Musikalische Glaubwürdigkeit

Schon zum wiederholten Mal gastierte der Chor "tonART" in der Kueser Pfarrkirche St. Briktius. Unter der Leitung von Michael Reif stand auch diesmal die Musik der Romantik und der Neuzeit im Mittelpunkt.

 Mit seinem Konzert in der Pfarrkirche St. Briktius in Bernkastel-Kues konnte der Kammerchor „tonART“ überzeugen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Mit seinem Konzert in der Pfarrkirche St. Briktius in Bernkastel-Kues konnte der Kammerchor „tonART“ überzeugen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bernkastel-Kues. (gkl) Das Ensemble ist ein Laienchor. In der Beschreibung ist ausdrücklich zu lesen, dass die Mitglieder von "tonART" Laiensängerinnen und -sänger sind, die neben ihrem Engagement in großen Chören noch eine Herausforderung auf dem Gebiet der a-cappella Musik gesucht haben. Michael Reif, langjähriger Leiter der Trierer Musikschule und inzwischen musikalischer Chef des renommierten Kölner Gürzenich-Chors, bietet den Choristen diese Herausforderung. In der katholischen Pfarrkirche St. Briktius in Bernkastel-Kues demonstrierte "tonART" zu welchen Leistungen ein solches Ensemble in der Lage ist. Dem Konzert vorausgegangen war ein Probenwochenende im Kloster Himmerod.Was "tonART" zunächst einmal auszeichnete, war eine große Stimmkultur, ein feines Hantieren mit der Dynamik, mit dem sich der Chor sehr schnell auf die Akustik des Raumes einstellte. Pianopassagen breiteten sich raumgreifend im Kirchenschiff aus, glänzten mit ausgewogener Präsenz. Jubelndes Forte unterstrich die Textbedeutung, war aber immer kultiviert, nie erdrückend, kraftvoll aus sich selbst. Dies demonstrierte schon gleich zu Anfang der Lobgesang "Jauchzet dem Herrn" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Ihm folgte ein reichhaltiges Angebot an Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, ein Gebiet, auf dem sich der Chor offensichtlich rundherum wohlfühlte. Ob nun Pablo Casals Motetten "O vos omnes" und "Tota pulchra", beide deutlich der Romantik verpflichtet, oder das sehr rhythmisch angelegte "Laudate Dominum" des Spaniers Javier Busto und das erst am Wochenende einstudierte und sehr anspruchsvolle "Benedictio" des 1960 geborenen Esten Urmas Sisask. Alle Werke strahlten eine sehr große Glaubwürdigkeit aus, überzeugten durch ihre Stimmigkeit. Die teilweise großen Anforderungen an die intonatorischen Fähigkeiten konnte der Chor über weite Strecken ausgezeichnet meistern. Glanz verlieh dem Konzert auch die Sopranistin Claudia Hauch, die in Bob Chilcotts "God so loved the world" die Solistenpartie übernommen hatte. Einziger Schwachpunkt in einem an sich überzeugenden Konzert war die Motette "Die Himmel erzählen" von Heinrich Schütz, die bezeichnender Weise auch der einzige Ausflug des Ensembles in den Barock darstellte. Den interpretatorischen Ansprüchen konnten die Sänger nicht wirklich gerecht werden, es fehlte an der inneren Leichtigkeit. Hier wurde das Bemühen um eine adäquate Interpretation zu deutlich. Deutliche Freude kam beim Publikum auf, als Reif als Dank für den langen und herzlichen Applaus die Wiederholung des schwungvollen Benedictio ankündigte.

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