Zwangspausen bei der Bombensuche

WITTLICH. Viele Strafzettel, drei Stunden Mehrarbeit: Zahlreiche Autofahrer hielten sich nicht an das Halteverbot, das den kompletten Montag für eine Bombensuche mit Georadar in der Wittlicher Karrstraße angeordnet war. Der TV stellt das aufwändige System vor.

"Ab 7 Uhr Haltebucht" stand auf vier Halteverbotsschildern in der Karrstraße deutlich zu lesen. "Vermessungsarbeiten" informierte zudem ein großes Warndreieck am Eingang der Einbahnstraße. Doch das hat zahlreiche Autofahrer nicht davon abgehalten, ihre Wagen in den Parkbuchten links und rechts der Straße abzustellen."So was wie in Wittlich noch nicht erlebt"

Für die Georadar-Untersuchung, mit der vor den Bauarbeiten in der Karrstraße (der TV berichtete) scharfe Munition aus dem Zweiten Weltkrieg geortet wird, brachten die Falschparker etliche Zwangspausen mit sich. Darüber wunderte sich auch der eigens aus Karlsruhe angereiste Mitarbeiter der Gesellschaft für Geophysikalische Untersuchungen (GGU). "Ich war schon bei vielen Georadar-Messungen in Städten unterwegs. Aber so was wie in Wittlich habe ich noch nicht erlebt", sagte Alexander Hemmann von der GGU, während er per Hand den kleinen Anhänger des Vermessungswagens mit den zwei Antennen für elektromagnetische Strahlen die Karrstraße hochsteuerte. Mit Kabeln sind die Antennen des Anhängers mit einem Prozessor im Vermessungswagen verbunden und übertragen die Strahlen direkt auf einen Computer im Vermessungswagen. Den fuhr Thomas Welker, Geschäftsführer der Simmertaler Firma Welker, die beim Aufreißen der Straße Anfang März prüft, ob es sich bei den Georadar-Fundstellen lediglich um Rohre oder tatsächlich um Blindgänger handelt. Da der Vermessungwagen die Straße in zuvor definierten Bahnen abfährt, die später am Computer zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden, können parkende Autos bei diesem Verfahren nicht einfach umfahren werden. Dann wäre das Gesamtbild nutzlos, da mögliche Fundstellen später nicht mehr exakten Standorten in der Straße zugeordnet werden können. So standen Welker und Hemmann immer wieder wartend am Straßenrand und hörten sich Ausreden wie "Ich hab gar nicht gewusst, dass man hier heute nicht parken darf" und "Wo sollen die Halteverbots-Schilder gestanden haben" selbst von Autofahrern an, die direkt vor einem solchen Schild parkten. Ein klarer Fall für Wittlichs Politessen, die allein in einer halben Stunde drei Strafzettel schrieben. Obwohl die Politessen ihr Möglichstes taten, verzögerte sich wegen der Falschparker die gesamte Untersuchung um drei Stunden. Wie viele Strafzettel an diesem Tag insgesamt in der Karrstraße ausgestellt wurde, kann die Wittlicher Stadtverwaltung nicht möglich zu beziffern. Mitte Februar ist die Georadar-Messung ausgewertet. Ergebnis dieser Untersuchung ist ein Plan mit Verdachtsstellen. Dieser wird mit dem Plan des Leitungssystems der Straße abgeglichen, um einige Verdachtsstellen von vorneherein als Rohr, Kanaldeckel oder Gasleitung zu "enttarnen". Verdachtsstellen, hinter denen sich laut Leitungsplan kein Rohr oder ähnliches verbirgt, gelten bei den weiteren Bauarbeiten als potentielle Blindgänger. Im Ernstfall werden die Anwohner evakuiert

Solche Fundstellen untersucht Welker, wenn die Straße Anfang März aufgerissen wird, mit einem Magnetometer. Sollte der Metalldetektor dieses Geräts "eisenhaltiges Material" im Boden melden, könnte eine Bombe unter der Straße schlummern. Im Ernstfall müssten - wie vor gut drei Jahren in Wengerohr - alle Anwohner der Karrstraße evakuiert werden, damit der Blindgänger vom Kampfmittelräumdienst kontrolliert gesprengt werden kann. Zwar möchten die mit der Untersuchung beauftragten Firmen keine Panik verbreiten, aber wegen der starken Bombardierung der Wittlicher Innenstadt und des nahe gelegenen Bahnhofs ist in der Karrstraße allergrößte Vorsicht geboten.

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