Der Eifel in die Seele sehen

Ein Ausstellung der Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück und des Musikkreises Wittlich erinnert an den Maler Hans Thomas, der viele Jahre in Wittlich und Bruch lebte. Die Gemälde und Grafiken, die in der Filiale Wittlich gezeigt werden, sind weitgehend private Leihgaben.

 In Wittlich zu sehen: eine Ansicht von Bruch. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

In Wittlich zu sehen: eine Ansicht von Bruch. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Wittlich. Auf Initiative des früheren Verbandsbürgermeisters Karl Becker hatte der Maler vor Jahren Ansichten von Dörfern der Verbandsgemeinde Wittlich gemalt, die ebenfalls in der Schau zu sehen sind. "Ich will hinter die Dinge sehen", hat er einmal gesagt. Zeitlebens hat sich Hans Thomas nicht damit zufrieden gegeben, abzubilden, was augenscheinliche Wirklichkeit war. Der Blick des Malers dringt tief ein ins Wesen der Menschen und Landschaften, die er ins Bild setzt. So sind denn auch jene Eifelbilder, die derzeit in der Sparkasse Mittelmosel zu sehen sind, weit mehr als Bilder von Dörfern der Verbandsgemeinde und der Stadt Wittlich, mehr als Berge und Täler der Eifel-Landschaft. Hans Thomas' Bilder gleichen fein komponierten Kammerstücken, in denen der Maler die Farben der eigenen Seele mit denen seines Gegenstands zum konzertanten Klang eint. Die Farbe ist überhaupt Hauptdarsteller. Sie sorgt auch für die Bildarchitektur."Wenn man ihm einen Stift gab, fing er an zu zeichnen"

Als Sohn einer Lehrerfamilie wurde Hans Thomas 1912 in Utzerath bei Daun geboren. Das Malen lag ihm im Blut. "Wenn man ihm einen Stift in die Hand gab, fing er an zu zeichnen", berichtet die familiäre Überlieferung über den kleinen Jungen. Erst einmal machte er freilich auf Wunsch des Vaters eine solide Lehre, um sich dann an der Trierer Werkkunstschule als Glas- und Kunstmaler weiterzubilden. An der Düsseldorfer Kunstakademie setzte Thomas schließlich sein Studium fort. Kurze Zeit später siedelte er ganz nach Köln über. Vor den Wirren des Krieges floh er 1943 zurück in die Eifel. 15 Jahre lang lebte er fortan in Bruch und Wittlich, bis er 1958 nach Köln zurückkehrte, wo er 1976 starb. Ein Jahr zuvor war er neuerlich nach Dockendorf in die Eifel heimgekommen, wo er sich ein Atelier eingerichtet hatte. "Ich will nicht einseitig sein" - auch das gehörte zum künstlerischen Anspruch des vielseitigen Malers, der sich gleichermaßen auf Landschaften wie Porträts verstand und zudem als Grafiker und Glaskünstler arbeitete (eines seiner Glasfenster schuf er für die Sparkasse). Zahlreich sind seine Experimente - etwa mit der Abstraktion. Treu ist sich Thomas dennoch geblieben. Als Leitmotiv zieht sich die Lust am Gegenstand durch sein Gesamtwerk. "Der Gegenstand ist mein Thema", hat er wohl auch einmal bekannt. Wer durch die Bilderschau geht, wird in den ausgestellten, von Spätimpressionismus und Expressionismus beeinflussten Arbeiten viele Motive der heimatlichen Region wiedererkennen. "Die Augen sind die Fenster der Seele", stellte Leonardo da Vinci fest. Hans Thomas hat mit solchen Augen gesehen. Er sah und malte die bildhauerische Qualität der Eifeldörfer mit ihren steinernen aneinandergestaffelten Häuserblöcken, er malte das Wesen der Jahreszeiten, das unbekümmerte Grün des Frühlings, die strahlende Pracht der Sommerblumen und die Todesnähe des Herbstlaubs. Ein Bild aus ausdrucksstarken Farbflecken ist ihm Wittlich. Bisweilen wird der Maler zum Grenzgänger zwischen Traum und Wirklichkeit wie in seinem Schäferbild oder in jener Eifellandschaft, deren Höhenzüge sich in der blauen Ferne verlieren. Die Ausstellung ist noch bis zum 12. Oktober montags bis freitags von 8.30 bis 16.30 Uhr zu sehen.

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