Den Kopf voller Klänge

LIESER. (mö) Im Frühjahr hat er sein Abitur gemacht, am Musik-Gymnasium in Montabaur. Beim Landeswettbewerb "Jugend musiziert" war Ulrich Geisen gleich zweimal erfolgreich. Jetzt leistet der begabte Sänger und Trompeter aus Lieser erst einmal den Zivildienst ab.

Der junge Mann steckt voller Klänge. Wenn Ulrich Geisen die Tür zum Elternhaus im Ortskern von Lieser öffnet, wenn er den Besucher über die Treppe in die Wohnung geleitet, dann pfeift und summt er unentwegt. Musik ist ein Stück seines Lebens geworden, vielleicht sogar der wichtigste Teil. Die Eltern haben selber im Chor gesungen, der Vater spielt Klavier und Orgel. Und sie haben die Kinder immer musikalisch gefördert. Tochter Christine, Ulrichs Schwester, studiert an der Musikhochschule Saarbrücken Klavier und Gesang.Erster Unterricht im örtlichen Musikverein

Mit zehn Jahren begann Ulrich Geisen den ersten Instrumentalunterricht auf der Trompete, damals noch im örtlichen Musikverein. Dann ist er zu Jörg Buchwitz und später zu Burkhard Müller vom Philharmonischen Orchester Trier gegangen und hat nach seinem Wechsel ans Landesmusik-Gymnasium in Montabaur vor vier Jahren bei Alastair Roulston weiter Trompete gelernt. Gewechselt habe er übrigens, weil er am Bernkastel-Kueser Gymnasium mit seiner Musik ein Außenseiter gewesen sei. "Ich habe mich dort nicht wohl gefühlt". Jetzt erhielt er im Mainzer Landeswettbewerb "Jugend musiziert" mit einem vierköpfigen Trompeten-Ensemble aus Montabaur einen zweiten Preis. Das ist nur eine Linie in seiner musikalischen Entwicklung. Seit zwei Jahren nimmt Geisen Gesangsunterricht, arbeitet seit einem halben Jahr mit dem renommierten Gesangspädagogen Johannes Effertz und hat mit einem sechsköpfigen Vokalensemble in Mainz einen ersten Preis und die Qualifikation für den Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" erreicht. Mit zwei avantgardistischen Kompositionen von Sebastian Schubert, einem Mitschüler aus derselben Altersstufe in Montabaur. "Blitze", eine musikalische Naturschilderung, die enorme Präzision verlangt, und "Momentaufnahme I", in der sich Melodien zu changierenden Klangflächen überlagern. "Da entsteht eine Spannung, die man fast nicht aushält", sagt Ulrich Geisen und lässt so deutlich spüren, wie ihn dieses Stück berührt. Sicherlich haben Gesangsunterricht und Neue Musik auch neue Perspektiven eröffnet. Als Trompeter ins Orchester - das schließt Ulrich Geisen jedenfalls aus. Jetzt wird der Abiturient erst einmal seinen Zivildienst ableisten, in Traunstein, ganz nahe bei Salzburg, wo Johannes Effertz unterrichtet. Die Ausbildung geht also weiter. Und nach dem Zivildienst? "Da stehen mir ja alle Möglichkeiten offen", sagt er. Keine vorzeitige Festlegung also. Dann geht Ulrich Geisen wieder zur Haustür, entlässt den Besucher. Und summt und pfeift dazu. Voller Musik.

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