Kraftvolle Zungen und silbrige Mixturen

Von Dietrich Buxtehude bis zu Gastone Litaize reichte die Skala der Komponisten, mit denen das zweite Konzert an der neuen Orgel in Klausen aufwartete. Mit drei Zugaben bedankte sich der Interpret für den langen Schlussapplaus.

 Organist und Orgel überzeugen: Dr. Martin Welzel am Spieltisch der neuen Orgel in der Wallfahrtskirche Klausen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Organist und Orgel überzeugen: Dr. Martin Welzel am Spieltisch der neuen Orgel in der Wallfahrtskirche Klausen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Klausen. (gkl) Der Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme", verarbeitet durch Felix Mendelssohn Bartholdy in der Ouvertüre zu seinem Oratorium Paulus, stand am Anfang des Orgelkonzertes von Dr. Martin Welzel an der neuen Orgel der Wallfahrtskirche in Klausen. Welzel hatte die Orgelbearbeitung von William Thomas Best für den Beginn seines Abends gewählt, gleichsam wie die Aufforderung: Hört her, ihr werdet sehen, was in diesem neuen Instrument steckt. 39 klingende Register geben einem Interpreten natürlich auch eine große Bandbreite an Klangfarben, mit denen man ein Konzert vielfältig gestalten kann.Neue Orgel wird ihrer Aufgabe gerecht

Nach dem Ausflug in die Orchesterliteratur ging der promovierte Musikwissenschaftler über zur reinen Orgelliteratur und widmete sich zunächst mit einem Adagio von Jean-Adam Guillaume Freinsberg, in der Orgelwelt besser bekannt unter seinem französischen Namen Guilain, und dem Praeludium d-Moll, BuxWV 140, von Dietrich Buxtehude, der Barockmusik. Anschließend wendete Welzel sich mit den vier Versetten über "Ave Maris Stella" aus dem Opus 18 von Marcel Dupré und dem Lied aus den zwölf Pièces von 1932 von Gaston Litaize der klassischen Moderne zu bevor er mit der ersten Sonate in G-Dur, Opus 28, von Edward Elgar der Spätromantik die Reverenz erwies.Kraftvolle Zungenstimmen, sanfte Streicher

Die neue Orgel konnte den ihr gestellten Aufgaben mühelos gerecht werden. Kraftvolle Zungenstimmen, sanfte Streicher, weiche Flöten und silbrige Mixturen geben ein rundes Bild ab. Freilich: ihr fehlt ein wenig, gerade für Buxtehude, der raue Glanz als Barockinstrument, für die Romantik würde man sich eine wuchtigere Fülle in der Grundtönigkeit wünschen. Das aber ist nicht tragisch und vom Orgelbauer auch nicht so geplant.Welzels Spiel konnte mühelos überzeugen

Es wurde auf die Ausrichtung auf eine bestimmte Stilrichtung zugunsten einer großen Vielseitigkeit verzichtet, wie in der Weihefestschrift zu lesen ist. Welzels Spiel konnte ebenso mühelos überzeugen, wenngleich es manchmal etwas akademisch wirkte. Die barocken Ausschmückungen waren zu sehr berechenbar, Duprés Marienversetten zu statisch. Künstlerische Freiheiten nahm sich der Interpret erst bei Elgar, dem technisch anspruchsvollsten Werk des Abends, dessen Tonsprache Welzel offensichtlich am meisten lag. Für den langen und herzlichen Applaus des zahlreichen Publikums bedankte der Musiker sich mit nicht weniger als drei Zugaben.

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