Zwei Männer mit demselben Schicksal

Kurz vor Kriegsende, am 10. und am 30. April 1945, wurden die Torpedoboote, auf denen Karlheinz Haubs aus Traben-Trarbach und Hans-Ulrich Liebhold aus Wolf ihren Dienst versahen, im Kattegat und in der Adria versenkt. Jetzt lernten sich die beiden Veteranen im Haus von Richard Ochs in Traben kennen und tauschten ihre Erinnerungen aus.

 Karlheinz Haubs aus Traben-Trarbach (links) und der einstige Wolfer und heute in Rio de Janeiro lebende Hans-Ulrich Liebhold (Mitte) lernten sich jetzt im Hauses des Trabener Heimatkundlers Richard Ochs kennen. Beide hatte als junge Männer fast zeitgleich dasselbe Schicksal ereilt: Sie waren zum Kriegsende im April 1945 auf ihren Torpedobooten angegriffen worden, und ihre Boote gingen unter. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Karlheinz Haubs aus Traben-Trarbach (links) und der einstige Wolfer und heute in Rio de Janeiro lebende Hans-Ulrich Liebhold (Mitte) lernten sich jetzt im Hauses des Trabener Heimatkundlers Richard Ochs kennen. Beide hatte als junge Männer fast zeitgleich dasselbe Schicksal ereilt: Sie waren zum Kriegsende im April 1945 auf ihren Torpedobooten angegriffen worden, und ihre Boote gingen unter. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. Im vergangenen Jahr verfasste der Heimatkundler Richard Ochs eine Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des Ruderclubs und war der Ansicht, dass da hinein auch das Kapitel über die Marine-Hitlerjugend der Stadt gehöre. Dabei stellte er fest, dass Karlheinz Haubs (83) aus Traben und der heute in Rio de Janeiro lebende Wolfer Pfarrerssohn Hans-Ulrich Liebhold (85) einst der Marine-Hitlerjugend in Traben-Trarbach angehörten, sich damals aber gar nicht kannten. Das sollte sich ändern. Ochs stellte den Kontakt zwischen Haubs und Liebhold her, und die beiden Veteranen fanden heraus, dass sie im Krieg das gleiche Schicksal erlitten hatten. Jetzt standen sie sich erstmalig gegenüber und tauschten viele Erinnerungen aus.Karlheinz Haubs hatte sich freiwillig zur Kriegsmarine gemeldet, bei der er eine Ausbildung zum Funk-Mess-Beobachter machte. Im Juni 1943 wurde er auf das Torpedoboot T 13 kommandiert, das der 3. Torpedo-Bootsflottille angehörte. Am 10. April 1945 wurde das Boot im Kattegat mit zwei Fliegerbomben angegriffen. Eine explodierte backbords, die zweite unter dem Schiff. Der Kiel wurde gebrochen, das Boot brach auseinander. "Es dauerte höchstens drei Minuten, bis es gesunken war", erinnert sich Haubs. 135 Mann waren an Bord. "35 haben hinterher gefehlt." Es war 1.15 Uhr, als sich das Unglück ereignete, und in stockfinsterer Nacht mussten Haubs und seine Kameraden im sieben Grad kalten Wasser 45 Minuten ausharren, bis ein Flottenbegleitschiff sie rettete. "Wir waren steif gefroren und konnten kaum noch denken", sagt er. Nach seiner Rettung kam Haubs in englische Gefangenschaft und wurde auf Fehmarn interniert. "Aber ich konnte sage und schreibe im September '45 schon wieder nach Hause fahren", freut er sich noch heute. Der 21-Jährige besuchte die Weinbauschule in Bullay und war 42 Jahre lang im Weingut Richard Böcking als Verwalter tätigHans-Ulrich Liebhold musste als 17-Jähriger am 30. November 1939 von den Eltern Abschied nehmen und in den Krieg ziehen. Das Abitur wurde ihm ein Jahr später zuerkannt. Auf Segelschiffen und Minensuchbooten versah er seinen Dienst, und 1945 war der junge Oberfähnrich als Wachoffizier auf dem Torpedoboot T 16, das ebenfalls der 3. Torpedo-Bootsflottille angehörte, in der Adria vor Triest eingesetzt. Am 30. April feuerte die von Partisanen besetzte Küstenartillerie eine Granate auf das Boot, die backbords den Brennstofftank traf. "13 Minuten lief das Schiff noch, dann mussten alle Mann von Bord", erzählt Liebhold. Drei von 25 Besatzungsmitgliedern überlebten die Havarie nicht. Der junge Oberfähnrich musste eine Strecke von fast sechs Kilometern schwimmen, bis er Land erreicht hatte. Er geriet in englische Gefangenschaft und kehrte 1947 aus Afrika zurück an die Mosel. Vier Jahre später zog er nach Brasilien. "Ich bin gerne hier, aber die Rente reicht nicht"

Der ehemalige Verkaufsdirektor eines chemischen Betriebs reist jedes Jahr für sechs Monate nach Deutschland, wo auch eine Tochter lebt. "Ich bin gerne hier", sagt er und fügt lachend hinzu: "Aber die Rente, die ich in Brasilien bekomme, erlaubt mir nicht, hier zu leben."Richard Ochs erinnert sich noch gut an seinen Vater Fritz Liebhold, bei dem er Religionsunterricht hatte. Der gebürtige Westfale war 1920 als Pfarrer aus Brasilien nach Wolf gekommen. Ochs erzählt, wie die Religionsstunde einst erfolgreich auf Kurswechsel gebracht werden konnte, wenn Pfarrer Liebhold nach Brasilien befragt wurde. "Dann geriet er ins Erzählen und schnell war eine Schulstunde vorbei."

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