Die Stille atmen

Der Top-Autor Rainer M. Schröder ist regelmäßiger Gast der ehrwürdigen Abtei Himmerod. Als neues Ehrenmitglied des "Förder- und Freundeskreises Abtei Himmerod" appelliert einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller für die Instandsetzung und den Erhalt des Zisterzienser-Klosters.

 Zurückgezogen im Kloster: Rainer M. Schröder. Foto: privat

Zurückgezogen im Kloster: Rainer M. Schröder. Foto: privat

Großlittgen. (red) Er ist vielfach ausgezeichneter Bestseller-Autor, ausgebildeter Opernsänger und Weltenbummler, war Goldgräber, Schatzsucher und Farmer und hält sich in der Abtei Himmerod auf, einem Ort der Besinnung und Abgeschiedenheit: Rainer M. Schröder. Er brachte hier in den vergangenen beiden Monaten sein neues, fast 800 Seiten starkes Werk zum Abschluss. Der historische Gesellschaftsroman ist am Ende des 18. Jahrhunderts angesiedelt und mit vielen Elementen eines Thrillers ausgestattet. Der 1951 in Rostock geborene Schröder zählt mit einer in Deutschland verkauften Gesamtauflage von fast sechs Millionen Büchern zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellern von Jugendbüchern sowie historischen Gesellschaftsromanen für Erwachsene.Das Arbeitszimmer des Autors in der Abtei ist einfach, aber gemütlich eingerichtet, ein kleiner Ofen sorgt für wohlige Wärme. Auf den Tischen stapeln sich Unterlagen, Bücher aus der Klosterbibliothek, eine Bibel und, als einziges Zeichen moderner Kommunikation, ein Laptop und ein iPod, aus dem klassische Musik zu hören ist. Die reduzierte Ausstattung, so der 56-jährige, unterstütze ihn bei seiner konzentrierten Arbeit. Schröder ist seit 1993 regelmäßig zu Gast im Kloster Himmerod. Der Schriftsteller hat hier in diesen Jahren viele seiner Bücher beendet und auch einige in Gänze verfasst. Sein 1996 erschienener Roman "Das Geheimnis der weißen Mönche" spielt sogar in großen Teilen im Zisterzienserkloster. Die Frage, was den weitgereisten Autor ausgerechnet nach Himmerod führte, ist förmlich unausweichlich: "Hier", so Rainer M. Schröder, "hat, wie so oft, der Zufall eine Rolle gespielt. Vor 15 Jahren hörte ich bei einer nächtlichen Autofahrt während einer Lesereise im Radio von der Abtei Himmerod, und mein Interesse war sofort geweckt. Ein Jahr später folgte mein erster zweiwöchiger Aufenthalt in Himmerod. Ich war fasziniert vom Leben in dieser klösterlichen Umgebung, war für den Zeitraum meines Aufenthaltes befreit von den Zwängen des Alltags und konnte mich endlich, zum ersten Mal seit vielen Jahren, richtig ausklinken.""Eigentlich fehlt mir nur noch ein Habit"

"Wissen Sie", so der Autor, "man lebt hier wie in einem abgeschlossenen Kreislauf, ohne Handyempfang und Internet, ich vermeide es, Zeitungen zu lesen, und auch vom Fernseher halte ich mich fern. Ich bewege mich in der Zeit meiner Anwesenheit ausschließlich im Bereich des Klosters. So wird man zurückgeworfen auf sich selbst, und automatisch ergeben sich Sinnfragen wie ,Wer bin ich?', ,Wo will ich hin?' und "Was geschieht mit mir?'. Dies ist das besonders Wichtige für mich an diesem ,Zurück in die Stille'. "Nur auf meine Musik," betont er und zeigt auf seinen MP3-Player, "kann und will ich nicht verzichten."Schröder, der sehr viele seiner Bücher hier in Himmerod beendet hat, und dafür zwei oder gar drei Monate von Frau und Familie getrennt ist, nimmt diesen Nachteil gerne in Kauf. Oft bringt er ein literarisches Skelett mit nach Himmerod, das hier die gewünschte Gestalt annimmt. "Schreiben ist Steinbrucharbeit. Ich stehe um 4 Uhr auf, und es folgt ein knochenhartes Arbeiten bis zu 12 Stunden, nur unterbrochen von den Gebetszeiten und dem gemeinsamen Essen. Es gibt keinerlei Ablenkung, und ich erlebe regelrechte Gedankenfluten. Man kann hier unglaublich viel schaffen. Der Aufenthalt in Himmerod ist sehr inspirierend, und in der Folge wirken die Bücher wie aus einem Guss." In den vielen Jahren, in denen Schröder das Kloster als Refugium nutzt, sind ihm natürlich die Problematiken nicht entgangen, die auf Himmerod lasten. Deshalb nahm er auch spontan und gerne die Ehrenmitgliedschaft des "Förder- und Freundeskreises Abtei Himmerod" an, der unlängst ins Leben gerufen wurde, und sicherte seine Unterstützung zu. Gleichzeitig geht ein Appell Schröders an all diejenigen, die sich dem Kulturgut Himmerod nahe fühlen, ihre Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen, um so nachhaltig den Erhalt der Klosteranlage zu sichern.Der bekennende Christ berichtet von einer regelrechten familiären Beziehung, die er mit den Brüdern der Abtei aufgebaut hat und von intensiven Freundschaften, die sich im Laufe der Jahre gebildet haben. "Ich darf mit den Mönchen im Chorgestühl stehen, was ich als besondere Anerkennung verstehe, und manchmal sagen sie mir augenzwinkernd, dass ich eigentlich gar nicht mehr gehen dürfe. Denn ich habe schon so viel Zeit in der Abtei verbracht, dass ich mein Noviziat bereits hinter mir habe. Eigentlich fehle mir nur noch ein Habit."

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