Alte Qualität in neuem Ambiente

Wittlich . Zum Start in sein elfte Jahr zog der Jazz Club Wittlich aus der Innenstadt in seine neuen Räumlichkeiten am Stadtrand. War die Qualität des diesjährigen Jazzmeeting auch, wie gewohnt, sehr hoch, so scheint der Ortswechsel nicht ganz unproblematisch.

Das war es also, das elfte Jazzmeeting in der Säubrennerstadt, ausgerichtet, wie immer, vom Wittlicher Jazzclub und programmatisch ausgestattet mit drei Abenden, an denen sich Weltgrößen des Jazz die Klinke in die Hand gaben. Wie immer, also? Nicht ganz. Was manch einem eher nebensächlich erscheinen mag, scheint auf den zweiten Blick einen doch durchgreifenden Unterschied zu den bisherigen Meetings darzustellen. Wir erinnern uns. Im Gründungsjahr des Clubs schrieb Martin Möller im TV : "Dem Verein steht derzeit der "Saal Kaienburg" zur Verfügung. Er ist wenig mehr als ein Provisorium, das die Besucherzahlen unangemessen beschränkt und die Ausstrahlungskraft der Musiker beeinträchtigt". Nun, diese Zeiten des "Provisoriums" scheinen jetzt vorbei zu sein, denn der Jazzclub hat mit dem Hotel Lindenhof vor den Toren der Stadt eine neue Heimat gefunden. Einhellig ist die Begeisterung des Clubvorstands über die neuen Gastgeber, die sich tatsächlich alle Mühe gegeben haben, damit die Jazzfreunde sich in ihren Räumen wohl fühlen können. Viele bekannte Gesichter fehlten

Von der Funktionalität her ist der Ortswechsel eine gewaltige Steigerung. Die Stühle sind bequemer, der Saal wirkt größer und moderner, eine gute Lüftungsanlage sorgt dafür, dass die nikotinbegeisterten Jazzfreunde kaum noch bemerkt werden, und die Getränke werden dem Gast an den Platz gebracht. Eine Steigerung also, wenn der Vergleich gestattet ist, von einer Ente gleich hinauf in die gehobene Mittelklasse. Eine Ente aber hat ihren ganz eigenen Charme, auf den viele einfach nicht verzichten wollen, selbst wenn man ihnen einen riesigen Luxusschlitten anbietet. Ist das der Grund, warum der Besuch des diesjährigen Meetings nicht den Erwartungen entsprach? Zugegeben, der zweite und dritte Abend war deutlich besser als der erste, aber es war auch zu hören, dass viele bekannte Wittlicher Gesichter, die bisher zum Stammpublikum gehörten, fehlten. Bei allen unbestreitbaren Vorteilen, die das neue Domizil hat, eines steht fest: Die Akzeptanz der Kaienburg auf den Lindenhof zu übertragen, wird seine Zeit dauern und die nicht zu vernachlässigende Anzahl der spontanen Besucher, die auch noch um 22.30 Uhr "kurz mal hereinschauten" wird sich erheblich verringern. Hier kann man dem Club nur einen langen Atem wünschen. Das Programm des diesjährigen Meetings war attraktiv wie immer. Den Anfang machte die Jazzlegende Dusko Goykovitsch (der TV berichtete), gefolgt vom etwas exotisch anmutenden "Trio Ivoire" bis hin zur "Chris Potter Group", die das Festival beschloss. Jeder Abend hatte seine eigenen Akzente, wodurch das Wochenende ein hervorragendes Beispiel für die Vielseitigkeit des Jazz im allgemeinen und des Clubs im besonderen wurde. Das wurde auch nicht durch die Tatsache geschmälert, dass zwei überragende Saxophongrößen in diesem Jahr vertreten waren (Tony Lakatos am Freitag und Chris Potter). Konnten sie sich qualitativ auch die Hand reichen, lagen stilistisch doch Welten zwischen ihrer Musik. An allen drei Abenden gab es, als Neuerung, mit Christoph Adams am Flügel, Paul Kleber (Bass) und Felix Astor (Schlagzeug) eine Session-Band, die vor und nach dem eigentlichen Konzert und auch in der Pause spielte. Kritische Anmerkungen zur Pausengestaltung

Während Vor- und Nachspiel beim Publikum sehr gut ankamen, gab es für die Pausengestaltung durchaus auch kritische Anmerkungen und es stellt sich wirklich die Frage, ob es Sinn macht, eine Konzertpause mit Livemusik zu überbrücken. Eins ist übrigens in der neuen Heimstatt gleich geblieben - die Lautstärke. Warum, einmal abgesehen vom Kontrabass, alle auch noch so klangstarken Instrumente über Verstärker gedopt werden müssen, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Ein Besucher meinte jedenfalls: "Was müssen das herrliche Zeiten gewesen sein, als es noch keine Lautsprecher gab."

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