Fünf Meisterchöre und eine Orgel

Schon seit dem Osterfest erklingt die neue Orgel in der Wallfahrtskirche Klausen. Vollständig bezahlt allerdings ist sie noch nicht. Um auch diesem Ziel näher zu kommen, gab es jetzt ein Benefizkonzert, an dem fünf Meisterchöre der Region und der Organist Wolfgang Seifen teilnahmen.

 Seine Improvisationen waren weit mehr als nur ein Lückenfüller. Wolfgang Seifen am Spieltisch der Klausener Orgel. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Seine Improvisationen waren weit mehr als nur ein Lückenfüller. Wolfgang Seifen am Spieltisch der Klausener Orgel. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Klausen. (gkl) Ein Konzertbesucher, der eine viertel Stunde vor Beginn an der Klausener Wallfahrtskirche ankam, wurde mit den Worten begrüßt: "Hast Du dir einen Stuhl mitgebracht?" Und in der Tat, das Gotteshaus war rappelvoll, wer jetzt noch kam, konnte nur noch einen Stehplatz ergattern. Pater Karl-Josef Meyer schätzte die Besucherzahl auf 600 bis 700 und freute sich, dass der Vorsitzende des Regionalverbandes des Chorverbandes Rheinland-Pfalz, Horst Martin, ihn fragte, ob seine Organisation im nächsten Jahr wieder kommen dürfe. Geboten wurde dem Publikum ein geistliches Chor- und Orgelkonzert, bei dem insgesamt fünf Meisterchöre und Wolfgang Seifen, Professor für Orgelimprovisation an der Universität der Künste in Berlin, mitwirkten.Es war ein vielschichtiges Programm, an dem sich zum einen das Publikum erfreuen durfte und zum anderen die verschiedenen Ensembles ihrem erworbenen Titel eines Meisterchores gerecht werden wollten. So traten MGV 1902 Schweich und MGV 1910 Issel, beide unter der Leitung von Johannes Klar, mit dem "Salve Regina" von Jan Nieland und mit "I will Praise Thee, O Lord" von Knut Nystedt an, der Quartettverein Concordia 1912 aus Reinsfeld (Leitung Günter Weilerswist) konzentrierte sich mit Motetten von Jakob Arcadelt und Hans Leo Hassler auf die Barockmusik. Beiden Chören muss man ein hohes Niveau bescheinigen, auch wenn Hasslers "Cantate Dominum" viel von der barocken Leichtigkeit vermissen ließ. Nicht ganz in dieses Bild passte der MGV Harmonie Osburg unter der Leitung von Thomas Siessegger. Insbesondere das "Vater unser" von Carlo Boller war schlicht gesagt mit seinem Schunkelrhythmus kitschig, mutete sehr merkwürdig an.Friedrich Silchers großer Mottete "Alles was Odem hat" nahm sich mit Bravour das Vokalensemble St. Martin (Johannes Klar) aus Schweich an und konnte auf ganzer Linie beeindrucken. Ohne die chorischen Qualitäten zu schmälern, muss man hier allerdings auch festhalten, dass der klangliche Gesamteindruck von der Orgelbegleitung durch Seifen profitieren konnte. Unterhaltungen stören die Orgel-Vorträge

Dreimal fügte der Improvisationsmeister sich in bekannter und genialer Manier in das Programm ein. So eröffnete er den Abend mit seinen musikalischen Gedanken zum gregorianischen "Salve Regina", stellte in einer großen freien Improvisation dem Publikum die Orgel vor und widmete sich im Wechsel mit Klar, der die gregorianischen Verse sang, dem "Ave Maris stella" in einer französischen Barocksuite. Hier wurde Steggreifmusik der allerfeinsten Art geboten, und es war völlig unverständlich, warum manche Besucher diese Beiträge durch deutlich hörbare Unterhaltungen zu Lücken füllenden Zwischenspielen degradierten.Mit über 2000 Euro füllte das Publikum nach dem Konzert die Spendenkörbchen. Ein Betrag, der dem Orgelkonto gutgeschrieben werden kann, da die Mitwirkenden auf ein Honorar verzichtet hatten. Ihnen hatten die Zuhörer schon vorher mit überwältigendem Applaus gedankt.

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