...wo Trauben mit Füßen getreten werden

PIESPORT. (KiK) Die beiden Festumzüge beim "Römischen Kelterfest" in Piesport gehören zu den Top-Ereignissen im Reigen der Weinfeste an der Mosel. Das Interesse am römischen Spektakel scheint sowohl bei der heimischen Bevölkerung als auch bei den Touristen ungebrochen zu sein und bescherte so der Heimat des weltbekannten "Piesporter Goldtröpfchens" wieder beeindruckende Zuschauerströme.

"Caesar, Caesar, salve Caesar," schallen die Rufe des Volkes in Porto Pigontio dem römischen Kaiser (Ewald Leyendecker) entgegen. Der winkt hoheitlich seinen Untertanen zu, hebt immer wieder den mit kostbarem Rebensaft gefüllten Kelch in die Höhe und labt sich an der offenkundigen Begeisterung des gemeinen Volkes. "Cäsar" kennt seit Jahren das Gedränge, das aufkommt, wenn er in seinem Streitwagen und dem in voller Rüstung stehenden Gefolge den Weg über die Brücke hin zur Kelteranlage nimmt. Auch hier haben sich viele Menschen versammelt. Die Kelterknechte schleppen die schweren Körbe voll mit Weintrauben den steilen Berg hinauf, flankiert von Römerinnen, die dem Publikum Wein einschenken. Minuten später begrüßen Ortsbürgermeister Karl-Heinz Knodt, Weinkönigin Julia und deren Prinzessinnen Stefanie und Julia das große Publikum. Und dann beginnt das Keltern: Barfüßige Männer steigen ins mit Trauben gefüllte Becken. Sie haken sich unter, beginnen die Trauben nach alter römischer Sitte zu treten, bis der Saft in einem dünnen Rinnsal zu fließen beginnt. Gott Sucellus stimmt währenddessen in lateinischen Versen Aktive und Publikum darauf ein, Weinkönigin Julia oblag die Übersetzung der schweren Kost. Der geistige Vater des Kelterfestes, der Oberkustos des Rheinischen Landesmuseums, Dr. Karl-Josef Gilles, erläuterte die Geschehnisse. "Na ja, normal würde ich das nicht unbedingt trinken, einen Saft, der mit den nackten Füßen von so genannten Kelterknechten gepresst wurde", amüsierte sich Gertrud Otten aus Köln. Ihr Mann Erwin nippt tapfer an dem Gläschen, prüft und überzeugt die Gattin: "Du, wie ganz normaler Traubensaft, den kannst du ruhig trinken." Anschließend verteilen sich die Massen am Moselufer, essen und trinken an den Ständen der örtlichen Vereine.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort