In tiefer Verehrung für den Meister

Wittlich . Lotte Jekéli, eine große Dame aus der Welt der Pianisten, gestaltete das jüngsten Konzert des Wittlicher Musikkreises in der Synagoge. Ihr Abend stand ganz im Zeichen von Ludwig van Beethoven und seinen Sonaten.

Wie kaum ein anderer Komponist der klassischen Epoche ist die historische Gestalt Ludwig van Beethovens hinter seinem Werk zurück getreten - zurück gestellt worden. Der Eindruck, den sein Oeuvre auf viele Musikfreunde hinterlassen hat, ist so gewaltig, dass sein reales Leben, das weiß Gott nicht immer auf den berühmten Rosen gebettet war, überhöht, idealisiert und in das unerreichbare Elysium eingegangen ist, das er selber im Schlusssatz seiner neunten Sinfonie beschworen hat.Eine große Dame der Klavierwelt

Neben seinen Sinfonien sind der Dreh- und Angelpunkt des beethovenschen Schaffens seine Klaviersonaten. Das Klavier stellt das ureigenste Instrument des Bonner Meisters dar, hier war er ganz in seinem Element, konnte seine ganz persönlichen Gefühle am besten zum Ausdruck bringen. Beethoven griff, bis zu seiner Ertaubung, selbst gerne in der Öffentlichkeit in die Tasten und genoss einen ausgezeichneten Ruf als glänzender Improvisator.Trotz ihrer Beliebtheit kann man von den Sonaten nicht behaupten, sie lägen den Pianisten mund- oder besser handgerecht in den Fingern. Vielmehr zwang Beethoven zumindest seinen damaligen Instrumenten seine Klangvorstellungen regelrecht auf, wobei er keinerlei Rücksicht auf spätere Interpreten nahm. Gleich drei der insgesamt 32 zum Sonatenkanon gehörenden Werke hatte die Pianistin Lotte Jekéli neben den sechs Variationen über ein eigenes Thema (Opus 34) auf ihr Programm gesetzt, als sie jetzt in der Wittlicher Synagoge zu Gast war. Mit Jekéli war es dem Musikkreis der Stadt Wittlich gelungen, eine große Dame der Klavierwelt zu verpflichten. Glanzvoll klingt die Reihe der Pianisten, bei denen die gebürtige Siebenbürgerin sich ausbilden ließ. Ein Alfred Cortot gehört ebenso dazu wie Rudolf Serkin und Arturo Benedetti Michelangeli. Als Professorin für künstlerisches Klavierspiel an der Mainzer Universität gab sie lange Jahre ihr Können an Studenten weiter. Es war faszinierend, mit welchem Elan Jekéli sich an die d-moll Sonate, Opus 31,2, auch als Sturmsonate bekannt, heran machte. Auch an die berühmten "Appasionata", der f-moll Sonate, Opus 57, oder bei der abschließenden Mondscheinsonate in cis-moll, Opus 27,2 - zu keiner Zeit hatte man den Eindruck, routiniertes Herunterspielen eines vorgegebenen Notentextes zu hören.Jekéli prägte jede Komposition mit ihren eigenen Aussagen, mit dem großen Schatz ihrer musikalischen Lebenserfahrung als konzertierende Pianistin und lehrende Professorin. Dass sie den Abend ganz Beethoven weihte, zeigt nicht nur ihre tiefe Verehrung für den Meister sondern auch, dass der Flügel nicht nur sein, sondern auch ihr ureigenstes Instrument ist. Nach dem Abend in der Synagoge konnte man besser verstehen, was als Zitat im Programm abgedruckt war: "Sie spielt mit eindrucksvoller und ruhiger Beherrschung, sorgfältig jedes Detail ausleuchtend und niemals den Affekt übertreibend."

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