Zwei Monate an der Glaubensbasis

BERNKASTEL-KUES. Mehr als 160 Termine hat Weihbischof Stephan Ackermann bei seiner Visitation im Dekanat Bernkastel hinter sich gebracht. Dabei zeigte er sich als Pragmatiker.

 Die Visitation von Weihbischof Stephan Ackermann (vorne, Zweiter von links) ist beendet. Der Kirchenmann blickt mit dem Dekanatsrat auf zwei mit Terminen angefüllte Monate zurück. TV-Foto: Clemens Beckmann

Die Visitation von Weihbischof Stephan Ackermann (vorne, Zweiter von links) ist beendet. Der Kirchenmann blickt mit dem Dekanatsrat auf zwei mit Terminen angefüllte Monate zurück. TV-Foto: Clemens Beckmann

"Zwei Altäre an Fronleichnam reichen auch." "Das Evangelium geht auch ohne Pfarrfest weiter." "Heilige Messen sind nicht der einzige Gradmesser. Kirchliches Leben hat auch andere Facetten." Aus dem Munde eines Weihbischofs verwundern diese Worte: zumindest beim ersten Hören. Doch Weihbischof Stephan Ackermann hat sich in den zwei Monaten von Mitte Januar bis Mitte März als Realist und Pragmatiker gezeigt. Etwa 160 Termine hat er während dieser Zeit jeweils in der zweiten Wochenhälfte wahr genommen. Bischof firmt mehr als 600 Jugendliche

Er hat Gottesdienste gehalten, mehr als 600 Jugendlichen das Sakrament der Firmung gespendet, mit den beim Bistum Trier beschäftigten Hauptamtlichen gesprochen aber auch mit Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräten. Er hat alte und kranke Menschen besucht, mit Organisten und Chorleitern diskutiert und sich die Anliegen von Religionslehrern, Kindergarten-Personal, Lektoren und Katecheten angehört. Er hat mit evangelischen Pfarrern gesprochen und den Spitzen der Kommunalverwaltungen... und, und, und. Das Treffen beim Dekanatsrat liegt am Schluss der Visitation. Es ist die erste Möglichkeit für ein vorläufiges Resümee. Der Dekanatsrat ist, obwohl ihm auch drei Hauptamtliche angehören, das oberste Gremium der Laien - und damit der Kirchenbasis. Vorsitzender Hans-Gerd Heinen, sein Stellvertreter Hans Herges und die übrigen 14 Mitglieder hören nicht nur zu. Der Weihbischof animiert sie, ihm ihre Gedanken, positive wie negative, mitzuteilen. Dass sich diese vor allem um die Strukturreform 2020 drehen, verwundert nicht. Priestermangel, weniger Katholiken, weniger Geld: Daraus Aufbruchstimmung zu erzeugen, ist schwer. Ackermann weiß das. "Es wird noch kritischer. Manche Systeme werden einbrechen", bekennt er ohne Umschweife. Patentrezepte hat er auch nicht im Gepäck. Im Dekanat Bernkastel, zu dem die Orte der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, Morbach und Thalfang gehören, hat er eine "starke Priesterzentrierung" festgestellt. "Und eine solche Fixierung ist nicht gut. Die Gemeinde ist Kirche", sagt er. Die Gläubigen müssten sich zum Beispiel daran gewöhnen, dass es statt jeweils drei Karfreitags-Liturgien in drei Nachbarorten nur noch deren zwei gebe. Gleichzeitig müsse versucht werden, den "Schatz des Glaubens" zu bewahren. Aber auch hier habe er Sorge. Um den Glauben zu stärken, seien weitere Angebote vor Ort wichtig: zum Beispiel Exerzitien und Bibelkreise. Wichtig sei auch, die Jugendarbeit auf die Anforderungen dieser Altersgruppe auszulegen. Während Ackermanns Visitation gab es im Zusammenhang mit der Strukturreform 2020 ein neues Votum. Danach sollen die Gemeinden Longkamp und Monzelfeld zur Einheit Merscheid kommen. Bis zu diesem Votum von Dekanatsrat, Dekanatskonferenz und Pfarrgemeinderats-Vorsitzenden sollten die Gemeinden zur Moselschiene (Bernkastel-Kues-Lieser-Lösnich-Erden-Rachtig-Zeltingen-Graach-Wehlen-Ürzig) gehören. Das hat dazu geführt, dass die Longkamper und Monzelfelder mittlerweile befürchten, bei der anstehenden Gebietsreform Teil der Einheitsgemeinde Morbach zu werden. Ackermann zeigt sich überrascht. "Kommunale Räume spielen für uns keine Rolle", stellt er fest.

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