Erotik, Liebe, Tod und Leidenschaft

GROSSLITTGEN. Jede Menge Feuer und Leidenschaft zügelt Silvia Rodewald-Wegmüller tagtäglich in sich. Auf der Leinwand dürfen sie heraus. "Wegis" Bilder sprühen daher oft regelrecht Funken.

Wegi, das ist der Rufname aus frühen Kindertagen, mit dem Silvia Rodewald-Wegmüller ihre Bilder bis heute signiert. Die in Zürich geborene Dame verschlug es vor 23 Jahren der Liebe wegen in die Eifel. Kennen gelernt hat sie ihren Mann in Spanien. Vielleicht ist das der Grund, warum die Zuneigung zu diesem Land nie nachlässt. Das spiegelt sich in ihren Bildern wider. Viele hängen an den Wänden ihres Hauses: Hier eine Flamenco-Tänzerin, da wieder eine, hier sogar ein Stier, ein Torero, wieder eine zweifellos spanische Lady. Die "spanische Impression", wie die meisten Werke mit Acrylfarben gemalt, erzählt von den elementaren Kräften des Lebens, von Erotik, Liebe, Tod und Leidenschaft, fokussiert in einer Stierkampf-Szene. "Obwohl ich noch nie im Leben einen Stierkampf gesehen habe", gesteht die Malerin. Manchmal entstehen ihre Bilder eben "aus dem Bauch heraus", innere Welten, kleines und großes Glück und Kämpfe, Gedanken und immer wieder die Leidenschaft schaffen sich Raum. Manchmal malt sie jedoch völlig anders. Gegenüber entdeckt der Besucher eine italienische Szene. Mit großem Zeitaufwand durchkomponiert, Schicht auf Schicht aufgetragen, zurückhaltende, sanfte Farben zielgerichtet angemischt: Das mit viel Feingefühl arrangierte Werk erzählt von der Stimmung der trägen, südländischen Mittagsstunden. Es ist eines der jüngeren Bilder, typisch für die augenblickliche künstlerische Phase der kreativen Frau. "Auch ohne Musik könnte ich mir mein Dasein nicht vorstellen", sagt Rodewald-Wegmüller. Sie liebt die Oper. Im Atelier legt sie sich manchmal Musik auf, klassische meist. "Dann male ich, was die Töne mir erzählen." An das Urwüchsige wagt sie sich ebenfalls heran. Ihr nächster Kurs führt sie zu einer Trommlerin, zu deren Rhythmen eine Tänzerin sich bewegen und die Kursteilnehmer malen werden. Sie selbst tanzt ebenfalls: Bauchtanz und - wie könnte es anders sein - den spanischsten aller Tänze, den Flamenco. Prinzipiell kann jede Begebenheit aus ihrem Leben zu einem Bild werden, Lust muss sie halt haben auf ein Motiv. Oder aber ein reizvolles Thema gestellt bekommen, wie bei der Wanderausstellung "Der lächelnde Christus", die 2006 zur Osterzeit nach Himmerod kommt. In den vergangenen Jahren wurde sie entlang des ganzen Jacobsweges gezeigt. Viele ihrer Bilder sind unverkäuflich. "Da entscheidet meine Familie mit", lächelt "Wegi". Seit etwa 1990 malt sie intensiv, studierte an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst in Trier, besucht weiterhin Kurse in aller Herren Länder. Ihre künstlerische Handschrift kommt an, was ihr Professoren und Kollegen immer wieder bestätigen. Hin und wieder nimmt sie Auftragsarbeiten an, hat jedoch auch dann weitgehend freie Hand. Rodewald-Wegmüllers Bilder sind regelmäßig in Ausstellungen der Region zu sehen. Im Tufa-Kunsthaus, im Bedahaus, derzeit bei der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler in Prüm. Zunehmend wird ihr Auftritt auch internationaler. So gehen ihre schöpferischen Wege nach und nach in alle Richtungen. Ihr Wunschtraum wird wahr. 2000 erhielt sie den Internet Europreis. "Das war schon eine Ehre", sagt sie in ihrer unnachahmlichen Mischung aus Schwizzerdütsch und hiesiger Umgangssprache. Menschen, die nicht malen können, gibt es nicht, glaubt "Wegi". Man müsse die Lust am eigenen Gestalten halt in sich finden. Vielleicht könne ja ein Besuch im Art Institute of Chicago erwecken: Es ist das Museum, das die Künstlerin aus Großlittgen niemals auslassen würde.

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