Kunst im Käfig

BERNKASTEL-KUES. Seit dem vergangenen Wochenende ist Bernkastel-Kues um eine Attraktion reicher: Zwei Skulpturen der Künstlerin Mana Binz aus Lieser sind die Grundlage für die "Skulpturenstadt der Mittelmosel".

Die Skulpturen von Mana Binz machen neugierig - selbst in verhülltem Zustand: Vor der Enthüllung lupften zahlreiche Passanten die Planen, die die beiden bereits aufgestellten Skulpturen in der Graacher Straße verdeckten. In blauen und in weißen Kunststoff gehüllt standen die mehrere Meter hohen Objekte da und ließen nur schwach erahnen, wie sie einmal wirken würden. Ein alter Fachwerkbalken ist der Mittelpunkt der ersten Skulptur der Künstlerin in der Graacher Straße. Umhüllt wird der Balken von einem Stahlkorsett aus schräg angebrachten Stangen. "Die Schönheit der Fachwerkkonstruktion soll hervorgehoben werden", sagte die Künstlerin zur Eröffnung. "Zugleich wird die Gefährdung alter Bausubstanz deutlich gemacht. Die Verwendung von Edelstahl veranschaulicht, dass Altes und Neues, in sinnvoller Weise zusammengefügt, eine neue Harmonie ergibt. Nachts spielt die Skulptur mit dem Licht: rot angestrahlt ist der Balken, nähert sich ein Betrachter, schalten Bewegungsmelder helleres Licht ein. "Ich kann nur empfehlen, auch mal am Abend hier durch diese Straße zu laufen", sagte Binz. Blau leuchtet die zweite Skulptur, ein Stück weiter in der Graacher Straße, bei Nacht. Aus Polyester hat Binz ein längliches Objekt geformt, mit Löchern und hervorstehenden Teilen. Das Objekt ist in einen stählernen Käfig eingesperrt, der auf einem Metallsockel steht. An diesem fordert eine Kurbel die Experimentierfreude der Betrachter heraus. Dreht man an der Kurbel, dreht sich die Figur. "Durch drehen an der Kurbel kann der Betrachter die Sichtweise auf die kasernierte Umwelt verändern. In jedem Falle verhindert der Käfig jedoch das unmittelbare Erlebnis." Ein Briefschlitz im Sockel der Skulptur fordert die Besucher zur Interaktion: Hier sollen sie Wünsche an die Stadt und das Umland einwerfen. "So wird der Dialog zwischen Stadt und Bürger Teil des Kunstwerks", sagte Binz. Eine dritte Skulptur mit dem Titel "Lebensphasen" soll am 9. Oktober um 16 Uhr am Bärenbrunnen enthüllt werden. Sie wird aus sieben Kuben in Zellform bestehen, "ähnlich dem menschlichen Zellaufbau". Den sieben Zellen sind die wichtigsten Lebensphasen des Menschen zugeordnet: Zeugung/Geburt, Kindheit/Taufe, Schulzeit/Erstkommunion/Konfirmation/Jugend, Sexualität/Liebe/Partnerschaft/Ehe, Kinder/Hausbau/Beruf, Veränderung/Trennung/Krankheit/Neuorientierung und Sterben/Tod. Mana Binz bittet die Menschen aus der Region, sie bei der Gestaltung mit einem persönlichen Gegenstand von sich zu unterstützen. Diese Gegenstände sollen in die Skulptur integriert und durch "Schlüssellöcher" betrachtbar werden. Insgesamt sollen sechs Skulpturen in der Graacher Straße in Bernkastel-Kues aufgestellt werden. Die ersten drei stiftet die Künstlerin Mana Binz der Stadt. Wer die anderen drei gestalten wird, ist noch nicht bekannt. Gegenstände für die Skulptur "Lebensphasen" können bis zum 9. September an Mana Binz, Paulshof, Paulsstraße 10-12, 54470 Lieser, geschickt oder täglich zwischen 11 und 18 Uhr im Bernkastler Fenster abgegeben werden.

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