"Musik war Leben"

WITTLICH. Kunst im Konzentrationslager: Dieser Gegensatz ist Thema einer Wanderausstellung, die die Synagoge in Wittlich vom 27. Januar bis zum 4. Juni präsentiert.

Aufsehen erregt sie nicht gerade, die Ausstellung über das Leben des Komponisten Viktor Ullmann im Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt, die von der Musikwissenschaftlerin Beate Schröder-Nauenburg sowie ihrem Fachkollegen und Pianisten Jascha Nemtsov konzipiert wurde. Beim Betreten der Synagoge fällt der Blick zunächst auf die prächtige Dekoration, die sich an den Decken und Wänden im Innern befindet. Erst beim zweiten Hinschauen fallen die 16 Tafeln an den Seitenwänden der Synagoge auf. Genau diese Bild- und Texttafeln sind das Kernstück der Ausstellung mit dem Titel "Mozart in Theresienstadt. Kunst und Kultur im Vorhof der Hölle". Beginnend mit einer allgemeinen Einführung zur Entstehung der jüdischen Musik, erzählt sie von den Lebensbedingungen im KZ sowie den künstlerischen Arbeiten von Ullmann und den anderen Musikern dort. Dass es Kunst und Kultur im KZ gab, ist für die meisten Menschen unvorstellbar. Zwangsarbeit, Hunger, Seuchen und Tod sind eher Begriffe, die mit dem Nationalsozialismus verbunden werden. Trotz alledem entwickelte sich im KZ Theresienstadt ein reiches und anspruchsvolles Kulturleben. Diese Art der "Freizeitgestaltung" wurde vor allem zu Propagandazwecken eingesetzt. Mit Hilfe von Musik, Sport und Theater verwandelte sich das KZ Theresienstadt in ein Vorzeigelager, das hauptsächlich dazu diente, die Bevölkerung zu täuschen und so die wahren Absichten der Nationalsozialisten zu verschleiern. Für die inhaftierten Künstler aber bedeutete die Freizeitgestaltung ein Stück Freiheit, da sie in dieser Zeit von der Zwangsarbeit freigestellt wurden. Dies verdeutlicht ein Zitat der Sängerin Greta Hofmeister, die das KZ Theresienstadt überlebt hat: "Musik! Musik war Leben." So agierte auch Viktor Ullmann in Theresienstadt als Konzertorganisator, Klavierbegleiter sowie Musikkritiker und verfasste nebenbei musikhistorische Meisterwerke wie das Melodrama "Die Weise von Liebe und Tod" und die Oper "Der Kaiser von Atlantis". Die Wanderausstellung "Mozart in Theresienstadt. Kunst und Kultur im Vorhof der Hölle" ist bis zum 4. Juni in der Synagoge in Wittlich zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr.

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