Zwölf auf einen Streich

MANDERSCHEID. Gleich zwölf ehemalige Stadtratsmitglieder wurden feierlich verabschiedet. Der Dienstälteste, Jürgen Schömer, erzählte einige nette Anekdoten aus seinen 35 Jahren in dem Gremium.

"Es ist für uns nicht selbstverständlich, dass Leute für ein Ehrenamt so viel Zeit investieren." Mit diesen Worten erklärte Stadtbürgermeisterin Christel Praum, warum es zur Verabschiedung der zwölf Stadtratsmitglieder eine eigene Ratssitzung inklusive Verköstigung im Kurhaus gab. Die Laudatio auf die zwölf Verabschiedeten hielt dann VG-Bürgermeister Wolfgang Schmitz. Er dankte den ehemaligen Räten und sagte: "Ohne Männer und Frauen wie Sie wären Demokratie und Selbstverwaltung auf unterster Ebene nicht möglich." Sehr unterschiedlich seien die Zeiträume gewesen, in denen die Räte im Stadtrat aktiv gewesen seien, merkte Schmitz an. Spitzenreiter ist Jürgen Schömer. "Unser ausgeschiedener Rektor der Regionalen Schule war 35 Jahre lang im Stadtrat. Das ist eine außergewöhnliche Zeit", so Schmitz. 69 war Schömer zudem Stadtbürgermeister. 28 Jahre lang war Hans Gilles Mitglied im Rat, auch er war Bürgermeister ('94 bis '99). 25 Jahre im Stadtrat waren es bei Marianne Krischel-Röhl. In der Liste folgten Günter Hesse (17 Jahre Rat, sieben Jahre Bürgermeister), Jürgen Fuhrmann (15 Jahre), Bernhard Schwientek (zehn Jahre), Uli Diederichs (neun Jahre), Hans Stölben (sechs Jahre), Eucharius Grocholl (acht Jahre), Ludger Reichert (fünf Jahre), Margarete Lüpke (vier Jahre) und Martin Röhl.Essen zur Versöhnung, Nickerchen im Rat

Viel sei während der Zeit in Manderscheid erreicht worden, meinte Schmitz und erinnerte an den Neubau der Hauptschule, die Einweihung von Heimatmuseum und Kurpark, das erste Burgenfest '85 und das Städtebauförderprogramm, mit Hilfe dessen 20 Millionen Mark investiert worden seien. Es seien friedliche Jahre gewesen, sagte Schmitz. Den Manderscheidern sei es immer besser gegangen. Optimistisch ergänzte Schmitz: "Vielleicht sehen wir den ein oder anderen noch mal wieder in einem politischen Gremium?" Von den Geehrten meldete sich Ulrich Diederichs zu Wort. Er widersprach Schmitz: "Im Stadtrat ging es nicht immer friedlich zu." Diederich erinnerte an einen Brauch, der immer wieder für gute Stimmung gesorgt hatte: Abwechselnd wurde bei einem Ratsmitglied nach der Sitzung gekocht. Da habe man geredet, gelacht und manches böse Wort vergessen. Jürgen Schömer erinnerte daran, dass die für das Burgenfest heute so wichtige Turnierwiese einst geflutet werden sollte. Der Naturschutz habe damals die Pläne vereitelt. Schömer erzählte, dass ältere Stadtratsmitglieder zunächst die Nase gerümpft hätten, als er 28-jährig mit zwei weiteren "young boys", nämlich Helmut Schröer und Peter Stölben, in den Stadtrat gekommen sei. Bei früheren Ratssitzungen in der Wirtschaft habe es Verzehrzwang alle 20 bis 30 Minuten gegeben. Nicht jeder habe Sprudel getrunken, manch einer sei eingenickt - und das seien nicht die Beamten gewesen. Neben vielen Höhen habe es auch Tiefen gegeben, so Schömer. Am meisten habe es ihn enttäuscht, wenn Menschen nicht Wort gehalten hätten.

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