Die ganze Kirche swingt mit

MORBACH/WITTLICH. Das Gastspiel in der St.-Anna-Kirche dürfte bei den "Voices of Gospel" ebenso einen bleibenden Eindruck hinterlassen wie bei ihrem Publikum. Ließen sich im Hunsrück 550 Menschen begeistert mitreißen, so sang der Chor in Wittlich vor noch nicht einmal 150 Zuhörern.

Eine voll besetzte Kirche gibt es nicht alle Tage zu sehen. Schon gar nicht mit lauter schwungvollen und begeisterten Menschen, die keine Gelegenheit auslassen, mitzuklatschen und zusingen und sich unermüdlich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Am Sonntagabend hielt es jedoch keinen der rund 550 Besucher in der Morbacher St.-Anna-Kirche auf seinem Platz. Mitgerissen von den "Voices of Gospel" - Reverend Dwight Robson mit drei Sängerinnen, die gegen Ende von ihrer stimmlich überzeugenden Schlagzeugerin Verstärkung erhielten - tauchten die Konzertbesucher ein in diese andere Welt. Sie ließen sich davontragen von der Mischung aus Spirituals und Gospels, in denen Traurigkeit und überschäumende Lebensfreude so dicht beieinander liegen. Eine der wenigen Musikrichtungen, die Menschen aller Altersgruppen gleichermaßen fasziniert. "Wunderbar, sehr beeindruckend", schwärmte Alfred Vogel, einer der Über-50-Jährigen. Der Hinzerather war beeindruckt von den Stimmen den so überraschend jungen Sängerinnen. Ähnlich das Urteil einer jungen Frau aus dem gleichen Ort: "Super, ich bin begeistert," gestand Melanie Polok-Kieren ein, der die Atmosphäre in der Kirche sehr gut gefiel. Was die neben ihr sitzende Tanja Gillen-Kieren aus Hunolstein bestätigte. Sie höre gern Gospelmusik, live sei sie aber zum ersten Mal dabei. Abgesehen vom Chor faszinierte Christoph Legrand noch etwas anderes: "Dass man sich hier in der Kirche frei bewegen und mitmachen kann." Was man sonst in einer katholischen Kirche eher nicht kenne. "Das Singen geht viel lockerer", freute sich der Hundheimer, der auch begrüßte, "dass der Pfarrer mal die Initiative ergreift und die Leute mitreißt". Was in der Reihe hinter ihm Zustimmung bei Christine Veek aus Wirschweiler fand.Für Nelly Himschoot aus Bruchweiler war das Verbindende der Musik ein Erlebnis. "Ich find's schön, dass die Älteren so mitmachen", freute sich die junge Frau über die alle Altersklasse in Bewegung bringende Chormusik.Vom weißen Messgewand zur schwarzen Montur

Was Michael Wild nicht anders erwartet hatte. Als ehemaliger Mitarbeiter bei den Amerikanern in Idar-Oberstein hatte er das schon öfter erlebt: "Wenn die so eine Musik gemacht haben, hat das jeden mitgezogen." Bei so viel Begeisterung waren kritische Stimmen die Ausnahme. "Ich hab schon Besseres gehört", meinte eine Konzertbesucherin aus Laufersweiler ein wenig enttäuscht. Wozu sie jedoch ein Vergleich mit den "Golden Gospel Singers" veranlasste, die sie schon mehrmals in Kirchberg überzeugt hatten. Auch ihre Tochter gestand, sich mehr darunter vorgestellt zu haben. Sie habe sich mehr Stimmung gewünscht und schnellere Lieder gewünscht. Diese hatte sich der Chor offensichtlich mehr für die zweite Halbzeit aufgespart. Entsprechend einem Garderobenwechsel vom weißen Messgewand zur figurbetonten schwarzen Montur legten die Sänger nach zwei getragenen Beiträgen erst richtig los. Mit Klassikern wie "Rock my soul”, "He's got the whole world” oder "Amazing Grace” brachten sie zweieinhalb Stunden lang gewaltige Stimmung in die Kirche. Und dürften so mit ihrem vom Trierischen Volksfreund präsentierten Konzert beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Doch auch für den Chor war, den mehreren Zugaben nach zu schließen, das Gastspiel in Morbach sicher eines, an das sie gerne zurückdenken werden.Vor allem nach der Enttäuschung des Vorabends: Zu ihrem Auftritt im Adventszauberzelt auf dem Wittlicher Weihnachtsmarkt waren nach Aussage von Karl-Heinz Erz von der Morbacher Tourist-Information noch keine 150 Besucher gekommen.

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