Der Ursprung der Musik

Himmerod. Vor 850 Jahren starb der Gründer des Klosters Himmerod, Bernhard von Clairvaux. In einer Zisterziensernacht gedachten die Mönche und an die 800 Besucher des Klostergründers auf vielfältige musikalische Weise.

Natürlich ist es häufig zu bezweifeln, ob hypothetische Fragen viel Sinn ergeben. Aber manchmal machen sie erst richtig deutlich, welchen Wert etwas hat.So etwa, wenn wir die Frage stellen, welche kulturelle Bedeutung heute die wunderschöne Gegend zwischen Großlittgen und Eisenschmitt hätte, wäre dort nicht das Kloster Himmerod gegründet worden.Alle Hypothesen beiseite lassend, können - nein, müssen wir dankbar sein, dass der heilige Bernhard im Jahre 1135 diesen Ort auswählte, um dort eine Stätte der Besinnung und des Gebetes zu errichten.Hommage an die gregorianischen Choräle

Mit einer Festwoche gedenkt die Abtei in diesem Jahr des 850. Todestages ihres Gründers, deren Auftakt neben einem festlichen Hochamt am Maria Himmelfahrtstag eine "Himmeroder Zisterziensernacht" bildete. Schon bei der Komplet der Himmeroder Mönche reichten die Plätze in der Klosterkirche bei weitem nicht aus, allen Besuchern eine Sitzgelegenheit zu bieten.Angeführt von Abt Bruno Fromme wurde der offizielle Klostertag mit dem Jahrhunderte alten Nachtgebet der Kirche beschlossen.Bei einer derart großen Anzahl von Zuhörern lässt sich natürlich eine gewisse Unruhe nicht vermeiden, aber größtenteils folgte das Publikum gebannt dem, was sich ihm darbot. Für den zweifelsfreien Höhepunkt musste man allerdings die Tugend der Geduld mitbringen. Nahezu opulent gestaltete das "ensemble officium" zusammen mit Christian Schuler als Sprecher die mitternächtliche Stunde als eine Hommage an die gregorianischen Choräle und Texte des Kirchenlehrers. Die Reinheit, mit der die alten Hymnen und Responsorien vorgetragen wurden, machten aus diesem Teil des Abends eher eine Andacht als eine konzertante Veranstaltung. Das Ensemble, unter der Leitung von Wilfried Rombach, gab, unterstützt von den exzellenten Rezitationen, einen tiefen Einblick in eine heute nur noch schwer nachzuvollziehende Religiosität.Ebenso beeindruckend, wenn auch auf ganz andere Art, waren die Beiträge des aus Bremen stammenden Reinhard Schimmelpfennig. Er widmete sich ganz der Obertonmusik, also den Bestandteilen dessen, was wir heute fälschlicher Weise als Ton bezeichnen. Ähnlich dem Licht, das sich aus unterschiedlichsten Anteilen der Spektralfarben zusammensetzt, besteht jeder "Ton" aus einem Grundton und einer Anzahl vieler Obertöne, die zusammen das Klangergebnis in unseren Ohren bilden.Mit diesen Teiltönen spielte Schimmelpfennig, ließ sie aufleuchten, wieder verschwinden, produzierte ein wahres Kaleidoskop der Klänge vor dem geistigen Auge seines Publikums. Insbesondere sein Beitrag "Regenbogen", bei dem er auf jedwede instrumentale Unterstützung verzichtete und nur seine eigene Stimme zum Einsatz kam, machte beeindruckend die faszinierende Akustik der Klosterkirche erkennbar. Bis in den letzten Winkel des Gotteshauses setzten sich die Tonspielereien Schimmelpfennigs ohne elektronische Unterstützung fort. Schimmelpfennig brachte den Ursprung der Musik zum Klingen.Licht im Bezug auf die Mariensymbolik

Natürlich darf bei einem Fest in Himmerod die Orgel nicht fehlen. Hierzu hatten die Veranstalter den Kölner Organisten Johannes Geffert gewinnen können, dessen Beitrag "Bénédiction de Dieu dans la solitude" am sichersten die Intention des Abends traf.Vor der Kirche inszenierte Michael Seyl eine Lichtinstallation, mit der die Kirchenfassade in die symbolischen Marienfarben Rot und Blau gehüllt wurden. Die Lichtinstallation nimmt dabei Bezug auf die Mariensymbolik, die in der Theologie des großen Heiligen eine besondere Bedeutung hat. Zu sehen ist sie noch bis Mittwoch, 20. August, täglich zwischen 22 und 24 Uhr.Zu den Klängen von Renaissancemusik, ausgeführt vom stilsicher agierenden Ensemble "Tourdion", konnte man sich entweder nur am Farbspiel erfreuen oder aber sich auch hier der Meditation hingeben.

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