeister Wolfgang Port den Sektempfang. Und Rene Achtermann, Leiter der Tourist-Information, fügte hinzu: "Die Kutschen passen zu der Stadt und die Stadt passt zu ihnen." Die Rundfahrt sei sehr beeindruckend gewesen. Ein dickes Kompliment gab es von allen Seiten für die Polizei. Bevölkerung und Teilnehmer hätten deren Organisation phantastisch gefunden, gab Monika Becker-Esseln, die Organisatorin des Kutschentreffens, die ihr zu Ohren gekommenen Lobesworte weiter. Nicht minder begeistert seien die Besucher vom Blick auf die Mosel gewesen, der sich ihnen nach Stationen im Lieserer Schloss und in Siebenborn vom Hochwasserweg aus geboten hatte.

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