Zweite Zitterpartie

ZELL. Die Raiffeisenbank Zeller Land unternimmt einen zweiten Anlauf, um mit der Raiffeisenbank Bernkastel-Wittlich zu fusionieren. Am 21. Juni stimmen die Mitglieder in Zell über das Vorhaben ab. Auch diesmal könnte es spannend werden, denn erneut melden sich die Fusionskritiker zu Wort.

Vor wenigen Wochen erhielt jedes der 4724 Mitglieder der Raiffeisenbank Zeller Land mit der Einladung zur Generalversammlung eine Informationsschrift per Post zugestellt. Vorstand und Aufsichtsrat der Bank werben darin für die Fusion mit der Raiffeisenbank Bernkastel-Wittlich. Diesmal soll die Verschmelzung der beiden Banken klappen. Im September 2002 hatten die Zeller den ersten Versuch gestartet, mussten dabei aber eine bittere Niederlage hinnehmen. Nur 56 Prozent der Mitglieder stimmten dafür, notwendig sind aber 75 Prozent.Wettbewerbsfähigkeit durch Größe

Die Enttäuschung beim Vorstand und Aufsichtsrat war groß, zumal man im Vorfeld kräftig für die Fusion geworben hatte. Die Argumente damals wie heute: Durch die Fusion werde eine Betriebsgröße erreicht (rund 570 Millionen Euro Bilanzsumme), die die Wettbewerbsfähigkeit der Bank sichere. Die neue Bank, sie soll Raiffeisenbank Mittelmosel eG heißen, wird ihren Sitz in Wittlich haben. Das Filialnetz reicht dann von Osann-Monzel bis Bremm und von Niersbach bis Mittelstrimmig. Schärfster Kritiker der Fusion ist Hans-Joachim Mons aus Bullay, Verwaltungsrichter in Trier. Seit mehreren Wochen trifft er sich mit anderen Kritikern, um die Fusion zu verhindern. Seine Argumente: Eine größere Bank würde kein besseres wirtschaftliches Ergebnis bringen. Der Vorstand könne das Gegenteil mit messbaren Zahlen nicht belegen. Mons: "Der Zwang größer zu werden, besteht nicht." Außerdem befürchtet Mons, dass mit der Fusion der Wirtschaftsraum "Zeller Land" geschwächt werde, wenn die Hauptverwaltung der Bank in Wittlich sitze. Ein anderes Ärgernis für Mons: Die neue Bank werde fünf Vorstände haben - aus seiner Sicht eindeutig zu viel. Die Kritiker, Mons rechnet 20 zum "harten Kern", führen an, dass dann zu viel für den Vorstand gezahlt werden müsse.Mehr Gehalt für die Vorstände

Laut Gehaltsempfehlung der genossenschaftlichen Bankleitervereinigung sollen Vorstände einer Bank mit einer Bilanzsumme zwischen 180 und 275 Millionen Euro (wie die Raiba Zeller Land) ein Jahresgehalt zwischen 98 000 und 117 000 Euro erhalten. Bei einer Bank mit einer Bilanzsumme zwischen 500 und 675 Millionen Euro (die neue Bank) werden 140 00 bis 159 000 Euro pro Jahr und Vorstandskopf empfohlen. Mons: "Drei Vorstände wären genug." Die Kritiker sind der Auffassung, dass vor allem die Vorstände von einer Fusion profitieren, während die Mitglieder kaum etwas davon hätten. Mons: "Das läuft etwas, das ist zutiefst ungerecht." Ein anderer - für die Bank ebenfalls "sehr ärgerlicher Aspekt" - ist der gerichtliche Streit mit dem Zeller Arzt Dr. Hermann-Josef Simonis. Simonis hatte auf der Versammlung im September 2002 gesagt, dass Bankmitarbeiter bei ihm in Behandlung seien, weil sie vom Vorstand psychisch unter Druck gesetzt werden. Tatsächlich hatte der Vorstand die Mitarbeiter angewiesen, Vollmachten für die Fusion unter den Mitgliedern zu sammeln - ein Verfahren, das man nun als Fehler eingesteht. Auch diesmal wird auf beiden Seiten, dem Vorstand und den Kritikern, wieder mit Vollmachten "gearbeitet", um die eigenen Interessen durchzusetzen. Für Mons sind auch diesmal die vom Vorstand verteilten Vollmachten "rechtlich zweifelhaft", da die Bank selbst berechtigt sei, den Vollmachtnehmer zu bestimmen. Derjenige, der die Vollmacht erteilt, kenne folglich nicht einmal den Vollmachtnehmer. Auf der anderen Seite sind die Kritiker ebenfalls fleißig dabei, Vollmachten contra Fusion zu sammeln. Simonis selbst ist zu einem der schärfsten Kritiker der Geschäftspolitik der Bank geworden. Inzwischen ist er nicht mehr Mitglied der Bank. Bei dem Vergleich vor Gericht wurde von beiden Parteien vereinbart, "dass der Rechtsstreit durch einen freiwilligen Austritt Simonis' erledigt sei"."Wir nehmen die Kritiker ernst"

Offenbar hatte der Vorstand dabei aber übersehen, dass die Mitgliedschaft erst Ende 2004 endet, Simonis sich also auf der Versammlung am 21. Juni noch einmal zu Wort melden können. Um dem zuvorzukommen, hat ihm nun die Bank die Kündigung ausgesprochen. Juristisch vertreten hatte die Bank im Übrigen Rechtsanwalt Matthias Müller, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Bank. Für die Kritiker ein klarer Fall von Interessenkonflikt. Dass die Zeller Bankvorstände Walter Hoff und Peter-Josef Götten sehr nervös sind, ist verständlich. Geht es ja letztlich auch um deren Zukunft. Bei einem nochmaligen Scheitern könnte durchaus deren Qualifikation in Frage gestellt werden, da auch schon frühere Fusionsverhandlungen mit der Raiffeisenbank Moselkrampen und der Volksbank Traben-Trarbach scheiterten. Peer Josef Götten sagte gegenüber dem TV dass man die Kritiker durchaus sehr ernst nehme. Zur Zahl der Vorstände merkt Götten an, dass beide Banken zusammen zurzeit sechs Vorstände hätten, es bei einer Fusion zu einer Verkleinerung komme. Die Vorstandsgehälter würden auch nicht deutlich ansteigen. Wenn es überhaupt zu einer Anpassung komme, werde diese erst in drei Jahresschritten erfolgen. Götten: "Wir haben bislang mit dem Aufsichtsrat noch keine Gehaltsverhandlungen geführt. Das Thema spielt bei der Fusion überhaupt keine Rolle. Es geht allein um unsere Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und und der Zukunftsfähigkeit der Bank." Auch den Vorwurf, mit "zweifelhaften" Vollmachten Stimmen zu bekommen, weist Götten zurück. Das Verfahren sei völlig in Ordnung, wie dies das Genossenschaftsgesetz klar belege. Götten ist überzeugt, dass diesmal die Fusion durchgeht. Götten: "Ich glaube, dass die Mitglieder einsehen, dass dieser Schritt erforderlich ist."

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