Hüpfende Töne und intime Dialoge

WITTLICH. Auch der Jazz Club Wittlich war selbstverständlich mit von der Partie bei den Wittlicher Kulturtagen. Zu Gast war das Rudy Smith Quartett, das für sich selbst und den Club alle Ehre einlegte.

Kammerjazz, besser kann man das, was die Jazzfreunde beim vergangenen Konzert des Wittlicher Jazz Clubs im Hotel Lindenhof erleben konnten, nicht beschreiben. Zu Gast waren der Steeldrummer Rudy Smith und seine absolut gleichberechtigten Partner Natsuko Inada am Flügel, Heiko Eulen (Bass) und am Schlagzeug Jörg Müller-Fest. Diese Besetzung war in sofern etwas besonderes, als sie in Wittlich eine Premiere feierte. Müller-Fest sagte im TV -Gespräch: "Wir haben zwar schon einmal in Kassel zusammen gespielt, dass war aber eigentlich nur ein kennen lernen. Ein richtiges Konzert haben wir hier in Wittlich zum ersten Mal gespielt."Jonglieren mit Musik

Davon allerdings war im Lindenhof nichts zu merken. Die Vier musizierten, als ob sie das schon seit Jahr und Tag zusammen tun. Smith nahm ein Thema auf, gab es an seine Partner, die es weiter verarbeiteten, jonglierten mit der Musik gerade wie mit Bällen, oder vielleicht sollte man besser von Tüchern sprechen, so luftig und filigran, wie die Musik war. Smith selber ist eine Legende, was den Jazz und insbesondere die Steeldrum angeht. Souverän steht er an dem von ihm selbst entwickelten Instrument und behandelt es wie andere ein Klavier. Virtuose Läufe, feinste dynamische Phrasierungen, nichts scheint ihm fremd auf dem Teil, das seinen Ursprung in alten Öltonnen hat. Da wird auch der Klassikfreund, der sich (hoffentlich) bewusst oder unbewusst in dieses Konzert verirrt hat, aufmerksam, erkennt polyphone Zusammenhänge und thematische Anleihen im Barock, die auch vor Johann Sebastian Bach nicht halt machen. Spätestens hier war die Einbindung in die Wittlicher Kulturtage perfekt, stehen sie doch unter der Überschrift "Cross over der Künste". Und wer sonnenverwöhnte Assoziationen an einen Traumurlaub in Trinidad erwartete, war fehl am Platz. Nicht zuletzt dank einer ausgezeichneten Technik ging es fast den ganzen Abend verhältnismäßig leise zu. Überschäumende Fortissimopassagen gehörten eher zu den Ausnahmen.Übermütig, liebevoll

Erinnerungen wurden wach an das Modern String Quartett, das vor einigen Jahren in Wittlich war und bei dem sich auch niemand gewundert hätte, wenn auf einmal Musik von Johannes Brahms oder Antonin Dvofiák erklungen wäre. Wiewohl man allen vier Musikern für ihr Können Komplimente machen muss, Müller-Fests rhythmische Grundlage und auch seine seltenen Solopassagen waren grundsolide und aus Eulens Kontrabass kamen die Töne teilweise übermütig hervor gehüpft, ist es rechtens, wenn man Inada besonders erwähnt. Hier saß eine außergewöhnliche Pianistin am Flügel, die in den zahlreichen Balladen ihr Instrument geradezu liebevoll erzählen ließ. Die Dialoge mit der Steeldrum hatten oft schon etwas Intimes. Mit dem Konzert hat der Jazz Club wieder gezeigt, dass er ein wertvolles Mitglied im reichhaltigen Wittlicher Kulturangebot ist. Infos zu den Kulturtagen: www.intrinet.de/aktuell

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