Zwei Stile, ein Mann

MANDERSCHEID. (peg) Er karikiert die Politik. Das neueste Bild von Bernd Scholzen, der "Sturm auf den Reichstag", erschien bereits in 24 Ländern. Gerade entspannt sich der Kölner Maler in der Eifel.

Seine Bilder fallen auf. Die eine Sparte, seine politischen Karikaturen, zieren regelmäßig die Titelseiten hochkarätiger Zeitungen und Zeitschriften. Die andere Sparte, seine lebendig wirkenden Naturbilder, hat ebenfalls ihre Liebhaber, und zwar äußerst zahlungskräftige rund um den Erdball. Neulich erst fielen sie den Spähern des Sultans von Abu Dabi auf: Während einer Ausstellung in Salzburg hatten sie sich die Visitenkarte von Scholzen geben lassen - wenig später baten sie ihn in den Orient. Selbstredend mit einer goldenen Einladung, selbstredend zu einer Show des Besten, was der Milliardär während des Jahres so gefunden hatte: Die besten Reitpferde, die besten Geländewagen, die besten Bilder. Scholzen durfte wählen: Hotel mit allen Schikanen oder ein Aufenthalt bei Privat. "Ich entschied mich für den privaten Haushalt", erzählt er, und landete, ganz wie in den Geschichten von Scheherezade in einer gigantischen Suite mit goldenen Wasserhähnen. Bei allem Luxus hat er dennoch auch in beruflicher Hinsicht die Augen offen gehalten. Die Kamele des Sultans und auch dessen Falken, für die er sich eigene Tierärzte hält, werden wir wohl demnächst auf Scholzens Bildern wiederfinden. "Trotz goldener Wasserhähne bin ich lieber in Manderscheid", sagt der Künstler. Hier jagt er bereits seit einer halben Ewigkeit mehrmals im Jahr. Gerade weilt er wieder in der Eifel und ist einer der wenigen Menschen, die auf niedrigere Temperaturen warten. Denn erst dann beginnt die Brunftzeit der Hirsche. Dann schlägt das Herz des Jägers höher. Langweilig wird es dem Kölner jedoch auch ohne das lautstarke Buhlen der Hirsche um ihre Weibchen nicht. So lange geht er eben mit Gattin und Hund spazieren, genießt die Stille, den Duft, den Klang des Waldes. Einen Tipp hat er für die TV-Leser: Sobald es kälter wird - entscheidend sind dabei die Nachttemperaturen - braucht man sich zwischen 6 und 8 Uhr nur in der Nähe des Klosters Himmerod zu platzieren und hört hier das allerschönste Platzkonzert. "Unvergesslich", schwärmt der Städter. Den Mönchsforst bei Schwarzenborn hat er, gerade erst getrocknet, auf der Leinwand mitgebracht. "Mit viel Wald und wenig Hirsch", erklärt Scholzen. Denn auch die Malerei ist wechselnden Moden unterworfen. Nicht mehr der immer gleiche röhrende Hirsch über der Couch ist gefragt, sondern neue Motive wie das Tier auf Scholzens Bild, das gemütlich abdreht, als der Jäger eigentlich ganz etwas anderes mit ihm vorhat. In aller Munde ist Scholzen gerade mit einem anderen Bild. Lange schwebte ihm das Motiv schon vor, wie immer einem der alten Meister nachempfunden. Diesmal musste "Die Freiheit führt das Volk auf die Barrikaden" von Delacroix herhalten: Eine offenherzige Angela Merkel bläst fahnenschwenkend zum Kampf, Stoiber piekst ihr mit dem Bajonett in den Hintern, Westerwelle ballert mit dem Pistölchen in die Luft, und Schröder liegt angeschlagen auf der Erde. "Aber man sieht deutlich: Er kann immer wieder aufstehen!", erklärt Scholzen, was vor den Augen der Nation gerade zu geschehen scheint. Wieder einmal hat Scholzen politisches Gespür bewiesen. Die Karikatur zierte in den vergangenen Tagen die Titelseiten in 24 Ländern.

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